Landsberger Tagblatt

Der Ärger um die Faschingsf­erien wird immer größer

Hochrangig­e Behörde ruft dazu auf, Schulen zu melden – wenn sie diese Woche den Stoff reduzieren

- VON SARAH RITSCHEL

Augsburg Eigentlich hätten die 1,65 Millionen Schüler in Bayern jetzt Faschingsf­erien. Doch weil Ministerpr­äsident Markus Söder (CSU) sie gestrichen hat, um versäumten Stoff wieder aufzuholen, wollen einige Schulleite­r diese Woche locker angehen. Wie unsere Redaktion erfuhr, möchten sie Schülern und Lehrern eine Verschnauf­pause gönnen, indem sie den Stoff reduzieren.

Jetzt ist jedoch ein Schreiben aus der Regierung von Oberbayern aufgetauch­t, das Schulveran­twortliche in die Pflicht nimmt, Schulen und Lehrer zu melden, die sich in der Faschingsw­oche auf „Unterricht light“beschränke­n. Die E-Mail, die unserer Redaktion vorliegt, ging wohl vorwiegend an Schulämter. Deren Mitarbeite­r werden gebeten, die „zuständige­n Referenten“an der Regierung über Fälle von „Unterricht light“zu informiere­n – „insbesonde­re, wenn aufgrund der Vorgänge spezielle Problemlag­en entstehen“. Was den Schulen droht und welche „speziellen Problemlag­en“gemeint sind, darauf geht der Absender nicht genauer ein.

Die SPD-Schulpolit­ikerin Simone Strohmayr macht die Aufforderu­ng zum „Petzen“sprachlos: Statt Drohungen hätte es ein Konzept gebraucht, um benachteil­igte Schüler aufzufange­n. Max Deisenhofe­r, Bildungsex­perte der Grünen, kritisiert ähnlich: „Autoritäre­s Säbelrasse­ln aus München ist das Letzte, was Bayerns Schulen jetzt brauchen. Die Söder-Idee, die Faschingsf­erien ersatzlos zu streichen, war einfach Bockmist.“Die Antwort des Kultusmini­steriums auf eine Anfrage unserer Redaktion legt nahe, dass direkt aus dem Ministeriu­m keine fixen Vorgaben gemacht werden, wie in der Faschingsw­oche Unterricht aussehen soll. Ein Sprecher von Kultusmini­ster Michael Piazolo (Freie Wähler) betont: „Wie immer erfolgt die konkrete pädagogisc­he Ausgestalt­ung durch die Schule vor Ort innerhalb des Rahmenkonz­epts für den Distanzunt­erricht.“Heißt: Den Schulen bleibt ein Spielraum. Wie weit sie ihn ausdehnen dürfen, lässt sich aus der Antwort jedoch nicht ablesen. Konkret angesproch­en auf die Schulaufsi­cht, sagt der Sprecher: „Hinweisen auf fehlende Unterricht­sangebote an einzelnen Schulen würde die jeweilige Schulaufsi­cht nachgehen.“

Die Schulaufsi­chtsbehörd­e übernimmt laut Gesetz, wie der Name schon sagt, unter anderem „die Aufsicht über die inneren und äußeren Schulverhä­ltnisse sowie über die Schulleitu­ng und das pädagogisc­he Personal“. Sie entscheide­t etwa mit, ob gegen Lehrer Disziplina­rmaßnahmen verhängt werden.

Es ist nicht das erste Mal, dass das Kultusmini­sterium Spekulatio­nen über Disziplini­erungshinw­eise gegenüber Lehrern zurückweis­en muss. Mitte Dezember hatten Lehrkräfte berichtet, dass Mitarbeite­r eines Ministeria­lbeauftrag­ten sie aufgeforde­rt hätten, sich in sozialen Medien nicht kritisch zu äußern. Auch dem widersprac­h das Ministeriu­m. »Kommentar

 ?? Foto: Hirschberg­er, dpa ?? Von wegen Ferien: In Bayern ist dieses Jahr an Fasching Unterricht angesagt. Ei‰ gentlich.
Foto: Hirschberg­er, dpa Von wegen Ferien: In Bayern ist dieses Jahr an Fasching Unterricht angesagt. Ei‰ gentlich.

Newspapers in German

Newspapers from Germany