Stadtbus: Erst 2028 wird es besser?
Wer in Landsberg unterwegs ist, der nutzt meist das Auto. Der Stadtbus ist vielen zu umständlich. Das soll sich spätestens ab 2028 ändern. Erste Überlegungen dazu wurden jetzt den Stadträten vorgestellt
Landsberg Wer innerhalb von Landsberg etwas erledigen oder in die Arbeit muss, der setzt sich in der Regel in sein Auto. Den Stadtbus nutzen die wenigsten. Denn der Bus steuert die jeweilige Haltestelle nur alle halbe Stunde an und benötigt meist länger, um von A nach B zu kommen. Wie der Stadtbus, und mit ihm der öffentliche Personennahverkehr (ÖPNV), attraktiver gestaltet werden kann, damit hat sich jetzt der Pandemieausschuss des Stadtrats beschäftigt. Und für die Zukunft könnten sich durchaus grundlegende Veränderungen ergeben.
Wie bereits mehrfach berichtet, stellt die Stadt ihren Flächennutzungsplan neu auf und legt damit die Grundzüge der städtebaulichen Entwicklung für die nächsten zehn bis 20 Jahre fest. Dazu gehört auch ein Verkehrsentwicklungsplan, der sich neben dem motorisierten Verkehr und der Geh-, Rad- und Elektromobilität auch mit dem ÖPNV beschäftigt. Parallel zur Neuaufstellung des Verkehrsentwicklungsplans der Stadt befindet sich aktuell auch der Nahverkehrsplan des Münchner Verkehrs- und Tarifverbundes (MVV) für den Landkreis in der Neuaufstellung.
Die Ideen des mit der Erstellung des Verkehrsentwicklungsplans beauftragten Büros stellte Dr. Daniel Broschart vom Referat Stadtplanung vor. Bei allen Überlegungen sei zu beachten, dass die Vertragslaufzeiten für den Stadtbus aktuell eine Dauer von jeweils zehn Jahren vorsehen. Letztmalig wurde im Jahr 2018 ein Vertrag für den Stadtbus durch die zuständigen Stellen des Landkreises abgeschlossen. Eine grundlegende Änderung sei daher erst ab 2028 möglich. Kurzfristig würde es kleinere Veränderungen der Stadtbuslinien, der Bushaltestellen und des Wegenetzes des AnrufSammeltaxis (AST) geben.
Ab dem Jahr 2028 sollen die
Stadtbuslinien auf zwei Hauptachsen als Nord-Süd und Ost-WestVerbindung reduziert und die Stadtbustaktung erhöht werden, damit Wartezeiten verkürzt und der Stadtbus attraktiver werden. Darüber hinaus schlägt das Büro vor, die einzelnen Wohngebiete mit einem Bürgerbus zu versorgen. Wie das funktionieren könnte, wurde zuletzt im Bau-, Planungs- und Umweltausschuss vorgestellt. Clemens Deyerlings und Robert Schottens Verkehrsunternehmen Omobi aus Murnau präsentierten ihre Vision eines modernen Rufbussystems: Fahrgäste können per App oder Anruf Bescheid geben, wo sie sind und wohin sie wollen. Einige Minuten später kommt ein Kleinbus mit sieben Sitzplätzen und holt den Passagier ab. Dann fährt er direkt zum Ziel oder nimmt unterwegs noch zusätzliche Personen mit, wenn das die Fahrzeit nicht zu sehr verlängert.„Wenn der Stadtbus langfristig attraktiv sein soll, dann muss er schnell, gut erreichbar und günstig sein“, sagte Christian Hettmer (CSU) in der Sitzung des Pandemieausschusses. Er präsentierte drei Verbesserungsvorschläge gegenüber der vorgestellten Planung bis ins Jahr 2028. Die Linie 3, die in der Schwaighofsiedlung künftig nur einseitig verkehren soll, sei wenig attraktiv. Hettmer sprach von einer „Stadtrundreise“, weil die Anwohner der Schwaighofsiedlung über das Industriegebiet fahren müssten, um in die Innenstadt zu kommen. Erschwerend komme hinzu, dass die Linie 3 auf ihrer Route auch den Waldfriedhof ansteuern soll, was die Fahrtzeit nochmal verlängere.
Weil die Linie 1 wie bisher erhalten bleibe, müsste ein Anwohner der Krachenbergsiedlung mit seinen Einkäufen aus dem InCenter bis zum Bahnhof fahren, dort umsteigen und wieder in den Osten fahren. Kritik übte Hettmer auch daran, dass die Spöttinger Straße bis 2028
Auch die neuen Wohnbaugebiete anfahren
nicht an das Stadtbusnetz angebunden werden soll, obwohl dort ja am Papierbach ein neues Wohngebiet mit Nahversorgung entstehen wird.
Wie Daniel Broschart dazu sagte, ist der Vorschlag der Verkehrsplaner nur als erster Entwurf zu sehen. Der Pandemieausschuss solle lediglich der grundlegenden Umstellung der Linienführung ab dem Jahr 2028 zustimmen und die Stadtverwaltung auf dieser Grundlage mit der weiteren Ausarbeitung beauftragen – was auch einstimmig erfolgte.
Zuvor hatte Christoph Jell (UBV) hingewiesen, dass der MVV bereits Befragungen und Zählungen im Landkreis durchführe. Daher müsse die Stadt auch wissen, was sie will. Das Rufbussystem sei ein wichtiger Baustein. „Das wird die Zukunft sein“, sagte er. Zweiter Bürgermeister Moritz Hartmann (Grüne) bezeichnete die Konzentration des Stadtbusses auf Hauptachsen als sinnvoll. Gleichzeitig plädierte er dafür das Anruf-Sammeltaxi zu modernisieren und bis 2028 zu diskutieren, ob die Stadt bis dahin den Stadtbus betreiben soll. Bislang macht das der Landkreis. »S. 26