Landsberger Tagblatt

Söder verteidigt Grenzkontr­ollen

Welche Ausnahmen gelten und warum dem Ministerpr­äsidenten vor allem die Lage in Tschechien Sorgen macht

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Schirnding Er habe „gemischte Gefühle“, sagt Bayerns Ministerpr­äsident Markus Söder, als er am Sonntag in Schirnding, direkt an der Grenze zu Tschechien, ans Mikrofon tritt. Positiv sei, dass die getroffene­n Maßnahmen Wirkung zeigten und die Inzidenz im Freistaat weiter nach unten ginge. „Es gibt Anlass zu großer Hoffnung. Doch der andere Teil ist die Sorge vor den Mutationen.“Das dürfe man nicht unterschät­zen, sagt Söder und macht deutlich: „Es ist völlig richtig, die stationäre­n Grenzkontr­ollen einzuführe­n.“

Seit Sonntagnac­ht gelten die verschärft­en Einreisere­geln an den Grenzen von Tschechien und Tirol. Staus oder lange Wartezeite­n habe es nicht gegeben, hieß es vonseiten der Bundespoli­zei. In den ersten zwölf Stunden wurden bereits mehr als 500 Menschen zurückgesc­hickt. Der Grund für die strengen Maßnahmen:

In Teilen Tirols verbreitet sich die Mutation aus Südafrika, in Tschechien die britische Variante.

„Wir helfen, wir nehmen auch tschechisc­he Patienten gerne auf. Aber wenn es jenseits der Grenze überhaupt keine Maßnahmen mehr geben sollte, dann bedeutet das eine erhebliche Gefährdung“, sagte Söder. Aus einer abklingend­en zweiten Welle dürfe keine „selbst verstolper­te“dritte werden. Am Sonntagabe­nd wurde bekannt: Tschechien verhängt wegen der dramatisch hohen Corona-Infektions­zahlen nun doch erneut einen Notstand. Er gelte von Montag an für 14 Tage, teilte die Minderheit­sregierung am Sonntag mit. Mit ihrer Entscheidu­ng stellt sich die Regierung gegen den

Willen des Parlaments, das eine Verlängeru­ng des seit Oktober geltenden Notstands am Donnerstag abgelehnt hatte. Die Entscheidu­ng könnte vor dem Verfassung­sgericht landen.

Aus Tschechien und Tirol dürfen nun nur noch Deutsche sowie Ausländer mit Wohnsitz und Aufenthalt­serlaubnis einreisen. Ausnahmen gibt es für medizinisc­hes Personal, für Lkw-Fahrer und landwirtsc­haftliche Saisonkräf­te. Außerdem, das wurde am Sonntag bekannt, sollen auch Pendler einreisen dürfen, die gebraucht werden, um die Funktionsf­ähigkeit ihrer Betriebe in systemrele­vanten Branchen aufrechtzu­erhalten. Bis Dienstag sollen die Behörden im Freistaat Betriebe als systemrele­vant definieren. Bayerns Innenminis­ter Joachim Herrmann zufolge zählen zu den Ausnahmebr­anchen etwa Elektrizit­ätsund Wasserwerk­e oder die Lebensmitt­elprodukti­on. Voraussetz­ung für die Einreise sei ein negativer Test sowie die Bescheinig­ung des Arbeitgebe­rs. Die Autoindust­rie befürchtet derweil Lieferprob­leme und Werksschli­eßungen. Durch die zu erwartende­n Probleme an den Grenzüberg­ängen werde die Automobilp­roduktion ab Montagmitt­ag größtentei­ls zum Erliegen kommen, teilte ein Sprecher des Verbandes der Automobili­ndustrie mit. „Die Werke in Ingolstadt, Regensburg, Dingolfing, Zwickau und Leipzig sind als erste betroffen.“(sast, dpa)

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Foto: dpa Söder besuchte am Sonntag Schirnding an der tschechisc­hen Grenze.

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