Schüler warten auf Tablets
Seit Januar gilt an den Schulen in Bayern Distanzunterricht. Die Stadt Landsberg will sozial benachteiligten Kindern deswegen mit digitalen Leihgeräten helfen. Doch die zugesagten Geräte lassen auf sich warten
Landsberg Seit Anfang des Jahres gilt an den bayerischen Schulen Distanzunterricht. Doch nicht alle Schüler haben Zugang zum digitalen Unterricht. Vor allem Kinder aus sozial schwachen Familien fehlt zu Hause die technische Grundausstattung. Deshalb hat die Stadt im September über ein Förderprogramm 185 Tablets für die städtischen Grundschulen und die Mittelschule bestellt. Doch seither ist nichts passiert. Die Schüler warten vergeblich auf die Leihgeräte. An der Mittelschule wurde sogar ein Spendenaufruf gestartet. In der Sitzung des Pandemieausschusses des Stadtrats gab es dann eine gute Nachricht.
Bereits Mitte Januar waren die 185 Tablets ein Thema im Stadtrat. Christoph Zerle von der Stadtverwaltung hatte damals mitgeteilt, dass man noch auf die Geräte warte, die die Schulen an ihre Schüler weitergeben können. Zudem habe man die Zusage, über ein Förderprogramm 77 Laptops für Lehrkräfte zu erhalten. Wenige Tage später hatte die Stadt in einer Pressemitteilung erklärt, dass die Tablets in den nächsten Tagen eintreffen sollen.
Stadträtin und Schulreferentin Margit Däubler (SPD) wurde in der Pressemeldung mit den Worten zitiert: „Gerade in der aktuellen Lage ist es wichtig, niemanden aus den Augen zu verlieren und für möglichst gleiche Voraussetzungen zu sorgen. Bildung darf nicht von den finanziellen Mitteln der Eltern abhängen.“Auch Anja Schweikert, die kommissarische Leiterin der Mittelschule, kam in der Pressemeldung zu Wort und berichtete über die Arbeit mit dem „Schulmanager“: „Seit dem Lockdown können wir die Unterrichtsmaterialien auf dem Schulmanager für die jeweiligen Klassen einstellen und die Schüler können uns im Anschluss durch Hochladen eines Dokumentes ihre Arbeitsergebnisse wieder zurücksenden.“Doch die bestellten Tablets ließen auf sich warten. Am Sonntag schickte Margit Däubler deswegen eine E-Mail an die Oberbürgermeisterin, den Zweiten und Dritten Bürgermeister und ihre Stadtratskollegen, die auch unserer Zeitung vorliegt. Darin rief Däubler dazu auf, die Aktion des Elternbeirats der Mittelschule, „Laptops zu spenden“, zu unterstützen. Gebraucht würden aktuell noch 30 Laptops, damit die Kinder zu Hause am digitalen Unterricht teilnehmen können. Nach Aussage der Vorsitzenden des Elternbeirats, Irina Klippenstein, seien vom Elternbeirat bereits 20 Laptops organisiert worden, so Däubler in ihrer E-Mail.
Auch Stefan Meiser (ÖDP) hat die E-Mail erhalten, wie er jetzt in der Sitzung des Pandemieausschusses sagte. Die Nachricht, dass aktuell noch 30 Laptops im Bereich der Mittelschule fehlen, damit die Kinder zu Hause am digitalen Unterricht teilnehmen können, habe ihn schockiert. Denn auch in der Sitzung des Bildungs-, Sozial- und Kulturausschusses vom 20. Januar habe die Verwaltung darüber informiert, dass für die Grund- und Mittelschulen 185 Apple iPad gekauft worden seien, um sozial benachteiligte Schüler ohne Zugang zu einem geeigneten Gerät ein Leihgerät zur Verfügung stellen zu können. „Ich ging davon aus, dass dies den Bedarf der Schulen deckt“, schreibt Meiser in seiner Antwort auf die E-Mail von Margit Däubler. „So gut ein Aufruf auch gemeint sein kann, Laptops für die Mittelschulen durch Spenden zu akquirieren, empfinde ich es als beschämend, dass wir als reiche Stadt betteln gehen müssen, um die Mittelschüler mit dem Notwendigsten zu versorgen.“
Über die bestellten Tablets informierte Oberbürgermeisterin Doris
Baumgartl (UBV) am Ende der Sitzung des Pandemieausschusses unter „Sonstiges“. Es habe etwas Verwirrung gegeben, aber nun seien die 185 Tablets endlich da. Das bestätigte auch Christoph Zerle. Die bereits vom Elternbeirat der Mittelschule organisierten Geräte kämen den Schülern auch über die CoronaPandemie hinaus zugute. Auch die Stadtverwaltung werde zehn aussortierte Geräte spenden.
Bei der Bestellung der Tablets habe man wenig Spielraum gehabt. Um die Förderung zu erhalten, habe man sich an genaue Vorgaben hinsichtlich der Ausstattung halten müssen, so Zerle. Christian Hettmer (CSU) hatte zuvor die Frage gestellt, ob nicht etwas günstigere Geräte hätten bestellt werden können. Die nun gelieferten Tablets kosten laut Zerle je 430 Euro. „Das ist kein schlechter Preis.“Stefan Meiser sprach in der Sitzung zwei weitere Probleme an. Eines bestehe wohl
Der Landkreis hat Ende 2020 seine Leihgeräte erhalten
darin, dass Familien mit mehreren Kindern in der Mittelschule, nur ein Gerät zur Verfügung gestellt bekommen. Damit könne aber immer nur ein Kind am Unterricht teilnehmen. Ein weiteres Problem soll darin bestehen, dass nicht alle Familien mit einem Drucker ausgestattet sind, diese jedoch im Distanzunterricht ebenfalls benötigt werden. Oberbürgermeisterin Doris Baumgartl sagte, man werde das prüfen.
Auch der Landkreis hat für seine Schulen (Realschulen, Gymnasien, Förderzentrum, Berufliche Schulen) mobile Leihgeräte über das Förderprogramm bestellt. Die 340 I-Pads seien Ende 2020 geliefert worden, sagt Pressesprecher Wolfgang Müller. Insgesamt habe der Landkreis dafür eine Förderung von 300000 Euro erhalten.