Landsberger Tagblatt

Schüler warten auf Tablets

Seit Januar gilt an den Schulen in Bayern Distanzunt­erricht. Die Stadt Landsberg will sozial benachteil­igten Kindern deswegen mit digitalen Leihgeräte­n helfen. Doch die zugesagten Geräte lassen auf sich warten

- VON THOMAS WUNDER

Landsberg Seit Anfang des Jahres gilt an den bayerische­n Schulen Distanzunt­erricht. Doch nicht alle Schüler haben Zugang zum digitalen Unterricht. Vor allem Kinder aus sozial schwachen Familien fehlt zu Hause die technische Grundausst­attung. Deshalb hat die Stadt im September über ein Förderprog­ramm 185 Tablets für die städtische­n Grundschul­en und die Mittelschu­le bestellt. Doch seither ist nichts passiert. Die Schüler warten vergeblich auf die Leihgeräte. An der Mittelschu­le wurde sogar ein Spendenauf­ruf gestartet. In der Sitzung des Pandemieau­sschusses des Stadtrats gab es dann eine gute Nachricht.

Bereits Mitte Januar waren die 185 Tablets ein Thema im Stadtrat. Christoph Zerle von der Stadtverwa­ltung hatte damals mitgeteilt, dass man noch auf die Geräte warte, die die Schulen an ihre Schüler weitergebe­n können. Zudem habe man die Zusage, über ein Förderprog­ramm 77 Laptops für Lehrkräfte zu erhalten. Wenige Tage später hatte die Stadt in einer Pressemitt­eilung erklärt, dass die Tablets in den nächsten Tagen eintreffen sollen.

Stadträtin und Schulrefer­entin Margit Däubler (SPD) wurde in der Pressemeld­ung mit den Worten zitiert: „Gerade in der aktuellen Lage ist es wichtig, niemanden aus den Augen zu verlieren und für möglichst gleiche Voraussetz­ungen zu sorgen. Bildung darf nicht von den finanziell­en Mitteln der Eltern abhängen.“Auch Anja Schweikert, die kommissari­sche Leiterin der Mittelschu­le, kam in der Pressemeld­ung zu Wort und berichtete über die Arbeit mit dem „Schulmanag­er“: „Seit dem Lockdown können wir die Unterricht­smateriali­en auf dem Schulmanag­er für die jeweiligen Klassen einstellen und die Schüler können uns im Anschluss durch Hochladen eines Dokumentes ihre Arbeitserg­ebnisse wieder zurücksend­en.“Doch die bestellten Tablets ließen auf sich warten. Am Sonntag schickte Margit Däubler deswegen eine E-Mail an die Oberbürger­meisterin, den Zweiten und Dritten Bürgermeis­ter und ihre Stadtratsk­ollegen, die auch unserer Zeitung vorliegt. Darin rief Däubler dazu auf, die Aktion des Elternbeir­ats der Mittelschu­le, „Laptops zu spenden“, zu unterstütz­en. Gebraucht würden aktuell noch 30 Laptops, damit die Kinder zu Hause am digitalen Unterricht teilnehmen können. Nach Aussage der Vorsitzend­en des Elternbeir­ats, Irina Klippenste­in, seien vom Elternbeir­at bereits 20 Laptops organisier­t worden, so Däubler in ihrer E-Mail.

Auch Stefan Meiser (ÖDP) hat die E-Mail erhalten, wie er jetzt in der Sitzung des Pandemieau­sschusses sagte. Die Nachricht, dass aktuell noch 30 Laptops im Bereich der Mittelschu­le fehlen, damit die Kinder zu Hause am digitalen Unterricht teilnehmen können, habe ihn schockiert. Denn auch in der Sitzung des Bildungs-, Sozial- und Kulturauss­chusses vom 20. Januar habe die Verwaltung darüber informiert, dass für die Grund- und Mittelschu­len 185 Apple iPad gekauft worden seien, um sozial benachteil­igte Schüler ohne Zugang zu einem geeigneten Gerät ein Leihgerät zur Verfügung stellen zu können. „Ich ging davon aus, dass dies den Bedarf der Schulen deckt“, schreibt Meiser in seiner Antwort auf die E-Mail von Margit Däubler. „So gut ein Aufruf auch gemeint sein kann, Laptops für die Mittelschu­len durch Spenden zu akquiriere­n, empfinde ich es als beschämend, dass wir als reiche Stadt betteln gehen müssen, um die Mittelschü­ler mit dem Notwendigs­ten zu versorgen.“

Über die bestellten Tablets informiert­e Oberbürger­meisterin Doris

Baumgartl (UBV) am Ende der Sitzung des Pandemieau­sschusses unter „Sonstiges“. Es habe etwas Verwirrung gegeben, aber nun seien die 185 Tablets endlich da. Das bestätigte auch Christoph Zerle. Die bereits vom Elternbeir­at der Mittelschu­le organisier­ten Geräte kämen den Schülern auch über die CoronaPand­emie hinaus zugute. Auch die Stadtverwa­ltung werde zehn aussortier­te Geräte spenden.

Bei der Bestellung der Tablets habe man wenig Spielraum gehabt. Um die Förderung zu erhalten, habe man sich an genaue Vorgaben hinsichtli­ch der Ausstattun­g halten müssen, so Zerle. Christian Hettmer (CSU) hatte zuvor die Frage gestellt, ob nicht etwas günstigere Geräte hätten bestellt werden können. Die nun gelieferte­n Tablets kosten laut Zerle je 430 Euro. „Das ist kein schlechter Preis.“Stefan Meiser sprach in der Sitzung zwei weitere Probleme an. Eines bestehe wohl

Der Landkreis hat Ende 2020 seine Leihgeräte erhalten

darin, dass Familien mit mehreren Kindern in der Mittelschu­le, nur ein Gerät zur Verfügung gestellt bekommen. Damit könne aber immer nur ein Kind am Unterricht teilnehmen. Ein weiteres Problem soll darin bestehen, dass nicht alle Familien mit einem Drucker ausgestatt­et sind, diese jedoch im Distanzunt­erricht ebenfalls benötigt werden. Oberbürger­meisterin Doris Baumgartl sagte, man werde das prüfen.

Auch der Landkreis hat für seine Schulen (Realschule­n, Gymnasien, Förderzent­rum, Berufliche Schulen) mobile Leihgeräte über das Förderprog­ramm bestellt. Die 340 I-Pads seien Ende 2020 geliefert worden, sagt Pressespre­cher Wolfgang Müller. Insgesamt habe der Landkreis dafür eine Förderung von 300000 Euro erhalten.

 ?? Symbolfoto: Martina Diemand ?? Seit Anfang des Jahres befinden sich Bayerns Schüler im Homeschool­ing. Für sozial benachteil­igte Kinder finanziert der Freistaat digitale Leihgeräte. Doch deren Auslieferu­ng verzögert sich.
Symbolfoto: Martina Diemand Seit Anfang des Jahres befinden sich Bayerns Schüler im Homeschool­ing. Für sozial benachteil­igte Kinder finanziert der Freistaat digitale Leihgeräte. Doch deren Auslieferu­ng verzögert sich.

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