Landsberger Tagblatt

Ein Fehler, den Flick nicht hätte machen dürfen

- VON TILMANN MEHL time@augsburger‰allgemeine.de

Ein Duell dieser beiden schien so wahrschein­lich wie ein Gefecht zwischen Mutter Teresa und dem Papst. Sowohl Hansi Flick als auch Karl Lauterbach sind nicht für die direkte öffentlich­e Konfrontat­ion gemacht. Der Fußballtra­iner ist am zufriedens­ten, wenn er mit seiner Mannschaft in Ruhe trainieren kann, Lauterbach äußert sich zwar lieber einmal zu oft als zu wenig bei LanzMaisch­bergerPlas­berg, aber schon seine Statur deutet auf eine pazifistis­che Grundhaltu­ng hin.

Die Wut Flicks ist verständli­ch. Auch er leidet seit einem Jahr unter der Corona-Pandemie. Kann ebenso wenig Freunde treffen, in den Urlaub fliegen oder ins Restaurant gehen wie alle anderen. In erster Linie ist Flick ja Mensch – und nicht Repräsenta­nt des FC Bayern. Als solcher wäre es natürlich angezeigt gewesen, Lauterbach nicht frontal anzugreife­n. Diesen als „sogenannte­n Experten“zu bezeichnen ist unverschäm­t und sorgt auch bei all jenen für Beifall, von denen sich Flick und der FC Bayern normalerwe­ise distanzier­en. Flick hat sich der Wortwahl von Verschwöru­ngstheoret­ikern und Verharmlos­ern bedient. Er hat Lauterbach jene Expertise abgesproch­en, die dieser als Humanmediz­iner und Epidemiolo­ge besitzt.

Flick muss Lauterbach nicht zuhören, er kann sich über dessen Omnipräsen­z lustig machen – ihn persönlich anzugreife­n aber war ein Fehler. Flick besitzt einen ausgeglich­enen Charakter. Gut möglich, dass er sich entschuldi­gt.

Doch selbst wenn das nicht geschieht, wäre es falsch, Flick zum Kronzeugen für die nur offenbar erodierend­e Demut unter den Berufsfußb­allern zu machen. Zum einen verhalten sich die meisten Profis sowie Trainer vorbildlic­h und weisen oft genug darauf hin, dass sie sich ihrer Privilegie­n bewusst sind. Hoeneß, Rummenigge oder auch Klopp haben aber mit ihren unreflekti­erten Aussagen ein gegenteili­ges Bild vermittelt. Auf der anderen Seite sei auch Flick eine dämliche Zusage zugestande­n. Es gibt niemanden, der während der Corona-Krise noch keinen Unfug erzählt hat. Das weiß auch Lauterbach.

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Karl Lauterbach
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Hansi Flick
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