Radler werden zum Problem
Noch nie starben so wenige Menschen auf Bayerns Straßen wie 2020. Dennoch wird künftig stärker kontrolliert
München Trotz eines auch coronabedingt starken Rückgangs der Verkehrsunfälle und Verkehrstoten in Bayern bereiten die Radler den Verkehrsexperten zunehmend Sorge: So stieg 2020 die Zahl der Fahrradunfälle um knapp zehn Prozent auf über 19000 – während gleichzeitig die Verkehrsunfälle insgesamt um über 17 Prozent auf rund 345000 sanken.
„Auffällig dabei ist: Radfahrer waren bei rund 40 Prozent der Verkehrsunfälle allein beteiligt“, erklärte Bayerns Innenminister Joachim
Herrmann (CSU). Weitere 30 Prozent der Unfälle seien von den Radlern verursacht worden. Sprich: Bei sieben von zehn Unfällen trugen die Radler selbst die Schuld.
Die häufigsten Unfallursachen auf dem Fahrrad seien „Geisterradeln“entgegen der Fahrtrichtung, zu hohe Geschwindigkeit oder Alkoholeinfluss. Ziel müsse sein, den Radverkehr sicherer zu machen, kündigte der Innenminister an: „Dazu gehören auch verstärkte Kontrollen vor allem von RadlRowdies, aber auch von Autofahrern, die keine Rücksicht auf Radler nehmen.“
Trotz der gestiegenen Zahl der Fahrradunfälle sank jedoch die Anzahl der im Straßenverkehr getöteten Radler um mehr als elf Prozent auf 68 – davon 25 mit einem Pedelec. Insgesamt starben auf Bayerns Straßen im vergangenen Jahr 484 Menschen, 57 weniger als ein Jahr zuvor. „Das ist die niedrigste Zahl der Verkehrstoten seit Beginn der Unfall-Aufzeichnungen vor mehr als 65 Jahren“, betonte Herrmann.
Natürlich sei dieser Rückgang zu einem großen Teil auf den CoronaLockdown und den damit verbundenen Rückgang des Straßenverkehrs zurückzuführen, räumte der
Minister ein. Allerdings setze sich damit auch ein positiver Trend der vergangenen Jahre fort: So waren vor 20 Jahren noch mehr als dreimal so viele Verkehrstote zu beklagen.
Gegen den Trend gestiegen ist 2020 die Zahl der im Straßenverkehr getöteten Motorradfahrer – um mehr als elf Prozent auf 127. „Damit war fast jeder vierte getötete Verkehrsteilnehmer mit dem Motorrad unterwegs“, beklagte Herrmann. Bei den Ursachen der tödlichen Verkehrsunfälle liegt überhöhte Geschwindigkeit mit rund einem Drittel der Fälle an der Spitze. „Auch in verkehrsarmen Zeiten fahren viele
Auto- und Motorradfahrer leider zu schnell – und das oft mit fatalen Folgen“, kritisiert der Innenminister. So habe die Polizei trotz des ruhigeren Verkehrs im vergangenen Jahr mehr als 320000 Anzeigen wegen Tempo-Verstößen erstattet.
Jeder fünfte tödlich verunglückte Auto-Insasse war zudem nicht angeschnallt. „44 Menschen hat dieser vermeidbare Leichtsinn das Leben gekostet“, beklagte Herrmann. Deutlich zurückgegangen ist dagegen die Zahl der unter Alkoholeinfluss verursachten schweren Unfälle. Trotzdem kamen deshalb 36 Menschen ums Leben (2019: 40).