Jedes Schmuckstück ist ein Unikat
Leonie Senger und Vincent Bauer nutzen die Corona-Zwangspause kreativ. Sie haben eine Vorliebe für ein bestimmtes Material und klare Vorstellungen zu den Formen
Landsberg/Lengenfeld Wegen des coronabedingten Lockdowns fallen gerade viele Aktivitäten wie Partys, Kino, Urlaubsreisen und Treffen mit Freunden weg. Dafür bleibt aber mehr Zeit für neue Ideen, die sogar zu Geschäftsideen führen. So haben Leonie Senger und Vincent Bauer aus Landsberg ihre Liebe zum handwerklichen Tun zum Anlass genommen, selbst Schmuck zu entwerfen und herzustellen. Als Werkstatt dient das helle Dachatelier im Elternhaus von Vincent in Lengenfeld. Sie haben ihren eigenen Stil entwickelt.
Der große Tisch wurde günstig gebraucht gekauft, zwei Halbkreise an der Längsseite ausgeschnitten und mit Metallhaltern und festen Tüchern versehen. Dieser dient als Werkbank mit zwei Arbeitsplätzen. In den Tüchern sammeln sich Silberreste und -staub – alles wird, zusammen mit Silber aus dem Fundus von Freunden und Verwandten, eingeschmolzen und wiederverwendet.
Leonie Senger (17) und Vincent Bauer (20) arbeiten ausschließlich mit Silber, das sie vorwiegend aus England beziehen. Es unterstreicht ihren puristischen Stil am besten und macht den Schmuck erschwinglich. Ein Pluspunkt, der gerade bei ihrer jungen Klientel offenbar gut ankommt.
Schon mit seinem Vater, der dem jungen Paar auch seine vielfältigen Werkzeuge zur Verfügung stellt, hat Vincent Bauer als Kind viel gebaut, beispielsweise einen Hasenstall. Sein Geschick konnte er in seiner Ausbildung bei Hirschvogel in Denklingen als Werkzeugmechaniker noch perfektionieren, und so kam er eines Tages auf die Idee, für sich ein Gliederarmband aus Edelstahl herzustellen.
Mit seiner Liebe zum Selbermachen hat er auch seine Freundin angesteckt, und in gemeinsamer Produktion sind bereits Nachtkästchen, Hochbeet, Bank und Tisch entstanden. Ursprünglich wollte Leonie Senger, die den sozialen Zweig der FOS in Landsberg besucht, einen sozialen Beruf ergreifen. Durch ihren Freund geprägt, wird sie nun eine Lehre als Bauzeichnerin beginnen und will danach Architektur studieren.
Ringe, Ohrringe, Anhänger und Armbänder von „TimeIsDesign“– unter diesem Namen vertreiben die beiden ihren Schmuck – sprechen ihre eigene Sprache. Es sind Unikate, jedes Stück wird von Hand gefertigt und ist damit so individuell wie sein Träger. Schmuck ohne Schnickschnack im minimalistischen, oft geometrischen Design, die Oberflächen sind glatt und glänzend oder mit Textur, zum Beispiel gehämmert. Innerhalb kürzester Zeit sind bei den Jungunternehmern bereits 40 Bestellungen eingetroffen, freuen sich Leonie und Vincent, die auch ihren Onlineshop (www.timeisdesign.com) selber aufgebaut und alle Teile selbst fotografiert haben. Auch die Techniken, die zur Schmuckherstellung nötig sind, haben sie sich selbst beigebracht – hilfreich dabei waren Videos im Internet.
Ihre Einnahmen stecken sie gleich wieder in neue Werkzeuge, die insbesondere auf Vincent Bauer eine große Faszination ausüben. Voller Stolz zeigt er, wie geschickt sich Gravuren mithilfe einer Gravurkugel anbringen lassen. Wie es seinem Naturell entspricht, hat er auch viele Hilfsmittel im Schmuckatelier selbst gebaut, so eine Polieranlage oder auch ein Mini-Fotostudio. Die Ideen gehen den beiden Jung-Designern jedenfalls so schnell nicht aus – die Skizzenbücher sind mit Entwürfen gut gefüllt.
Sie haben einen eigenen Onlineshop