Daimler macht im CoronaJahr noch mehr Gewinn
Trotz zuletzt hoher Investitionen kann Konzernchef Källenius nun glänzen
Stuttgart Daimler-Chef Ola Källenius trimmt den Autobauer strikt auf Zukunft, aber eines soll schon bald wieder wie in alten Zeiten sein. Mitten in der Corona-Krise schraubt der Konzern seine Renditeziele deutlich nach oben. Schon in diesem Jahr will man in Stuttgart in etwa wieder dorthin kommen, wo man jahrelang war – bevor die hohen Kosten für den Einstieg in die Elektromobilität, die teuren Diesel-Altlasten, Handelskonflikte und zuletzt eben auch noch Corona ihre Spuren hinterließen. Nun sieht sich der Schwede in seinem zweiten Jahr an der Konzernspitze auf gutem Weg.
Zwar hatte die Pandemie auch Daimler noch im Sommer zeitweise in die roten Zahlen gestürzt, nachdem Produktionslinien gestoppt und Autohäuser geschlossen werden mussten. Dank einer überraschend starken Erholung im zweiten Halbjahr, vor allem in China, sehen die am Donnerstag präsentierten Gewinnkennzahlen nun aber sogar besser aus als 2019. Das hatte Daimler selbst lange Zeit so nicht erwartet. 2020 verbuchte der Konzern unter dem Strich einen auf die Aktionäre entfallenden Gewinn von rund 3,6 Milliarden Euro. Das waren 1,2 Milliarden Euro oder 50 Prozent mehr als im Jahr zuvor. Ohne den sogenannten Abzug von Minderheitenanteilen lag das Konzernergebnis bei 4,0 Milliarden Euro – ein Plus von 48 Prozent. Die Dividende soll von 90 Cent im Vorjahr auf 1,35 Euro steigen.
Dass das trotz gesunkenen Absatzes und Umsatzes geklappt hat, liegt vor allem daran, dass Daimler im Vorjahr milliardenschwere Kosten unter anderem für Dieselaffäre und Produktionsprobleme schulterte – aber auch daran, dass Källenius und sein Finanzchef Harald Wilhelm stark die Kosten drücken konnten. Weltweit verkaufte Daimler 2020 nur rund 2,84 Millionen Fahrzeuge – 15 Prozent weniger als 2019. Der Umsatz sank im Vergleich um 11 Prozent auf 154,3 Milliarden Euro. Zugleich verkaufte aber MercedesBenz tendenziell eher teure Autos mit höheren Gewinnspannen. Hinzu kam die Kurzarbeit: Damit sparte der Konzern laut Källenius rund 700 Millionen Euro ein.
2021 nun sollen Absatz, Umsatz und Gewinn gleichermaßen deutlich zulegen. Die Pkw- und Vans-Sparte will Källenius damit auf eine bereinigte Umsatzrendite von 8 bis 10 Prozent bringen. Bei den zuletzt schwer gebeutelten Lastwagen und Bussen rechnet er mit 6 bis 7 Prozent operativer Marge. Die Ziele entsprechen im Wesentlichen dem, was sich Daimler – damals noch in etwas anderer Konzernstruktur – in Normalzeiten vorgenommen hatte.
Langfristig soll die Daimler AG ganz verschwinden. Mercedes-Benz für Autos und Vans und Daimler Truck für Lastwagen und Busse sollen künftig als zwei unabhängige börsennotierte Unternehmen agieren. Die Finanz- und Mobilitätsdienstleistungen sollen in den anderen Bereichen aufgehen. Mit der Strategie im Autobereich sei man auf dem richtigen Weg, bekräftigte Källenius. Der Absatz von Plug-inHybriden und komplett elektrischen Autos sei auf rund 160000 verdreifacht worden, die CO2-Vorgaben der EU habe man eingehalten. Dieses Jahr bringt MercedesBenz eine ganze Reihe neuer Elektromodelle auf den Markt und will doppelt so viele verkaufen wie 2020.
Die Cashcow bleiben aber erst einmal die Verbrenner, davon will Källenius auch nicht abrücken – ein Ausstiegsdatum gibt es also nicht. „Es macht keinen Sinn, frühzeitig das Verbrenner-Geschäft abzuschneiden, mit dem man gut Geld verdient“, betonte er. Aber: Sollte das Elektro-Geschäft schneller als gedacht mehr Fahrt aufnehmen, werde man bereit sein.