Wie will ich weitermachen?
Dießens Pfarrer Josef Kirchensteiner bezeichnet den Lockdown durch die Corona-Pandemie als eine Art Dauerfastenzeit. Senioren in den Heimen müssen ihre so kostbare Lebenszeit hauptsächlich ohne ihre Familien verbringen, Kindern fehlt das unbeschwerte Herumtollen und Erwachsenen der Austausch mit den Kollegen und Freunden.
Das führt häufig dazu, dass die Motivation für weitere Entbehrungen verloren geht. Warum soll ich Sport treiben und auf gutes Essen verzichten, wenn ich durch die Corona-Regeln ohnehin schon auf „Diät“gesetzt bin?
Diese Haltung ist durchaus nachvollziehbar und drückt aus, wie sehr sich die Bevölkerung auf das Leben nach Corona freut. Auf die Möglichkeiten, mit Menschen in
Kontakt zu kommen, zu reisen und das Leben in seiner ganzen Fülle zu genießen.
Doch der Lockdown bietet auch eine Chance. Die Gelegenheit, bewusst über die Entbehrungen nachzudenken und sich klarzumachen, was fehlt – und was eben auch nicht. Hetzen wir nicht manchmal von einem Event zum anderen, von der Geburtstagsfeier zum abendlichen Konzert, vom Schwimmbad ins Kino und von der Radtour zur Biergartenverabredung? Weniger ist manchmal mehr – das erlebe ich derzeit und freue mich darüber, nicht jeden Abend einen Termin im Kalender stehen zu haben.
Die gemeinsame Zeit mit der Familie und mit Freunden wird durch die Beschränkungen noch kostbarer.
Ich will mir in der Fastenzeit bewusst machen, was mir wirklich guttut, und wo ich Platz machen möchte für Neues.