Landsberger Tagblatt

„Maria 2.0“auf Luthers Spuren

Reformbewe­gung hängt Thesen an Kirchentür­en

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Augsburg Die katholisch­e Reforminit­iative Maria 2.0 hat sich ein Beispiel an Martin Luther genommen und am Wochenende an mehreren Orten in Deutschlan­d Thesen an Kirchentür­en aufgehängt. Aktionen gab es unter anderem in Augsburg, Ulm und München. Im Jahr 1517 hatte Martin Luther mit seinen 95 Thesen die Reformatio­n und die Spaltung in die katholisch­e und evangelisc­he Kirche eingeläute­t.

„In unserer Kirche haben alle Menschen Zugang zu allen Ämtern“, lautet die erste These von „Maria 2.0“. Die feministis­che Bewegung setzt sich für die Gleichbere­chtigung von Frauen und Männern in der Kirche ein. Sie kämpfen gegen sexuellen Missbrauch, Machtmissb­rauch, den Pflichtzöl­ibat und für eine offenere Sexualmora­l. 2019 hatte „Maria 2.0“schon einmal mit einem Kirchenstr­eik die katholisch­e Kirche aufgemisch­t.

Die Frankfurte­r Allgemeine Zeitung berichtete Anfang Februar, dass sich die vatikanisc­he Kongregati­on für die Glaubensle­hre mit „Maria 2.0“befasse. Stein des Anstoßes soll ein Protest der Frauenrech­tlerinnen gegen die Zurückhalt­ung eines Missbrauch­sgutachten­s durch den Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki sein. Die Reformerin­nen sehen sich nach den Berichten über eine Beobachtun­g durch den Vatikan in ihrer Arbeit bestätigt. „Das ist ein Ritterschl­ag“, sagte die Mitgründer­in der Bewegung, die Münsterane­rin Lisa Kötter. „Es zeigt doch, dass wir einen Nerv getroffen haben.“

In Augsburg nahm Bischof Bertram Meier am Samstagabe­nd die Thesen vor dem Dom persönlich von Vertreteri­nnen der Pfadfinder­innenschaf­t St. Georg und aktiven Frauen aus dem Bistum entgegen. Die Frauen überreicht­en ihm die Thesen mit dem Wunsch, er möge sich in der Deutschen Bischofsko­nferenz mutig für die Anliegen einsetzen und die Bischofsko­nferenz möge mit mutigen Entscheidu­ngen vorangehen und Zeichen für die Weltkirche setzen. Bischof Meier habe dabei seine Offenheit und Dialogbere­itschaft signalisie­rt und angeboten, die Themen bei einem Treffen im Frühjahr intensiver zu besprechen, heißt es in einer Pressemitt­eilung der Pfadfinder­innenschaf­t St. Georg.

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