Preuß will sich für die viele Arbeit belohnen
Zweimal war die deutsche Skijägerin schon nah dran an einer WM-Medaille. Nun soll es möglichst im schweren Einzel gelingen. Der Druck auf die deutschen Biathleten ist schon groß. Die Vorbereitung war durch ein besonderes Essen zuletzt außergewöhnlich
Pokljuka Die Thüringer Rostbratwürste kamen den gefrusteten deutschen Biathleten gelegen. „Die Köche haben den Grill angeworfen, das war auch mal lecker und eine schöne Abwechslung“, sagte Franziska Preuß. Am Ende der medaillenlosen ersten WM-Woche im slowenischen Pokljuka gab es nach vielen sportlichen Enttäuschungen am Sonntag zumindest noch ein besonderes Abendessen, ehe Preuß nun das ersehnte erste Edelmetall ins Visier nimmt. „Das ist das Ziel, das war immer meine Motivation. Ich bin davon überzeugt, dass ich das drauf habe“, sagte die 26-Jährige am Montag in der Team-Unterkunft in Bled. Am Ruhetag wollte die Bayerin nach den Plätzen fünf (Verfolgung) und acht (Sprint) Kräfte für das schwere Einzel am Dienstag (12.05 Uhr/ZDF) sammeln.
„Mich würde es einfach mega freuen, wenn der Tag kommt, wo man belohnt wird für die ganze Arbeit, die man investiert“, sagte Preuß. Zweimal war sie in Slowenien schon nah am Podest dran, im dritten Einzelrennen soll es im schweren Klassiker über 15 Kilometer nun endlich gelingen. „So gut in Form war ich noch nie am Höhepunkt“, sagte die ehemalige StaffelWeltmeisterin. Vor allem dank starker Laufform sieht sie „eine super Ausgangsposition“. Die DSV-Skijäger stehen nach dem schlechtesten WM-Start seit acht Jahren gehörig unter Druck. Um in den verbleibenden sieben Rennen noch die angepeilten vier bis fünf Medaillen zu holen, ist eine deutliche Steigerung notwendig.
Die Frauen sind an der Weltspitze dran und liefen im Jagdrennen am Sonntag zu dritt unter die Top acht, die Männer erlebten ihr schlechtestes Sprintrennen überhaupt und konnten in der Verfolgung keine Schritte nach vorne machen. „Der Schalter ist schnell mal wieder umgelegt“, sagte Preuß über die Männer: „Man darf es nicht aufgeben“und müsse „fröhlich bleiben“. Sie selbst könne das nun wieder, nachdem sie den Ärger über ihre Fehler vor allem beim Stehendschießen verarbeitet hat. Dabei helfen Telefonate mit Partner und Ex-Biathlet Simon Schempp oder ihren Neffen. „Da ist Biathlon kein Thema“, sagte Preuß, die als Sechste beste Deutsche im Gesamtweltcup ist.
Früher bremsten sie hartnäckige Infekte und Krankheiten immer wieder aus. Durch die strengen Corona-Maßnahmen ist das nun ganz anders. „Das ist mein erster Winter, wo ich beschwerdefrei durchkomme“, sagte sie. 2015 hatte Preuß im Massenstart bereits WM-Silber in Finnland gewonnen. Ihr wurde in jungen Jahren ähnliches Talent bescheinigt wie Laura Dahlmeier, die später Doppel-Olympiasiegerin und siebenmal Weltmeisterin wurde. Erst mit reichlich Verspätung ist Preuß nun doch noch zur Nummer eins im Team aufgestiegen. Auch wenn sich die viermalige Vizeweltmeisterin selbst nicht als Frontfrau sieht und mit diesem Begriff nichts anfangen kann, hat sie Denise Herrmann
in Sachen Konstanz überflügelt und kann in allen WM-Rennen antreten. „Wir sind mannschaftlich vorne dabei, das könnte auch ganz anders aussehen“, sagte FrauenCheftrainer Kristian Mehringer. „Leider haben wir die Medaille noch nicht geholt.“
Neben Preuß könnte sich vor allem Herrmann, die Vierte im Sprint und Achte in der Verfolgung wurde, ins Rennen um Edelmetall einschalten. Im Vorjahr hatte die Sächsin das Weltcup-Rennen auf der Pokljuka erstmals in ihrer Karriere mit 20 Treffern bei 20 Schüssen gewonnen. „Ich hoffe, das ist ein gutes Omen“, sagte Herrmann. Außerdem ist in Vanessa Hinz die aktuelle EinzelVizeweltmeisterin dabei.