Landsberger Tagblatt

Arbeitgebe­r werden nervös

- VON STEFAN STAHL sts@augsburger‰allgemeine.de

Was derzeit im baden-württember­gischen Arbeitgebe­rlager passiert, ist beachtlich: Wo einst Manager vor Selbstbewu­sstsein strotzten, herrscht tiefe Verunsiche­rung – ob bei den Daimlers oder Boschs. Die große Irritation im Großraum Stuttgart hat vor allem zwei Gründe: Die Metall- und Elektroind­ustrie steckt in einer tiefen Krise, weil die Firmen überwiegen­d zu spät auf die Herausford­erungen der Elektromob­ilität und Digitalisi­erung reagiert haben. So setzte Mitte 2018 bereits ein leichtes Zittern ein, das sich mit der CoronaKris­e zu einem Beben ausgewachs­en hat. Im Zentrum steht der angeschlag­ene Daimler-Konzern. Hier wird kräftig gespart. Tausende Jobs fallen weg. Gerade Personalvo­rstand

Porth hat den Zorn der Arbeitnehm­er auf sich gezogen. Wo der Manager ist, gibt es derzeit Unruhe. Als neuer Chef des Arbeitgebe­r-Verbands Südwestmet­all soll er nun auch maßgeblich dafür verantwort­lich sein, dass die Organisati­on die einst üppigen Parteispen­den einstellt. Auch hier schwingt sich Porth, der auch noch beim kriselnden VfB Stuttgart mitmischt, als Sparkommis­sar auf.

Abgesehen davon, ob es generell sinnvoll ist, dass Unternehme­n Parteien mitfinanzi­eren, hinterläss­t Porth einen Flurschade­n: Nicht nur die Betriebsrä­te bei Daimler hat er vor den Kopf gestoßen, nun bringt er auch noch Politiker, vor allem aus den Reihen von CDU, Grünen und FDP, ohne Not gegen sich auf. So unklug hat sich nicht einmal der ehemalige Daimler-Chef Jürgen E. Schrempp verhalten.

Newspapers in German

Newspapers from Germany