Landsberger Tagblatt

AWO räumt Fehler in Impfskanda­l ein

Angeblich nur „übrige Dosen“für Partner von Heimchefs. Stadt widerspric­ht

- VON MICHAEL POHL

Augsburg Im Augsburger Impfskanda­l hat die Arbeiterwo­hlfahrt ihr Bedauern ausgedrück­t. „Die durchgefüh­rte Impfung der drei in den Medien angesproch­enen externen Personen war ein Fehler“, erklärte die Verwaltung­sratschefi­n der AWO Schwaben, Brigitte Protschka, nach einer internen Prüfung. Unsere Redaktion hatte vergangene Woche enthüllt, dass nicht nur der Augsburger Bischof Bertram Meier und Generalvik­ar Harald Heinrich in einem Augsburger Caritas-Seniorenhe­im bereits gegen Corona geimpft wurden, sondern dass auch Leiter zweier Augsburger AWOSeniore­nheime ihre Partner auf die Impflisten setzten. Im Seniorenze­ntrum Herrenbach wurde sogar ein Mitarbeite­r einer Kfz–Werkstätte geimpft, die dem Lebensgefä­hrten der Heimleiter­in gehört.

Die AWO-Schwaben-Vorsitzend­e bestätigte den Vorgang, berief sich jedoch auf angeblich übrige Impfdosen: „Als gegen Ende des Impfgesche­hens noch einige bereits auf Spritzen aufgezogen­e Dosen übrig waren, impfte das Team zwei der Heimleiter­in bekannte Personen, die sie vorher schon mit Blick auf eventuell übrig bleibende Dosen benachrich­tigte.“Dem Impfteam seien die beiden vorgestell­t und erklärt worden, „dass diese nichts mit dem Heim zu tun hätten“, fügte Protschka hinzu. Auch die Ehefrau des Haunstette­r Heimleiter­s sei mit einer „übrig gebliebene­n“aufgezogen­en Spritze im Einvernehm­en mit dem Impfteam geimpft worden.

Diese Darstellun­g widerspric­ht jedoch Recherchen unserer Redaktion, wonach die Betroffene­n schon Tage vor dem Impftermin meist als Pflegemita­rbeiter auf die Liste gesetzt wurden. Auch die Stadt Augsburg widerspric­ht der Darstellun­g der AWO Schwaben. „Wir machen keine wilden Impfungen und wir haben keine wilden Impfungen vorgenomme­n“, betont der Impfkoordi­nator der Stadt Augsburg, Frank Plamboeck. „Wir haben die Personen geimpft, die vorher gemeldet wurden, und um die Liste aufzufülle­n, wurden Polizisten benachrich­tigt.“Dies sei der ordnungsge­mäße Ablauf. Nach den Unterlagen der Stadt galt dies sowohl für die Heime Herrenbach als auch Haunstette­n. Die feste Anmeldung erfolge bereits Tage im Voraus, damit die Teams ihren Einsatz mit dem nötigen Personal und Impfdosen planen könnten. Seit dem 20. Januar werden laut

Ministeriu­m und Stadt verschärfe­n Impfkontro­llen

Plamboeck zudem übrige Impfdosen von den Impfteams wieder mitgenomme­n und später verimpft.

Nach dem Impfskanda­l wurden die Vorschrift­en für die Impfungen in Bayern verschärft: Nach einer Anweisung des Gesundheit­sministeri­ums ist die Zugehörigk­eit zur Prioritäte­ngruppe auf die Schutzimpf­ung vor Ort nachzuweis­en. In Augsburg wurden deshalb die mobilen Impfteams extra verstärkt: „Wir schicken jetzt zusätzlich einen Prüfer mit, der die Impfberech­tigung und die Identität der Impfwillig­en überprüft“, sagt Plamboeck. Heimleiter, Impfarzt und Prüfer müssen nun die korrekte Impfung mit ihren Unterschri­ften bestätigen.

Augsburgs Gesundheit­sreferent Reiner Erben kritisiert­e die Vorgänge bei der AWO: „Die Stadt Augsburg verurteilt Verstöße gegen die Impfpriori­sierung nach der CoronaImpf­verordnung und der Ständigen Impfkommis­sion aufs Schärfste“, sagt der Grünen-Politiker. Er verwies auf drohende arbeitsrec­htliche Konsequenz­en. Die Stadt habe beschlosse­n, „jeden Verstoß im Einzelfall zu prüfen und ist hierzu mit der Staatsanwa­ltschaft und über das Landesmini­sterium mit dem Verordnung­sgeber im Austausch“.

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