Wenn uns zu viel Stille umgibt
Eine Telefonnummer gegen die Einsamkeit hat die Nachbarschaftshilfe Dießen ins Leben gerufen. Und die ist, nach gut einem Jahr Pandemie, dringend nötig. Denn immer mehr Menschen, die alleine zu Hause sind, werden immer einsamer.
Da ist niemand, der nach dem Aufstehen einen guten Morgen wünscht oder einen zum Abschied – beispielsweise nach einem entspannten Kaffeebesuch – in den Arm nimmt. Da sind oftmals nur die Stimmen aus dem Radio oder dem Fernsehgerät, die tagsüber wenigstens dafür sorgen, dass man nicht die sprichwörtliche Stecknadel in der Stille fallen hört.
Sich austauschen, Fragen stellen, das Lachen eines vertrauten Menschen hören oder auch mal gemeinsam weinen, weil Angst und Verzweiflung sich einen Weg bahnen müssen – all das fehlt in CoronaZeiten. „Social Distancing“ist das Gebot der Stunde, in der Hoffnung, die Pandemie in den Griff zu bekommen. Das ist ja schön und gut, wir müssen nur aufpassen, dass die Zukunft nicht geprägt wird vom Begriff des „broken hearts“, also des gebrochenen Herzens, weil die Einsamkeit ihre Ketten immer enger um unsere Seelen schnürt.
Gut, dass es Menschen wie Sabine Krämer und ihr Team der Nachbarschaftshilfe gibt, die sich anbieten, die Stille wenigstens am Telefon zu durchbrechen. Solche Menschen braucht es immer – in Zeiten von Lockdown und Kontaktbeschränkungen aber mehr denn je. Sie werden nicht jede Depression verhindern, nicht jeden aus der Einsamkeit herausführen können, aber sie sorgen für ein bisschen mehr Menschlichkeit im Kampf gegen die Pandemie.