Nix los am Lumpigen
Bars und Restaurants in Landsberg sind seit Wochen geschlossen und es gibt keine Perspektive. Was das für die Gastronomen bedeutet, berichten sie im LT. Ein Treffen auf dem Hellmairplatz hat für einige wohl Folgen
Wirtetreffen statt Faschingsgaudi: Der Lumpige Donnerstag in Landsberg fällt heuer aus, einige Gastronomen haben sich trotzdem getroffen.
Landsberg Ein Zeichen setzen, zeigen, dass sie noch da sind, das wollten einige Landsberger Gastronomen am Lumpigen Donnerstag auf dem Hellmairplatz. Für einige wird die Veranstaltung aber möglicherweise ein unerfreuliches Nachspiel haben.
Als sich das Treffen bereits wieder auflöste, kam eine Streife der Polizei vorbei und nahm die Personalien von mehreren Teilnehmern auf, darunter die von Billie Salzeder, Geschäftsführerin der Stufe 15. Sie sagte gegenüber dem LT: „Ich habe dafür kein Verständnis. Wir hatten Masken auf und haben den Abstand eingehalten“. Anita Graf von der Polizeiinspektion Landsberg verweist darauf, dass sich laut aktuellen Bestimmungen nur ein Haushalt mit einer weiteren Person treffen dürfe. „Wie der Vorgang zu bewerten ist, ist eine Entscheidung des Landratsamts. Dort wird über ein mögliches Bußgeld oder eine Anzeige entschieden. Veranstaltungen sind derzeit verboten und Versammlungen müssen angemeldet werden und Auflagen wie ein Hygienekonzept erfüllen.“Die Beamten seien im Zuge ihrer Streife auf das Geschehen auf dem Hellmairplatz aufmerksam geworden.
Aufmerksamkeit wollten auch die Gastronomen erreichen, zeigen, dass sie trotz ihrer schwierigen wirtschaftlichen Situation noch da sind und weitermachen wollen. Eine von ihnen ist Manuela Sauter. Wer ihr begegnet, erlebt sie als energiegeladenen und positiven Menschen. Doch derzeit falle es ihr teils schwer, den Optimismus zu bewahren, sagt sie. „Ich habe die Nacht von der Sonderbar geträumt und geweint, als ich aufgewacht bin. Ich war im Dezember auch bei meinem Steuerberater, um zu diskutieren, ob ich nicht besser eines meiner zwei Lokale aufgebe.“Sie betreibt auch die Bar Zim-mer. Ihr Steuerberater habe ihr mit Verweis auf die früheren Umsätze geraten, weiterzumachen und ihr Zuversicht gegeben, dass es wieder besser wird.
„Ich habe im ersten Lockdown einen Kredit aufgenommen, um die Einnahmeausfälle kompensieren zu können, und Angst vor dem finanziellen Ruin.“, sagt sie. Die CoronaNovemberhilfe des Staates sei bei ihr bislang noch nicht angekommen und für den Dezember bislang nur der Abschlag von 50 Prozent. Ihr Blick geht jetzt aber nach vorn, auch wenn es von der Politik noch keinen Termin gibt, wann wieder geöffnet werden darf. „Ich hoffe, dass es Ostern losgeht. Ich habe jetzt angefangen abzutelefonieren, wer aus meinem früheren Team wieder dabei wäre. Sie haben sich teils andere Jobs gesucht. Ich kann es niemandem verdenken.“Sie hatte viele Minijobber und Studenten angestellt.
Auch Billie Salzeder hofft, dass es Ostern wieder losgeht. Sie hat die Stufe 15 im vergangenen Juli eröffnet und musste nach vier Monaten wieder schließen. „Es hat riesigen Spaß gemacht und ist gut angelaufen, deswegen bin ich auch optimistisch, dass es wieder funktionieren wird.“Als der erste Lockdown im Frühjahr 2020 verkündet wurde, sei der Mietvertrag schon unterschrieben und der Umbau der Lokalität in vollem Gange gewesen. „Aussteigen war deswegen keine Option mehr. Ich habe aber einen Vermieter, der mir sehr entgegenkommt.“Sie selbst habe sich als Geschäftsführerin schon vier Monate kein Gehalt mehr gezahlt und anfallende Kosten mit eigenen Reserven finanziert. Den zweiten Teil der Novemberhilfe hat sie vergangene Woche bekommen. Auf die Dezemberhilfe wartet sie noch. Bescheiden sei die Situation auch für ihre Mitarbeiter in Kurzarbeit, sagt sie. „Damit ist es schwer, über die Runden zu kommen.“
Zwischendurch probierte sie, durch den Straßenverkauf Einnahmen zu generieren. Die Nachfrage sei aber zu gering gewesen. „Wir mussten viel Gemüse, das wir für unsere Smoothies brauchen, wegwerfen und haben es deswegen gelassen.“Auch sie blickt zuversichtlich nach vorn. Sie merke in Gesprächen, dass Menschen„richtig Bock“hätten, rauszugehen, weswegen es im Sommer wieder gut laufen werde. Die Einnahmen kann sie gut brauchen, denn ihr Kredit laufe weiter, verweist sie.
Wohl noch schwieriger ist die Situation für den Veranstalter Bastian Georgi von Rebelz Sound, der vergangenes Jahr einen Umsatzeinbruch von 91 Prozent hatte, wie er sagt. „Ich gehe nicht davon aus, dass im Jahr 2021 Veranstaltungen möglich sind, die sich für mich wirtschaftlich rechnen. Wir werden aber anbieten, was geht.“Aufgeben ist für ihn trotzdem keine Option. „Ich habe 14 Jahre investiert und es ist gut gelaufen. Es ist nicht nur ein Beruf, es ist eine Leidenschaft.“Einen Mitarbeiter musste er zum 31. Dezember entlassen. Er selbst habe inzwischen mehrere andere Jobs angenommen,
„Es ist nicht nur ein Beruf, es ist eine Leidenschaft.“
um über die Runden zu kommen. Mit Sorge blickt er auf die Entwicklung in seiner Branche. „Viele Fachkräfte suchen sich andere Jobs und ich glaube auch nicht, dass sie nach der Krise zurückkommen.“
Zusammengekommen waren die Landsberger Gastronomen am Lumpigen Donnerstag auch, um an Niki Amberger zu erinnern, ohne den es den Fasching in seiner heutigen Form in Landsberg nicht gäbe. Der Gastronom starb im vergangenen November nach längerer Krankheit im Alter von 62 Jahren. „Er hat sich sehr im Faschingsverein engagiert und ihm ist es zu verdanken, dass es den Faschingsumzug weiterhin gab. Als die Schulen diese Tradition vor 22 Jahren eingestellt haben, ist er in die Bresche gesprungen“, würdigt Bastian Georgi.