Landsberger Tagblatt

Klinik‰Chef warnt

Nach dem Corona-Ausbruch auf einer Station im Klinikum Landsberg warnt Dr. Alexander Schnelke, die Lage im Landkreis zu unterschät­zen. Wie viele Menschen – darunter auch einige Polizisten – gegen Covid-19 geimpft sind

- VON DANIEL WEBER

Nach dem Corona-Ausbruch auf einer Station im Landsberge­r Klinikum warnt Dr. Alexander Schnelke davor, die Lage im Landkreis zu unterschät­zen.

Landsberg Dr. Alexander Schnelke, Ärztlicher Direktor des Landsberge­r Klinikums, warnt vor der aktuellen Corona-Lage. Das zeigt sich auch gerade an seinem Arbeitspla­tz: Auf einer Station des Klinikums ist das Coronaviru­s ausgebroch­en berichtete). Währenddes­sen beschweren sich viele Bürger, dass es mit dem Impfen im Landkreis nicht vorangeht und kaum Termine zu bekommen sind. Das LT hat nachgefrag­t.

„Große Vorsicht ist weiterhin geboten. Die Pandemie ist noch nicht vorbei“, sagt Dr. Alexander Schnelke. Im Landkreis verbreiten sich inzwischen Virusmutat­ionen, vor deren Gefährlich­keit er ausdrückli­ch warnt: Auch mit FFP2-Maske könne man sich leicht anstecken. Aktuell gibt es 34 bestätigte Infektione­n mit der südafrikan­ischen Virusmutat­ion und acht mit der britischen. Über Mutationen im Krankenhau­s ist derzeit noch nichts bekannt. Am Donnerstag war veröffentl­icht worden, dass es auf einer Station im Landsberge­r Klinikum einen Corona-Ausbruch gab. Schon am Freitag vergangene­r Woche hatte es den ersten Verdachtsf­all gegeben, berichtete Schnelke am Donnerstag dieser Woche. Seitdem sei intensiv getestet worden. Inzwischen haben fünf Patienten und vier Mitarbeite­r positive Testergebn­isse bekommen und die Station 3B wurde geschlosse­n. Dort befanden sich vor allem Chirurgie-Patienten. Personen, die mit den Infizierte­n in Kontakt waren – darunter auch einige Mitarbeite­r des Klinikums – befinden sich momentan in Quarantäne.

Seitdem das Klinikum am Donnerstag mit dem Ausbruch an die Öffentlich­keit ging, habe sich an der Lage nichts geändert, gibt das Landratsam­t bekannt. „Am Freitag und Samstag finden nochmals Reihentest­ungen am Klinikum statt, die Ergebnisse erwarten wir am Samstag oder Sonntag.“Der neue Stand soll am Montag veröffentl­icht werden. Nur weil inzwischen viele Mitarbeite­r der Klinik gegen das Coronaviru­s geimpft seien, habe sich die Krankheit nicht schneller ausbreiten können, sagt Schnelke. Über die der 700 Mitarbeite­r habe bisher mindestens die erste der beiden Impfungen erhalten, weitere würden bald geimpft. Trotz dieser schwierige­n Umstände gab es am Freitagmor­gen am Klinikum zur Abwechslun­g eine positive Überraschu­ng: Die Gärtnerei Scherdi aus Hofstetten schenkte den Mitarbeite­rn über 1000 Primeln.

Während viele Klinikmita­rbeiter geimpft sind, ist die Immunisier­ung im Landkreis noch nicht so weit: Von 120700 Bürgern hätten 4054 die erste Impfung bekommen, 1681 seien bereits zum zweiten Mal geimpft, teilt das Landratsam­t mit. Momentan können sich erst die 7200 über 80-Jährigen sowie Bewohner und Patienten in Alten- und Pflegeeinr­ichtungen, Pflegekräf­te, medizinisc­hes Personal und MitarHälft­e beiter des Impfzentru­ms impfen lassen. Außerdem sei einigen wenigen Polizeikrä­ften Impfstoff verabreich­t worden, wenn die betreffend­en Dosen sonst abgelaufen wären, berichtet Pressespre­cher Wolfgang Müller. Dass für solche Nachrücker-Situatione­n nicht besonders gefährdete Risikopati­enten angerufen werden, kritisiert­en Leser gegenüber der LT-Redaktion. Impfzentru­msschon leiter Peter Rasch erklärt das Vorgehen damit, dass es in solchen Situatione­n schnell gehen müsse und keine Kapazitäte­n frei seien, um eine Nachrücker­liste mit Risikopati­enten durchzutel­efonieren, bis ein Kandidat gefunden sei, der kommen könne. Viel schneller gehe eine Anfrage zum Beispiel bei der Polizeiins­pektion: Nach einer Schicht würden die impfwillig­en Beamten sofort ins Impfzentru­m kommen.

Seit Beginn der Impfungen im Dezember sind im Landkreis insgesamt 6200 Impfdosen von BiontechPf­izer und kürzlich auch 600 Dosen des AstraZenec­a-Wirkstoffs eingetroff­en. Impfstoff von Moderna wurde laut Landratsam­t bisher noch nicht geliefert. Ein einziges Fläschchen des Wirkstoffs sei bisher zerbrochen, der Rest habe wie geplant verimpft werden können. Seit der ersten Impfwoche, in der nur 100 Dosen im Landkreis eintrafen, hat sich die Impfstoffm­enge erhöht: Schon in der zweiten Woche waren

Derzeit finden Reihentest­s am Klinikum statt

1066 Impfdosen kamen diese Woche im Kreis an

es 650 Dosen. Nach der darauffolg­enden Flaute – der Nachschub fiel eine Woche lang aus – gab es in der ersten Januarwoch­e wieder 510 Dosen, die Menge steigerte sich stetig auf 1200 Dosen in der vergangene­n Woche, davon 600 von AstraZenec­a. Diese Woche waren es bisher 1066 Dosen, teilt das Landratsam­t mit.

Weil sich gerade ältere Menschen bei der Anmeldung zum Impfen mit langem Ausharren in der TelefonWar­teschleife oder mit der Onlinevere­inbarung schwertun, gab es viele Beschwerde­n: Senioren und deren Angehörige ärgerten sich über die Umstände. Offenbar nicht nur in diesem Landkreis, denn das bayerische Gesundheit­sministeri­um verschickt seit Donnerstag AnmeldePos­tkarten an die Landkreise, wo diese unter anderem in Arztpraxen und Apotheken ausgelegt werden sollen. Anna Diem-Sickinger, Sprecherin des Landratsam­ts: „Wir waren ein bisschen schneller mit der Idee und der Umsetzung – und zwar gleich mit einem ordentlich­en Fragebogen, mit dem sich jeder anmelden kann.“Der Bogen stammt aus der Aktion Impfpaten, die das Landsberge­r Tagblatt mit dem Landratsam­t ins Leben gerufen hat.

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Fotos: Leitenstor­fer (Archiv)/Klinikum Die Impfungen im Landkreis Landsberg gehen nur langsam voran. Links: der Ärztliche Direktor des Klinikums Landsberg, Dr. Ale‰ xander Schnelke. Rechts: Klinik‰Mitarbeite­r freuen sich über eine Blumenspen­de.
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