AWO räumt Fehler in Impfskandal ein
Angeblich nur „übrige Dosen“für Partner von Heimchefs. Stadt widerspricht
Augsburg Im Augsburger Impfskandal hat die Arbeiterwohlfahrt ihr Bedauern ausgedrückt. „Die durchgeführte Impfung der drei in den Medien angesprochenen externen Personen war ein Fehler“, erklärte die Verwaltungsratschefin der AWO Schwaben, Brigitte Protschka, nach einer internen Prüfung. Unsere Redaktion hatte vergangene Woche enthüllt, dass nicht nur der Augsburger Bischof Bertram Meier und Generalvikar Harald Heinrich in einem Augsburger Caritas-Seniorenheim bereits gegen Corona geimpft wurden, sondern dass auch Leiter zweier Augsburger AWOSeniorenheime ihre Partner auf die Impflisten setzten. Im Seniorenzentrum Herrenbach wurde sogar ein Mitarbeiter einer Kfz–Werkstätte geimpft, die dem Lebensgefährten der Heimleiterin gehört.
Die AWO-Schwaben-Vorsitzende bestätigte den Vorgang, berief sich jedoch auf angeblich übrige Impfdosen: „Als gegen Ende des Impfgeschehens noch einige bereits auf Spritzen aufgezogene Dosen übrig waren, impfte das Team zwei der Heimleiterin bekannte Personen, die sie vorher schon mit Blick auf eventuell übrig bleibende Dosen benachrichtigte.“Dem Impfteam seien die beiden vorgestellt und erklärt worden, „dass diese nichts mit dem Heim zu tun hätten“, fügte Protschka hinzu. Auch die Ehefrau des Haunstetter Heimleiters sei mit einer „übrig gebliebenen“aufgezogenen Spritze im Einvernehmen mit dem Impfteam geimpft worden.
Diese Darstellung widerspricht jedoch Recherchen unserer Redaktion, wonach die Betroffenen schon Tage vor dem Impftermin meist als Pflegemitarbeiter auf die Liste gesetzt wurden. Auch die Stadt Augsburg widerspricht der Darstellung der AWO Schwaben. „Wir machen keine wilden Impfungen und wir haben keine wilden Impfungen vorgenommen“, betont der Impfkoordinator der Stadt Augsburg, Frank Plamboeck. „Wir haben die Personen geimpft, die vorher gemeldet wurden, und um die Liste aufzufüllen, wurden Polizisten benachrichtigt.“Dies sei der ordnungsgemäße Ablauf. Nach den Unterlagen der Stadt galt dies sowohl für die Heime Herrenbach als auch Haunstetten. Die feste Anmeldung erfolge bereits Tage im Voraus, damit die Teams ihren Einsatz mit dem nötigen Personal und Impfdosen planen könnten. Seit dem 20. Januar werden laut
Ministerium und Stadt verschärfen Impfkontrollen
Plamboeck zudem übrige Impfdosen von den Impfteams wieder mitgenommen und später verimpft.
Nach dem Impfskandal wurden die Vorschriften für die Impfungen in Bayern verschärft: Nach einer Anweisung des Gesundheitsministeriums ist die Zugehörigkeit zur Prioritätengruppe auf die Schutzimpfung vor Ort nachzuweisen. In Augsburg wurden deshalb die mobilen Impfteams extra verstärkt: „Wir schicken jetzt zusätzlich einen Prüfer mit, der die Impfberechtigung und die Identität der Impfwilligen überprüft“, sagt Plamboeck. Heimleiter, Impfarzt und Prüfer müssen nun die korrekte Impfung mit ihren Unterschriften bestätigen.
Augsburgs Gesundheitsreferent Reiner Erben kritisierte die Vorgänge bei der AWO: „Die Stadt Augsburg verurteilt Verstöße gegen die Impfpriorisierung nach der CoronaImpfverordnung und der Ständigen Impfkommission aufs Schärfste“, sagt der Grünen-Politiker. Er verwies auf drohende arbeitsrechtliche Konsequenzen. Die Stadt habe beschlossen, „jeden Verstoß im Einzelfall zu prüfen und ist hierzu mit der Staatsanwaltschaft und über das Landesministerium mit dem Verordnungsgeber im Austausch“.