Landsberger Tagblatt

Umfahrung

Lengenfeld: So geht’s weiter

- VON ULRIKE RESCHKE

Penzing Es gibt die Berufe, die verbindet man automatisc­h mit Frauen – auch in der heutigen Zeit noch: Krankensch­wester, Sekretärin, Hebamme – oder Kindergärt­nerin. Aber es gibt eben auch die Ausnahme, wie in Penzing zu sehen ist: In der Lechrainge­meinde haben nämlich zwei Männer das Sagen in den Kindergärt­en.

Matthias Peischer ist einer davon und leitet den Kindergart­en St. Martin in Penzing, den der 29-Jährige schon als Kind besuchte. In den beiden Kitas im Ort ist die Männerquot­e im September dann jäh angestiege­n: Zeitgleich mit Erziehungs­wissenscha­ftler Peischer begann Dennis Pfender als stellvertr­etender Leiter des Kindergart­ens St. Josef.

Sechs Wochen später wurde die Leitungsst­elle frei – schwangers­chaftsbedi­ngt. Der 26-Jährige aus Hiltenfing­en, der bereits eineinhalb Jahre Erfahrung in der Stellvertr­etung vorweisen konnte, übernahm den Posten. Seit ihrem Start suchen beide dringend Personal zur Verstärkun­g

Beide bringen Sport in den Alltag

ihrer jeweiligen Teams.

Als Sportler wollen sie mehr Bewegung in den Kindergart­en bringen. Bei Fußballer Pfender gibt es für jede Gruppe einen wöchentlic­hen Sporttag. An „seinen“Sport, das Stockschie­ßen, möchte Peischer – unter anderem deutscher Meister 2020 und Trainer der U16-Nationalma­nschaft – die Kleinen heranführe­n, sobald die notwendige­n Geräte dafür da sind.

Den Normalbetr­ieb konnten beide noch nicht kennenlern­en. Doch am Montag soll es – unter Einhaltung der Hygienevor­schriften – wieder für alle Kinder losgehen. Nachdem im Oktober die Eingewöhnu­ngsphase für die Kinder vorbei war, kam der November mit Krankheits­wellen daher und im Dezember folgte der Lockdown. Seither ist Notbetreuu­ng, die in dem in der Oberberger Straße gelegenen St.

Martin gut nachgefrag­t ist (80 Prozent der Kinder sind da). In St. Josef nehmen 15 von 70 Kindern das Angebot wahr. „Viele Familien haben sich selbst um Betreuung gekümmert, dafür bin ich dankbar“, sagt Dennis Pfender.

Kirchliche Feste im Jahreskrei­s, Besuche bei Bäcker, Feuerwehr und Bürgermeis­ter – alles musste in diesem Kindergart­enjahr ausfallen. Durch Corona wurden auch die Tage der offenen Tür und das übliche Anmeldever­fahren abgesagt. Mit Videos, die Interessie­rte über geschützte Links im Internet ansehen können, stellen die Einrichtun­gen sich und ihr Personal vor. Die Anmeldung läuft heuer erstmals für alle drei Kindergärt­en (auch Wurzelpurz­el in Epfenhause­n) zentral über die Gemeinde.

Die Arbeit mit den Kindern, etwa an einem Schneenach­mittag ein Iglu zu bauen, steht für beide noch vor dem Gehalt. „Wo wird man sonst dafür bezahlt, dass man spielen darf“, sagt Matthias Peischer, um gleich einzuräume­n, dass solche Ereignisse die Ausnahme sind. „Als Erzieher muss man sehr idealistis­ch sein“, sagt er.

In seiner Arbeit sehe er Sinn – Bestätigun­g ist für ihn, den täglichen Fortschrit­t der Kinder zu erleben. Doch das ist derzeit nicht Alltag. Personalei­nsatzpläne und Organisato­risches fordern ihn und seinen Kollegen gerade am meisten. Auch die laufend neuen Verordnung­en für den Betrieb in der Kita zu lesen und kurzfristi­g umzusetzen hält die beiden auf Trab.

Männer in der Frühpädago­gik seien eine Bereicheru­ng, finden die Penzinger Kindergärt­ner. Dennis Pfender sieht sich für die Jungen als männliches Rollenvorb­ild, das Verständni­s mitbringt für ihr Bedürfnis nach Toben und Raufen. Für die Mädchen sei er Vertreter einer Vaterrolle, die diese von häufig berufsbedi­ngt abwesenden Vätern oftmals nicht kennen. „Es ist ein tolles Gefühl, wenn man gemocht wird“, sagt Pfender auch.

Durch seine Größe habe er eine andere Präsenz als (zum Beispiel) eine 1,60 Meter kleine Frau, sagt Zwei-Meter-Mann Peischer. „Als

Mann hat man da schon Autorität, ohne pädagogisc­h zu handeln“, erzählt er und lacht. Pfender, für den sein Beruf eine Berufung ist, sieht das auch als Vorteil gegenüber Eltern oder dem Team.

Peischer, der aus Penzing stammt, hat Erziehungs­wissenscha­ften studiert und nach einem freiwillig­en sozialen Jahr in einem Kindergart­en (wie Kollege Pfender) in einer Heilpädago­gischen Tagesstätt­e im Landkreis Fürstenfel­dbruck gearbeitet. „Ich kann gut erklären, warum etwas nicht funktionie­rt, muss es mir aber in der Praxis immer selber erschließe­n“, sagt Peischer, der täglich dazulernt – angefangen bei Fingerspie­len oder der Durchführu­ng des Morgenkrei­ses.

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Foto: Thorsten Jordan Die Zeit, als dieser Stuhl für Matthias Peischer (links) gepasst hat, ist schon lange her: Der 29‰Jährige kehrt nun in leitender Funktion an seinen ehemaligen Kindergart­en zu‰ rück. Und auch die zweite Einrichtun­g in Penzing leitet ein Mann: Dennis Pfender.

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