Ein Bäcker hat Corona-Krapfen
Lukas Golder, 26 Jahre alt, ist Konditor und betreibt in der fünften Generation das Dießener Café Vogel. Wie er der Pandemie mit Kreativität und Humor begegnet
Dießen Normalerweise endet die Krapfen-Hochsaison mit dem Aschermittwoch, doch was ist in diesen Zeiten schon normal? Und so kann es durchaus sein, dass Lukas Golder auch über den Aschermittwoch hinaus seine giftgrünen „Coronakrapfen“verkauft. Gefüllt sind die Krapfen, von denen Golder im Café Vogel in Dießen schon über 200 Stück verkauft hat, mit Zitronenpudding. Verziert hat Golder seine Krapfen mit einer Aufziehspritze, gefüllt mir rund vier Milliliter Pitu. Also ein „Caipirinha-Krapfen“, der, passend zur aktuellen Lage, kurzerhand in „CoronaKrapfen“umgetauft wurde.
„Die Grundidee stammt nicht von mir“, gibt Golder im Gespräch mit dem Landsberger Tagblatt zu. Allerdings habe er seine eigene Kreation daraus gemacht. Mit Erfolg: „Die Krapfen kommen bei den Leuten unheimlich gut an“, freut sich der 26 Jahre alte Konditor. Nachdem die Nachfrage so groß war, hätten sich er und sein Team entschlossen, die Produktion gleich zu verdreifachen.
„Wir haben die grünen Krapfen zusätzlich zur normalen Produktion gebacken“, sagt Golder, der im vergangenen Jahr das Dießener Café Vogel in der fünften Generation übernommen hat berichtete). Für den Faschingsdienstag, den Endspurt der dieses Jahr so ungewohnt ruhigen närrischen Zeit, backt das Café-Vogel-Team übrigens noch 2000 klassische Krapfen.
„Ich probiere gerne Neues aus“, sagt Lukas Golder im Gespräch mit dem Landsberger Tagblatt. „Die traditionellen Rezepte bleiben aber immer mit im Programm.“
Einmal, erinnert er sich, habe er die sogenannte Kirschbombe, die Haustorte im Hause Vogel seit über 100 Jahren, mit einem anderen Schokoüberzug angeboten. „Das war ein Schuss ins Knie“, lacht er. Die Kunden hätten das sofort gemerkt und die gute alte Kirschbombe zurückgefordert. „Manchmal muss man oldschool Rezepte einfach lassen wie sie sind.“
Apropos oldschool: Auch die süßen Weißbierbrezen, die unter anderem bei den traditionell nach dem Fasching stattfindenden Weißbiertagen genossen werden, eine Dießen-spezifische Form der Starkbierzeit.
Die Rezeptur, ein Hefeteig mit Muskat und Bier, der wie Plunderteig püriert wird, stammt nach Aussage von Lukas Vogel von dessen Opa oder Uropa.
Weil auch die Dießener Weißbiertage, an denen „bei uns immer die Hölle los ist“, heuer coronabedingt ausfallen müssen, hat sich Golder zusammen mit seiner Konditormeisterin Maike Buttner wieder etwas Neues einfallen lassen: „Wir verkaufen Weizenbock-Sixpacks für die Café-Vogel-Weißbiertage daheim.“Jedes Sixpack beinhalte neben verschiedenen Starkbiersorten zwei Clownsnasen, zwei Schnäpse und sechs Weißbierbrezen. Und wer weiß, was dem rührigen Geschäftsmann noch alles einfällt: Schon vor Weihnachten bot der Konditor eine Weihnachtsmarktbox für daheim an, „als kleiner Ersatz für die ausgefallenen Weihnachtsmärkte.“Das Café besteht seit 1904, der Name stammt von den Gründern Paul und Viktoria Vogel. Paul Vogel kaufte ein Anwesen in der Johannisstraße, wo das Ehepaar ein Café und Weinhaus eröffnete. Ab 1933 folgte Schwiegersohn Hubert Busch, ab 1963 Hermann und Gudrun Busch, bevor 1997 Tochter Jutta und ihr Ehemann Reinhard Golder das Geschäft übernahmen. Der 26-jährige Juniorchef übernimmt den Familienbetrieb in der fünften Generation.
Dießener Weißbiertage daheim feiern