Weg mit dem Schaum vor dem Mund
Aufgefallen
Die Menschen in Bayern hat früher einmal eine spezielle Wesensart ausgezeichnet. Diese war so ausgeprägt, dass es dafür sogar eine eigene Bezeichnung gibt: Die Rede ist von der sogenannten königlich bayerischen Bierruhe. Das heißt, egal, was so im Freistaat und der Welt drumherum passiert ist, wurde von den meisten Bajuwaren mit maximaler Gelassenheit betrachtet. Basst scho!
Schlimmstenfalls bei Bierpreiserhöhungen probte man hierzulande immer mal wieder in der Geschichte den Aufstand. Von der Bierruhe aber ist in unserer heutigen Gesellschaft nicht mehr viel zu spüren – weder in Bayern noch anderswo. Das könnte daran liegen, dass immer mehr Menschen immer weniger Bier trinken und wir uns offenbar mit anderen – mehr oder weniger aufputschenden – Getränken neue Empörungs- und Wutenergie antrinken. Interessanterweise haben wir mehr Schaum vor dem Mund mit weniger schäumenden Getränken. Ein biochemisches Phänomen also?
Wir haben jedenfalls eine regelrechte Empörungskultur entwickelt. Vor aber allem im Netz. Oder anders formuliert: Wir haben zu allem eine Meinung, leider aber immer weniger Argumente für oder dagegen. So hat dies zur Folge, dass die moderne Empörungs- und Prangerkultur einer ruhigen Aufklärung so gut wie immer im Weg steht. Was es einer Schadensbegrenzung guttäte, wäre die Entwicklung einer Kultur des Sich-Entschuldigens? Und die Rückkehr zur bayerischen Gelassenheit …