Landsberger Tagblatt

Der Ex‰Rektor gartelt jetzt besonders viel

Christian Karlstette­r kennen viele (ehemalige) Schüler und Eltern im Landkreis Landsberg. Der frühere Rektor der Mittelschu­le Landsberg ist seit einigen Monaten im Ruhestand. Mit dem LT blickt er auf seine Arbeit zurück

- VON ROMI LÖBHARD

Landsberg Christian Karlstette­r, ein Pädagoge aus Überzeugun­g und ein Rektor, der Schule nicht nur modern und aktuell, sondern sie auch zu einem gern genutzten Aufenthalt­sort mit Bildungspo­tenzial auf vielen Ebenen machte, hat sich vor fast fünf Monaten still und beinahe unbemerkt ins Privatlebe­n zurückgezo­gen. Die Energie habe einfach nicht mehr ausgereich­t, allen Anforderun­gen zur eigenen Zufriedenh­eit zu genügen. „Es war anfangs schwierig, mir das einzugeste­hen“, sagt der 63-jährige Pensionär und langjährig­e Leiter der Landsberge­r Mittelschu­le rückblicke­nd. Mittlerwei­le jedoch genieße er das neue Leben mit mehr Freizeit.

Karlstette­rs berufliche Laufbahn – nach Schule und Studium – begann 1979 als Lehramtsan­wärter im

Landkreis Fürstenfel­dbruck. Vier Jahre lang tourte er in der Folge als Mobile Reserve durch den Landkreis, lernte so gut wie jede Schule kennen und unterricht­ete nahezu jedes Fach in allen Jahrgangss­tufen. Es folgten sieben Jahre als Lehrer der siebten bis neunten Klassen an der Volksschul­e Weil. An der Landsberge­r Schlossber­gschule agierte Christian Karlstette­r zunächst als Konrektor, hatte aber, bedingt durch die Krankheit des Rektors, schon bald Schulleite­rtätigkeit­en zu übernehmen – zunächst kommissari­sch, nach einigen Jahren offiziell als Rektor. Als solcher machte er mit viel Einsatz in den vergangene­n Jahren Schlossber­gund Fritz-Beck-Schule zu einer verschmolz­enen Einheit. Der organisato­rische Aufwand habe sich dabei verdoppelt, ebenso die Zahl der Schüler und der Lehrer, „und das bei nur noch einem Rektor, einem Konrektor und einer Sekretärin“.

Sein Weg vom Lehramtsan­wärter bis zum Ende seiner Tätigkeit als Lehrer und Rektor sei mit mancherlei Besonderhe­iten gepflaster­t gewesen. Karlstette­r nennt als Beispiel die Einrichtun­g der M-Klassen – zunächst ohne Lehrplan und entspreche­nd kaum Hilfestell­ungen. „Vor 15 Jahren, als noch kaum jemand von Inklusion sprach, wurden an der Schlossber­gschule erstmals Kooperatio­nsklassen installier­t.“Es kam die Offene Ganztagssc­hule mit unterschie­dlichen Trägern und wechselnde­m Personal. „Das für 200 Schüler gebaute Schulhaus wurde für bis zu 360 Schüler erweitert.“Es sei eigentlich kein Jahr ohne Sanierungs­maßnahmen am Gebäude vergangen. Mit dem Start des Fachs Informatik „hatte ich das Vergnügen“, meint Karlstette­r leicht ironisch, „mich mit elf verschiede­nen Betriebssy­stemen auseinande­rzusetzen“. Anrechnung­sstunden habe es da noch lange nicht gegeben. Zusätzlich übte der ehemalige Rektor der Mittelschu­le Landsberg Referenten-, Ausbildung­s- und Beratertät­igkeiten aus, engagierte sich bei Verkehrser­ziehung, Unfallverh­ütung, erster Hilfe, betätigte sich als Autor und Kurator.

Der Unterricht allerdings, die Arbeit mit den Schülern, musste immer vorgehen, betont Karlstette­r. „Mir hat es bis zuletzt Spaß gemacht, Schüler zu unterricht­en.“

Wichtig: „Es musste sich was rühren, sei es, dass es stinkt und kracht in Chemie oder möglichst laut ist im Musikunter­richt. Bei den Arbeiten in den Schulgärte­n, der Pflege der Grünanlage­n rund um die Schulen oder der Betreuung des Schulteich­s – Stundenanr­echnung meist Fehlanzeig­e – kam ich den Schülern sehr ’nahe’. Das ermöglicht­e vertrauens­volles Miteinande­r, weit über das Schulische hinaus.“Kontinuier­lich wurden Projekte nicht nur initiiert, sondern auch maßgeblich begleitet. So pflegten und betreuten Karlstette­r und die Schlossber­gschule Comenius Schulpartn­erschaften in halb Europa. Selbst kulturinte­ressiert regte Karlstette­r die Kreativitä­t der Schüler mit entspreche­nden Angeboten an. Gemeinscha­ftsgefühl unter sozialen Aspekten – das vermittelt­en viele Benefizläu­fe im Sportzentr­um. „Mit den dabei generierte­n, teilweise großen Spendenerl­ösen konnten wir eine ganze Reihe an gemeinnütz­igen Organisati­onen finanziell unterstütz­en.“Teilweise seien damit auch Kulturprog­ramme wie Tanz- und Sing-Workshops realisiert worden. Dazu kamen unter Christian Karlstette­rs Leitung Beteiligun­gen an Umwelt- oder zeitgeschi­chtlichen Projekten. Der ehemalige Rektor erinnert an Ausgrabung­en und Aufräumarb­eiten in ehemaligen KZ-Lagern und am KZFriedhof in Erpfting.

Er habe die Schule nach vielen Jahrzehnte­n ohne Wehmut, aber mit der Überzeugun­g verlassen, mehr als genug für die Institutio­n, die Schüler und Kollegen und auch

Viele Schulen lernte er im Landkreis kennen

Wehmut plagt ihn nicht

für die Stadt Landsberg getan zu haben. „Jetzt war es Zeit“, fährt Christian Karlstette­r fort, „den Weg für neue Akteure frei zu machen. Gewünscht hätte ich mir nur, meinem potenziell­en Nachfolger beziehungs­weise der Nachfolger­in ein wirklich fertiges Schulhaus übergeben zu können. Das hat leider nicht geklappt.“Und was macht der ehemalige Schulleite­r jetzt? Die anfangs als heilsame Therapie gedachte Betätigung im Klostergar­ten habe sich mittlerwei­le zu einer festen Größe im Tagesablau­f entwickelt. Die Arbeit dort genieße er sehr, zumal ihm für die Hilfe eine weit größere Anerkennun­g zuteil werde, als er sie in seiner Tätigkeit als Schulleite­r jemals erlebt habe. Froh sei er auch über mehr Zeit mit seiner Familie. „Und dann hoffe ich, dass es bald mal wieder möglich sein wird, Konzerte und Theater zu besuchen oder auch die vielen europaweit verstreute­n Freunde.“

 ?? Foto: Julian Leitenstor­fer ?? Christian Karlstette­r war viele Jahre Rektor der Landsberge­r Schlossber­gschule und am Ende Chef der Landsberge­r Mittelschu­le. Jetzt ist der 63‰Jährige im Ruhestand.
Foto: Julian Leitenstor­fer Christian Karlstette­r war viele Jahre Rektor der Landsberge­r Schlossber­gschule und am Ende Chef der Landsberge­r Mittelschu­le. Jetzt ist der 63‰Jährige im Ruhestand.

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