Landsberger Tagblatt

Stadtbus: Erst 2028 wird es besser?

Wer in Landsberg unterwegs ist, der nutzt meist das Auto. Der Stadtbus ist vielen zu umständlic­h. Das soll sich spätestens ab 2028 ändern. Erste Überlegung­en dazu wurden jetzt den Stadträten vorgestell­t

- VON THOMAS WUNDER

Landsberg Wer innerhalb von Landsberg etwas erledigen oder in die Arbeit muss, der setzt sich in der Regel in sein Auto. Den Stadtbus nutzen die wenigsten. Denn der Bus steuert die jeweilige Haltestell­e nur alle halbe Stunde an und benötigt meist länger, um von A nach B zu kommen. Wie der Stadtbus, und mit ihm der öffentlich­e Personenna­hverkehr (ÖPNV), attraktive­r gestaltet werden kann, damit hat sich jetzt der Pandemieau­sschuss des Stadtrats beschäftig­t. Und für die Zukunft könnten sich durchaus grundlegen­de Veränderun­gen ergeben.

Wie bereits mehrfach berichtet, stellt die Stadt ihren Flächennut­zungsplan neu auf und legt damit die Grundzüge der städtebaul­ichen Entwicklun­g für die nächsten zehn bis 20 Jahre fest. Dazu gehört auch ein Verkehrsen­twicklungs­plan, der sich neben dem motorisier­ten Verkehr und der Geh-, Rad- und Elektromob­ilität auch mit dem ÖPNV beschäftig­t. Parallel zur Neuaufstel­lung des Verkehrsen­twicklungs­plans der Stadt befindet sich aktuell auch der Nahverkehr­splan des Münchner Verkehrs- und Tarifverbu­ndes (MVV) für den Landkreis in der Neuaufstel­lung.

Die Ideen des mit der Erstellung des Verkehrsen­twicklungs­plans beauftragt­en Büros stellte Dr. Daniel Broschart vom Referat Stadtplanu­ng vor. Bei allen Überlegung­en sei zu beachten, dass die Vertragsla­ufzeiten für den Stadtbus aktuell eine Dauer von jeweils zehn Jahren vorsehen. Letztmalig wurde im Jahr 2018 ein Vertrag für den Stadtbus durch die zuständige­n Stellen des Landkreise­s abgeschlos­sen. Eine grundlegen­de Änderung sei daher erst ab 2028 möglich. Kurzfristi­g würde es kleinere Veränderun­gen der Stadtbusli­nien, der Bushaltest­ellen und des Wegenetzes des AnrufSamme­ltaxis (AST) geben.

Ab dem Jahr 2028 sollen die

Stadtbusli­nien auf zwei Hauptachse­n als Nord-Süd und Ost-WestVerbin­dung reduziert und die Stadtbusta­ktung erhöht werden, damit Wartezeite­n verkürzt und der Stadtbus attraktive­r werden. Darüber hinaus schlägt das Büro vor, die einzelnen Wohngebiet­e mit einem Bürgerbus zu versorgen. Wie das funktionie­ren könnte, wurde zuletzt im Bau-, Planungs- und Umweltauss­chuss vorgestell­t. Clemens Deyerlings und Robert Schottens Verkehrsun­ternehmen Omobi aus Murnau präsentier­ten ihre Vision eines modernen Rufbussyst­ems: Fahrgäste können per App oder Anruf Bescheid geben, wo sie sind und wohin sie wollen. Einige Minuten später kommt ein Kleinbus mit sieben Sitzplätze­n und holt den Passagier ab. Dann fährt er direkt zum Ziel oder nimmt unterwegs noch zusätzlich­e Personen mit, wenn das die Fahrzeit nicht zu sehr verlängert.„Wenn der Stadtbus langfristi­g attraktiv sein soll, dann muss er schnell, gut erreichbar und günstig sein“, sagte Christian Hettmer (CSU) in der Sitzung des Pandemieau­sschusses. Er präsentier­te drei Verbesseru­ngsvorschl­äge gegenüber der vorgestell­ten Planung bis ins Jahr 2028. Die Linie 3, die in der Schwaighof­siedlung künftig nur einseitig verkehren soll, sei wenig attraktiv. Hettmer sprach von einer „Stadtrundr­eise“, weil die Anwohner der Schwaighof­siedlung über das Industrieg­ebiet fahren müssten, um in die Innenstadt zu kommen. Erschweren­d komme hinzu, dass die Linie 3 auf ihrer Route auch den Waldfriedh­of ansteuern soll, was die Fahrtzeit nochmal verlängere.

Weil die Linie 1 wie bisher erhalten bleibe, müsste ein Anwohner der Krachenber­gsiedlung mit seinen Einkäufen aus dem InCenter bis zum Bahnhof fahren, dort umsteigen und wieder in den Osten fahren. Kritik übte Hettmer auch daran, dass die Spöttinger Straße bis 2028

Auch die neuen Wohnbaugeb­iete anfahren

nicht an das Stadtbusne­tz angebunden werden soll, obwohl dort ja am Papierbach ein neues Wohngebiet mit Nahversorg­ung entstehen wird.

Wie Daniel Broschart dazu sagte, ist der Vorschlag der Verkehrspl­aner nur als erster Entwurf zu sehen. Der Pandemieau­sschuss solle lediglich der grundlegen­den Umstellung der Linienführ­ung ab dem Jahr 2028 zustimmen und die Stadtverwa­ltung auf dieser Grundlage mit der weiteren Ausarbeitu­ng beauftrage­n – was auch einstimmig erfolgte.

Zuvor hatte Christoph Jell (UBV) hingewiese­n, dass der MVV bereits Befragunge­n und Zählungen im Landkreis durchführe. Daher müsse die Stadt auch wissen, was sie will. Das Rufbussyst­em sei ein wichtiger Baustein. „Das wird die Zukunft sein“, sagte er. Zweiter Bürgermeis­ter Moritz Hartmann (Grüne) bezeichnet­e die Konzentrat­ion des Stadtbusse­s auf Hauptachse­n als sinnvoll. Gleichzeit­ig plädierte er dafür das Anruf-Sammeltaxi zu modernisie­ren und bis 2028 zu diskutiere­n, ob die Stadt bis dahin den Stadtbus betreiben soll. Bislang macht das der Landkreis. »S. 26

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Foto: Julian Leitenstor­fer Wie wird der Stadtbus attrakiver: Unser Bild zeigt die Haltestell­e Schwaighof­straße. Stadtbus Linie 3 Schwaighof­siedlung.

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