Landsberger Tagblatt

Katalonien: Sieg für die Separatist­en

Obwohl Ex-Minister Illa die Wahl gewinnt, regiert er wohl nicht

- VON MARLENE WEYERER

Barcelona Eigentlich hätte Salvador Illa nach der Parlaments­wahl am Sonntag jeden Grund, sich zu freuen. Unter ihm wurden die Sozialiste­n (PSC) in der spanischen Region Katalonien zum ersten Mal seit 18 Jahren wieder stärkste Kraft. 33 Parlaments­plätze besetzt seine PSC jetzt statt den bisherigen 17. Aber am Tag nach der Wahl sieht es nicht so aus, als könnte der Wahlgewinn­er am Ende regieren.

Die PSC gehört zu den prospanisc­hen Parteien, die zur Zentralreg­ierung in Madrid halten. Das antispanis­che Lager, das sich eine eigenständ­ige katalanisc­he Republik wünscht, regiert seit zehn Jahren in Katalonien. In der Wahl am Sonntag erzielten die Separatist­en mit über 50 Prozent der Stimmen eine absolute Mehrheit. Zwar sind die Parteien auch untereinan­der über den richtigen Weg zur Unabhängig­keit zerstritte­n. Die Esquerra Republican­a (ERC), zweitstärk­ste Partei in den Wahlen und stärkste Separatist­enpartei, ist aber bereits in Gesprächen mit den anderen. Aller Voraussich­t nach stellen sie den nächsten Ministerpr­äsidenten.

Illa war nach Katalonien gekommen, um die Vorherrsch­aft der Separatist­en zu beenden, und ist damit gescheiter­t. Bis Ende Januar war der Katalane noch Gesundheit­sminister in Madrid. Präsident Pedro Sánchez schickte seinen populären Minister in die Mittelmeer­region, um eine stabile politische Lage zu schaffen. Doch mit dem neuen Wahlergebn­is wird die katalanisc­he Regionalre­gierung nicht mit ihren Unabhängig­keitsbestr­ebungen aufhören. Pere Aragonès, der für die ERC angetreten ist und sich bereits als katalanisc­her Ministerpr­äsident sieht, sagte in Richtung Madrid: „Wir müssen uns zusammense­tzen und ein Referendum aushandeln – ohne Unterdrück­ung.“Nach einem von Madrid nicht genehmigte­n Unabhängig­keitsrefer­endum 2017 war der damalige Ministerpr­äsident vor der spanischen Justiz nach Belgien geflohen. Andere Politiker sitzen ihre Haftstrafe­n noch ab.

Ein weiterer Gewinner des Wahlabends ist die Partei Vox. Die Rechtspopu­listen kamen zum ersten Mal ins Parlament und holten direkt acht Prozent der Stimmen. Sie haben mehr Plätze im Parlament als Konservati­ve und Liberale zusammen. Die Liberalen waren 2017 noch stärkste Partei und müssen jetzt 30 Parlaments­sitze abgeben. Damit sind sie wohl die größten Wahlverlie­rer. Aber auch die konservati­ve Volksparte­i, die spanienwei­t Opposition­sführer ist, hat ein historisch schlechtes Wahlergebn­is. Mit 3,85 Prozent der Stimmen landeten sie auf dem letzten Platz.

Salvador Illa gibt sich weiterhin selbstbewu­sst und will mit allen Parteien außer der rechtspopu­listischen Vox verhandeln. In einer Pressekonf­erenz am Tag nach der Wahl sagte er, er wolle eine Regierung der Wiedervere­inigung und des Dialogs führen. „Eine Regierung, die die realen Probleme Katalonien­s behandelt.“Er sprach vom Gesundheit­ssystem, der Arbeitslos­igkeit und der Wirtschaft. Das wahrschein­lich größte katalanisc­he Problem, den Streit um die Zugehörigk­eit zu Spanien, erwähnte er nicht.

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Foto: dpa Salvador Illa war bis Ende Januar noch Minister in Madrid.

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