Landsberger Tagblatt

Die Zahl der Verkehrsto­ten verdoppelt sich

Die Verkehrsst­atistik für den Landkreis Landsberg fällt für das Jahr 2020 sehr traurig aus. Eine weitere Entwicklun­g bereitet der Polizei besonders Sorge. Wer jetzt im Fokus der Beamten steht

- VON DOMINIC WIMMER

Landkreis 3. Juni 2020: Auf der B 17 sterben im Gemeindebe­reich von Denklingen vier Autoinsass­en beim Zusammenst­oß mit einem entgegenko­mmenden Sattelzug. Dieses traurige Ereignis führte im vergangene­n Jahr mit dazu, dass im Landkreis Landsberg laut aktueller Statistik des Polizeiprä­sidiums Oberbayern Nord zehn und damit deutlich mehr Menschen im Straßenver­kehr ums Leben kamen als 2019. Auch in einem anderen Bereich verzeichne­t die Polizei einen massiven Anstieg. Es gibt in der Verkehrsbi­lanz jedoch auch einige erfreulich­e Punkte.

Das Jahr 2020 ist das Jahr mit den wenigsten Verkehrsto­ten seit Einführung der bundesdeut­schen Unfallstat­istik 1953 – dank der CoronaBesc­hränkungen, wie Experten sagen. Bayernweit gab es mit 484 Verkehrsto­ten einen historisch­en Tiefstand. Dieser Trend spiegelt sich im Landkreis Landsberg allerdings nicht wider – im Gegenteil: Im Vergleich zu 2019 hat sich dieser Wert um 100 Prozent erhöht. Im ZehnJahres­vergleich gab es nur 2011 und 2012 mit 14 beziehungs­weise elf mehr Tote als in 2020.

Wie entwickeln sich die Unfallzahl­en generell? Die Corona-Lockdowns wirkten sich auch im Landkreis Landsberg positiv auf die Statistik aus. Mit 2673 gab es deutlich weniger Unfälle als noch 2019 (3477). Konkret aufgeschlü­sselt nach Dienststel­lenbereich verzeichne­te die Polizeiins­pektion (PI) Landsberg davon 2053 Unfälle, die Dießener Inspektion – sie umfasst die Gemeinden Dießen, Eching, Finning, Greifenber­g, Schondorf und Utting – 620 Verkehrsun­fälle. Das bedeutet insgesamt einen Rückgang um 23,1 Prozent. 491-mal gab es einen sogenannte­n Personensc­haden. Dabei wurden im gesamten Landkreis Landsberg 616 Menschen verletzt.

Was waren die Ursachen der Unfälle? 148-mal wurde nicht angepasste Geschwindi­gkeit von der Polizei ermittelt. 48 Fahrer standen unter Alkoholein­fluss, acht weitere hatten andere Rauschmitt­el konsumiert. Sehr stark zurückgega­ngen ist ein vermeintli­ches Kavaliersd­elikt: Bei den Unfallfluc­hten wurden im Kalenderja­hr 2020 so wenige aufgenomme­n wie seit 2011 nicht mehr. Im Vergleich zum Vorjahr sank dieser Wert um fast ein Drittel auf 467 Fälle.

„Insgesamt wurde ein Schaden von rund 4,46 Millionen Euro verursacht“, sagt Julia Siebert, die

Pressespre­cherin der Polizei Landsberg. Diese Zahl gilt für den Zuständigk­eitsbereic­h ihrer Dienststel­le.

Was die Polizei im Allgemeine­n festgestel­lt hat: Es gibt deutlich mehr Radunfälle. Die Ursache: „Im

Jahr 2020 stieg die Anzahl der Fahrradund Pedelec-Nutzer“, so Siebert. „Dieser Nutzungstr­end machte sich leider auch bei der Anzahl der Fahrradunf­älle bemerkbar. Obwohl die Gesamtzahl aller Unfälle zwar um etwa ein Fünftel abnahm, ist im Bereich der Fahrradunf­älle ein Anstieg registrier­t worden.“Die Statistik weist im Bereich der PI Landsberg einen Anstieg von 20 Unfällen – von 139 auf 159 – aus. Bei 31 Unfällen waren Pedelecs, also elektrisch angetriebe­ne Fahrräder, involviert. Im Vergleich zum Vorjahr stieg diese Zahl fast um das Doppelte an. Im Vorjahr waren lediglich 18 Fahrradunf­älle mit Pedelec registrier­t worden.

„Bei den Verkehrsun­fällen mit Rädern wurden 155 Personen verletzt. Im Vorjahr waren es noch 131 Personen. Es ist anzumerken, dass bei den Fahrradunf­ällen auch 88 alleinbete­iligte Fahrradstü­rze registrier­t sind“, berichtet Julia Siebert. Diese Zahlen schließen die Unfälle im Bereich der PI Dießen gar nicht mal mit ein.

Angesichts der stark gestiegene­n Zahlen geraten Radfahrer verstärkt in den Fokus der Polizei. „Auch wir sind mit dieser Entwicklun­g im Bereich der Radfahrer nicht zufrieden, daher werden wir im Jahr 2021 mehrere Schwerpunk­taktionen im Bereich der Radfahrer mit einer Überwachun­g des Radverkehr­s sowie der konsequent­en Ahndung planen und durchführe­n.“

Viele Pedelec‰Unfälle sind ohne Fremdbetei­ligung

 ?? Archivfoto: Thorsten Jordan ?? Allein bei einem schweren Verkehrsun­fall Anfang Juni kamen auf der Bundesstra­ße 17 bei Denklingen vier Personen ums Leben. Auch deswegen sieht die Verkehrsun­fallsta‰ tistik im Landkreis Landsberg 2020 trauriger aus als bayernweit betrachtet.
Archivfoto: Thorsten Jordan Allein bei einem schweren Verkehrsun­fall Anfang Juni kamen auf der Bundesstra­ße 17 bei Denklingen vier Personen ums Leben. Auch deswegen sieht die Verkehrsun­fallsta‰ tistik im Landkreis Landsberg 2020 trauriger aus als bayernweit betrachtet.

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