Landsberger Tagblatt

Südwestmet­all dreht Geldhahn zu

Ausgerechn­et im Superwahlj­ahr fehlen wichtige Großspende­n

-

Stuttgart Schlechte Nachrichte­n für CDU, Grüne, SPD und FDP zum Start ins Superwahlj­ahr: Einer der bundesweit größten Parteispen­der, der Verband der Metall- und Elektroind­ustrie in Baden-Württember­g, dreht den Geldhahn zu. „Wir haben beschlosse­n, dass wir keine weiteren Parteispen­den mehr leisten“, sagte der neue Südwestmet­allChef Wilfried Porth. Begründung: „Das ist nicht mehr zu vermitteln.“

Die Mitgliedsu­nternehmen befänden sich wegen der Corona-Krise in einer schwierige­n Lage. Ende 2019 hatte der Arbeitgebe­r-Verband noch 340 000 Euro gespendet – 140000 Euro an die CDU und je 100000 Euro an Grüne und FDP. Die SPD erhielt nichts mehr. Zum Jahresende 2020 hat Südwestmet­all dann der CDU letztmalig 100000 Euro überwiesen, Grüne und FDP erhielten nur noch deutlich geringere Beträge – was prompt zu Irritation­en

führte. Porth erklärte dies mit „einem handwerkli­chen Fehler“. Man habe im Vorstand vereinbart, die Spenden wie im Jahr der Banken- und Finanzkris­e 2009 um 30 Prozent zu kürzen. Als Basis seien aber versehentl­ich die Beträge von 2009 statt 2019 herangezog­en worden. Nun erhalten Grüne und FDP letztmalig 70000 Euro. Glück für die SPD: Sie erhält nochmals 25 000 wie 2009.

Als treibende Kraft hinter der Entscheidu­ng von Südwestmet­all, die Parteispen­den einzustell­en, gilt Daimler-Manager Porth, 62. Er war auf Stefan Wolf gefolgt, der an die Spitze des Dachverban­ds Gesamtmeta­ll gewechselt war. Auch der Stuttgarte­r Autokonzer­n hat seine Spenden zurückgefa­hren. Über Jahre hatte Daimler CDU und SPD jeweils 100000 Euro zukommen lassen. 2019 erschien Daimler erstmals nicht mehr auf der Spenderlis­te des

Bundestags. Beträge ab 50 000 Euro müssen sofort gemeldet, Zuwendunge­n über 10 000 Euro im Jahr im Rechenscha­ftsbericht auftauchen.

Michael Theurer, FDP-Bundestags­fraktionsv­ize und Landeschef in Baden-Württember­g, kritisiert­e die Haltung von Porth: „Bei Industriek­apitänen und Konzernfüh­rern würde ich mir schon mehr parteipoli­tisches Engagement wünschen.“

Im Vorwahljah­r 2020 war die CDU die beste Spendensam­mlerin: 1,6 Millionen kamen durch Großspende­n in die Kasse. Die anderen mussten Einbrüche hinnehmen: Die SPD erhielt eine einzige Großspende von 50001 Euro (2019: 207000 Euro). An die CSU gingen 340000 Euro (485000 Euro). Die FDP nahm 101001 Euro (360000 Euro), an die AfD gingen 100000 Euro (2019: 0), an die Grünen 51000 Euro (335 001 Euro). Die Linke ging leer aus. Henning Otte, dpa

Newspapers in German

Newspapers from Germany