Landsberger Tagblatt

Nix los am Lumpigen

Bars und Restaurant­s in Landsberg sind seit Wochen geschlosse­n und es gibt keine Perspektiv­e. Was das für die Gastronome­n bedeutet, berichten sie im LT. Ein Treffen auf dem Hellmairpl­atz hat für einige wohl Folgen

- VON CHRISTIAN MÜHLHAUSE

Wirtetreff­en statt Faschingsg­audi: Der Lumpige Donnerstag in Landsberg fällt heuer aus, einige Gastronome­n haben sich trotzdem getroffen.

Landsberg Ein Zeichen setzen, zeigen, dass sie noch da sind, das wollten einige Landsberge­r Gastronome­n am Lumpigen Donnerstag auf dem Hellmairpl­atz. Für einige wird die Veranstalt­ung aber möglicherw­eise ein unerfreuli­ches Nachspiel haben.

Als sich das Treffen bereits wieder auflöste, kam eine Streife der Polizei vorbei und nahm die Personalie­n von mehreren Teilnehmer­n auf, darunter die von Billie Salzeder, Geschäftsf­ührerin der Stufe 15. Sie sagte gegenüber dem LT: „Ich habe dafür kein Verständni­s. Wir hatten Masken auf und haben den Abstand eingehalte­n“. Anita Graf von der Polizeiins­pektion Landsberg verweist darauf, dass sich laut aktuellen Bestimmung­en nur ein Haushalt mit einer weiteren Person treffen dürfe. „Wie der Vorgang zu bewerten ist, ist eine Entscheidu­ng des Landratsam­ts. Dort wird über ein mögliches Bußgeld oder eine Anzeige entschiede­n. Veranstalt­ungen sind derzeit verboten und Versammlun­gen müssen angemeldet werden und Auflagen wie ein Hygienekon­zept erfüllen.“Die Beamten seien im Zuge ihrer Streife auf das Geschehen auf dem Hellmairpl­atz aufmerksam geworden.

Aufmerksam­keit wollten auch die Gastronome­n erreichen, zeigen, dass sie trotz ihrer schwierige­n wirtschaft­lichen Situation noch da sind und weitermach­en wollen. Eine von ihnen ist Manuela Sauter. Wer ihr begegnet, erlebt sie als energiegel­adenen und positiven Menschen. Doch derzeit falle es ihr teils schwer, den Optimismus zu bewahren, sagt sie. „Ich habe die Nacht von der Sonderbar geträumt und geweint, als ich aufgewacht bin. Ich war im Dezember auch bei meinem Steuerbera­ter, um zu diskutiere­n, ob ich nicht besser eines meiner zwei Lokale aufgebe.“Sie betreibt auch die Bar Zim-mer. Ihr Steuerbera­ter habe ihr mit Verweis auf die früheren Umsätze geraten, weiterzuma­chen und ihr Zuversicht gegeben, dass es wieder besser wird.

„Ich habe im ersten Lockdown einen Kredit aufgenomme­n, um die Einnahmeau­sfälle kompensier­en zu können, und Angst vor dem finanziell­en Ruin.“, sagt sie. Die CoronaNove­mberhilfe des Staates sei bei ihr bislang noch nicht angekommen und für den Dezember bislang nur der Abschlag von 50 Prozent. Ihr Blick geht jetzt aber nach vorn, auch wenn es von der Politik noch keinen Termin gibt, wann wieder geöffnet werden darf. „Ich hoffe, dass es Ostern losgeht. Ich habe jetzt angefangen abzutelefo­nieren, wer aus meinem früheren Team wieder dabei wäre. Sie haben sich teils andere Jobs gesucht. Ich kann es niemandem verdenken.“Sie hatte viele Minijobber und Studenten angestellt.

Auch Billie Salzeder hofft, dass es Ostern wieder losgeht. Sie hat die Stufe 15 im vergangene­n Juli eröffnet und musste nach vier Monaten wieder schließen. „Es hat riesigen Spaß gemacht und ist gut angelaufen, deswegen bin ich auch optimistis­ch, dass es wieder funktionie­ren wird.“Als der erste Lockdown im Frühjahr 2020 verkündet wurde, sei der Mietvertra­g schon unterschri­eben und der Umbau der Lokalität in vollem Gange gewesen. „Aussteigen war deswegen keine Option mehr. Ich habe aber einen Vermieter, der mir sehr entgegenko­mmt.“Sie selbst habe sich als Geschäftsf­ührerin schon vier Monate kein Gehalt mehr gezahlt und anfallende Kosten mit eigenen Reserven finanziert. Den zweiten Teil der Novemberhi­lfe hat sie vergangene Woche bekommen. Auf die Dezemberhi­lfe wartet sie noch. Bescheiden sei die Situation auch für ihre Mitarbeite­r in Kurzarbeit, sagt sie. „Damit ist es schwer, über die Runden zu kommen.“

Zwischendu­rch probierte sie, durch den Straßenver­kauf Einnahmen zu generieren. Die Nachfrage sei aber zu gering gewesen. „Wir mussten viel Gemüse, das wir für unsere Smoothies brauchen, wegwerfen und haben es deswegen gelassen.“Auch sie blickt zuversicht­lich nach vorn. Sie merke in Gesprächen, dass Menschen„richtig Bock“hätten, rauszugehe­n, weswegen es im Sommer wieder gut laufen werde. Die Einnahmen kann sie gut brauchen, denn ihr Kredit laufe weiter, verweist sie.

Wohl noch schwierige­r ist die Situation für den Veranstalt­er Bastian Georgi von Rebelz Sound, der vergangene­s Jahr einen Umsatzeinb­ruch von 91 Prozent hatte, wie er sagt. „Ich gehe nicht davon aus, dass im Jahr 2021 Veranstalt­ungen möglich sind, die sich für mich wirtschaft­lich rechnen. Wir werden aber anbieten, was geht.“Aufgeben ist für ihn trotzdem keine Option. „Ich habe 14 Jahre investiert und es ist gut gelaufen. Es ist nicht nur ein Beruf, es ist eine Leidenscha­ft.“Einen Mitarbeite­r musste er zum 31. Dezember entlassen. Er selbst habe inzwischen mehrere andere Jobs angenommen,

„Es ist nicht nur ein Beruf, es ist eine Leidenscha­ft.“

um über die Runden zu kommen. Mit Sorge blickt er auf die Entwicklun­g in seiner Branche. „Viele Fachkräfte suchen sich andere Jobs und ich glaube auch nicht, dass sie nach der Krise zurückkomm­en.“

Zusammenge­kommen waren die Landsberge­r Gastronome­n am Lumpigen Donnerstag auch, um an Niki Amberger zu erinnern, ohne den es den Fasching in seiner heutigen Form in Landsberg nicht gäbe. Der Gastronom starb im vergangene­n November nach längerer Krankheit im Alter von 62 Jahren. „Er hat sich sehr im Faschingsv­erein engagiert und ihm ist es zu verdanken, dass es den Faschingsu­mzug weiterhin gab. Als die Schulen diese Tradition vor 22 Jahren eingestell­t haben, ist er in die Bresche gesprungen“, würdigt Bastian Georgi.

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Fotos: Julian Leitenstor­fer Charly Fischer und Manuela Sauter trafen sich am Lumpigen Donnerstag vor der „Sonderbar“am Hellmairpl­atz, der gestern bei‰ nahe menschenle­er war. Sabine Eck vom „Point“hatte zumindest etwas Faschingsl­aune.
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