So boomt das Bauen mit Holz
Holz hat eine Eigenschaft, die es von anderen Baumaterialien unterscheidet. Bei seiner Entstehung wird kein Kohlendioxid produziert, sondern gebunden. Es werden nicht mehr nur Hütten, Carports und Wohnhäuser gebaut
Hechenwang/Thaining Bauen in Holz boomt. Davon profitieren auch Betriebe im Landkreis Landsberg, insbesondere, wenn sie sich auf den Holzhausbau spezialisiert haben, wie die Zimmereien Höfle in Thaining und Fichtl in Hechenwang. 90 Prozent ihres Umsatzes machen die beiden Betriebe mittlerweile mit dem Holzhausbau. Ein wichtiger Aspekt, der für das Bauen mit Holz spricht, ist der Energieverbrauch.
Zwar benötigt Holz auch Energie für sein Wachstum – jedoch spendet diese auf natürliche Art die Sonne. Zudem ist Holz der einzige Werkstoff, bei dessen Entstehung, also beim Wachstum der Bäume, Kohlendioxid nicht produziert, sondern gebunden wird. Der Trend im Holzbau setzt sich einiger Zeit auch beim Mehrfamilienhaus- und Gewerbebau und sogar bei Hochhäusern fort. So sorgte 2019 das „Hoho“genannte Holzhochhaus in Wien mit seinen 24 Stockwerken und 20000 Quadratmetern Fläche für Staunen.
Auch immer mehr Kommunen setzen auf Holz als Baustoff. So werden auf dem Schmucker-Gelände in Utting 80 Wohnungen in Holzbauweise entstehen, und kürzlich entschied sich Schondorf, ein Kinderhaus sowie ein Mehrfamilienhaus im sozialen Wohnungsbau in Holz zu errichten.
Fichtl und Höfle bestätigen den Trend, der Geschoss- und Gewerbebau in Holz nähme zu. „Aktuell bauen wir beispielsweise ein Siebenfamilienhaus, auch Gewerbeimmobilien werden häufiger komplett in Holzbauweise erstellt“, sagt Stefan Fichtl. Aktuell liege der Anteil für beide bei rund 20 Prozent. So stammt beispielsweise das Heilkundezentrum
Holz ist auch im Gewerbebau angekommen
Waibl in Landsberg mit 730 Quadratmeter Geschossfläche auf zwei Etagen aus der Fichtl-Produktion und für die Tabaluga Kinderstiftung wurde am Hohen Peißenberg eine Mehrzweckhalle gebaut, die sowohl zur Reittherapie als auch für Veranstaltungen genutzt werden kann. Bei den Gewerbebauten verweist Stefan Fichtl auf das neue 1000 Quadratmeter große Autohaus Nadler im Eresinger Gewerbegebiet. „Dieser ökologische Holzbau entlastet die Umwelt um mehrere Hundert Tonnen CO2. Üblicherweise werden statt Holz Betonteile oder erdölbasierte Stahl-Sandwichelemente kombiniert“, freut sich Fichtl.
Auch beim Unternehmer Holger Höfle ist der Anteil von Gewerbebauten in Holz auf 17 Prozent angewachsen. So baute seine Firma für Huber Tore in Igling. Auch die Drogeriemärkte DM in Greifenberg und Rossmann in Dießen stammen aus seinem Haus.
Beide Zimmereien setzen auf die Holzständerbauweise. Gefertigt wird in trockenen Hallen. Fix und fertig mit verbauten Fenstern, Fensterblechen und Rollläden werden sie auf der Baustelle aufgestellt. Beide Firmen legen Wert auf Ökologie. Folien oder Mineralwolle sucht man hier vergebens, stattdessen wird mit Holzfaser, Jute, Hanf oder Zellulose gedämmt. Das Holzhaus selbst, muss es irgendwann einmal weichen, hinterlasse deshalb auch keinen Müll, alles könne wiederverwertet werden. Fichtl verzichtet in seinen Passivhäusern sogar auf Dampfsperrfolien und OSBPlatten. Natürliche Baustoffe haben zudem den Vorteil, dass sie anfallenden Wasserdampf aufnehmen, speichern und wieder abgeben können.
Massivholzbau empfiehlt Fichtl immer dann, wenn sehr hohe Lasten abgetragen werden müssen. Ansonsten sei Holzständerbau schlicht ressourcenschonender. Holger Höverweist noch auf weitere Aspekte: Holzständerbau gewährleiste einen hohen Vorfertigungsgrad unabhängig von der Witterung. Auch ältere Mitarbeiter könnten in der Halle länger eingesetzt werden als auf der Baustelle, da die Arbeit ergonomischer sei. „Preislich liegt der Holzständerbau im Vorteil, da weniger Holz verbraucht wird und der Vorfertigungsgrad höher ist“, erklärt Höfle.
Durch Wohnen in einem Holzgebäude könne weit mehr Energie eingespart werden kann als durch Verzicht auf Flugreisen, Autofahrten oder das Fleischessen, informiert beispielsweise die Fördergesellschaft des Zimmerer- und Holzbaugewerbes in München. 40 bis 80 Tonnen CO2 sind in einem Einfamilienhaus aus Holz gebunden, so der Holzbau Deutschland.
Um technisch getrocknetes Bauholz herzustellen, werde nur etwa 20 Prozent der im Holz gespeicherten Energie benötigt. Besonders negativ fällt dagegen Beton auf: Die
Zementherstellung ist für mehr CO2-Ausstoß verantwortlich als der gesamte Luftverkehr, so das VDI Zentrum Ressourceneffizienz. Bäume zu Bauholz zu verarbeiten braucht weit weniger fossile Energie als die Herstellung von Stahl, Beton oder Ziegeln. Gleichzeitig ist Holz das tragfähigste aller wärmedämmenden Materialien, es ist bei gleicher Tragfähigkeit leichter als Stahl und hat annähernd die gleiche Druckfestigkeit wie Beton.
Dass heute auch mit Holz höher gebaut werde, sei einem immensen Schub durch Forschung und Technik zu verdanken, die unter anderem auch den Schall- und Brandschutz betreffen, so Holger Höfle, sowie auch der computergestützten Planung bis zur Fertigung.
Zimmereibetriebe im Holzhausbau sind heute keine rein handwerkfle lich geprägten Betriebe mehr. So wird bei Fichtl vor dem Einblasen der Isofloc-Dämmung die Dichte am Display genau programmiert. Höfle hat gar Roboter im Einsatz und spricht von einer „semiindustriellen Wandherstellung“.
Fichtl greift mit der neuen FichtlBox derzeit einen weiteren Trend auf: flächenschonendes Wohnen. Die Box, ein Tiny House mit einer Breite von 4,30 und einer Länge zwischen 9,5 und 11,5 Metern, wird energieautark mit Fotovoltaikanlage konzipiert. Das erste Modell hat Fichtl für den eigenen Betrieb gebaut und Büros dorthin ausgelagert. Denkbar wäre der Einsatz jedoch für viele Zwecke wie Kindergartenerweiterung oder Ferienhaus.
Der Aufschwung beim Holzbau lässt sich bei beiden Unternehmen ablesen: Die Firmen vergrößern sich, beschäftigen mehr Mitarbeiter und sind als Ausbildungsbetriebe gefragt. Höfle ist auf 36 Mitarbeiter angewachsen. Bei Fichtl sind mittlerweile 45 Personen beschäftigt.
Forschung und Technik machen große Fortschritte