Varta geht es so gut wie noch nie
Der Batteriehersteller macht 140 Prozent mehr Umsatz und baut in Nördlingen. Weshalb die Aktie trotzdem nachgibt
Nördlingen Wer heute eine Bohrmaschine, einen Akkuschrauber oder einen Staubsauger kauft, greift häufig zu einem kabellosen Gerät. Batterien finden in immer mehr Bereichen Verwendung. Davon profitiert der Batterienhersteller Varta aus Ellwangen, der in Nördlingen einen großen Standort betreibt. Das Unternehmen hat im vergangenen Jahr den Umsatz um rund 140 Prozent auf 870 Millionen Euro gesteigert. Der Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen legte um 145 Prozent auf 239 Millionen Euro zu. „Ein historisches Ergebnis!“, sagte Varta-Chef Herbert Schein. „Alle Geschäftsbereiche haben den Erfolg des Vorjahres deutlich übertroffen.“Den Aktionären stellte Varta erstmals eine Dividende in Aussicht – in Höhe von 2,50 Euro pro Aktie.
Ein Hauptgrund für das rasante Wachstum ist, dass Varta den Bereich der Haushaltsbatterien zurückgekauft hat. Dieser war zuvor in Händen des Unternehmens Energizer. Verbraucher kennen diese Batterien – zum Beispiel 1,5-VoltBatterien für Spielzeug oder Wecker – aus dem Supermarkt. Aber auch ohne den Zukauf ist Varta 2020 mit Blick auf den Umsatz um knapp 50 Prozent gewachsen, berichtete Schein. Ein Wachstumstreiber war das Geschäft mit Lithium-IonenAkkus für kabellose Kopfhörer.
Trotz der guten Zahlen büßte die Aktie der Varta AG am Donnerstag deutlich an Wert ein – rund 13 Prozent. Beobachter führten dies darauf zurück, dass Varta für das laufende Jahr ein für seine Verhältnisse eher moderates Umsatzwachstum auf rund 940 Millionen Euro in Aussicht stellte. Zudem hatten anscheinend Hedgefonds und Kleinanleger den Kurs zuletzt durch Spekulationen in Höhen getrieben, die auf Dauer nicht zu halten waren.
Gleichzeitig investiert Varta kräftig in Forschung und den Ausbau der Produktion. Im Sommer hatte Varta den Zuschlag für 300 Millionen Euro EU-Fördermittel erhalten, um eine Fertigung von Lithium-Ionen-Batterien der neuen Generation
aufzubauen. Im vierten Quartal 2021 soll dazu in Ellwangen eine Pilotanlage in Betrieb gehen. Varta baut zudem an mehreren Standorten neue Hallen. In Nördlingen beispielsweise soll in der zweiten Jahreshälfte eine von Vartas größten Knopfzellen-Fabriken fertiggestellt werden. Damit wächst die Produktionsfläche dort um 15000 Quadratmeter auf rund 60000. Schon jetzt steht fest, dass das Unternehmen auch darüber hinaus im Ries erweitert. Allein Anfang 2020 hat Varta in Nördlingen 800 Mitarbeiter eingestellt.
Im neuen Gebäude entlang der Bundesstraße 25 soll künftig nicht nur produziert werden, auch eine Kantine kommt hinzu. Ende 2020 hat Varta zudem bekannt gegeben, dass es bis zum Jahr 2027 CO2-neutrale Produktionsstätten betreiben will. Seit diesem Jahr werden alle Fabriken in Europa ausschließlich mit grünem Strom versorgt.