Landsberger Tagblatt

Hilft die Öffnung von Biergärten und Terrassen?

Die FDP will, dass die Wirte ihre Außenberei­che öffnen dürfen – gerade nach dem Ansturm am Wochenende. Wie der Landsberge­r Stadtrat Tom Bohn diese Forderung begründet und was sich in der Gastroszen­e sonst noch tut

- VON DOMINIK STENZEL

Landsberg Ob Landsberge­r Innenstadt oder Riederauer Strandbad: Am Samstag und Sonntag war im Landkreis einiges los – trotz Pandemie. Bei angenehmen Temperatur­en zog es viele Menschen mit einem Eis oder Getränk in die Sonne. Nicht alle beachteten dabei die geltenden Corona-Regeln berichtete). Der einzige FDP-Stadtrat in Landsberg, Tom Bohn, regt dennoch eine zeitnahe Öffnung der Gastronomi­e an. Warum sich seiner Meinung nach dadurch Situatione­n wie am Wochenende verhindern ließen und was sich in der Landsberge­r Gastroszen­e tut.

„Wir werden uns daran gewöhnen müssen, mit dem Virus zu leben“, sagt Tom Bohn auf LT-Nachfrage. Inzwischen gebe es genügend Erkenntnis­se, wie sich die Gesellscha­ft schützen kann. Der Lockdown sei die schlechtes­te aller Möglichkei­ten, weil durch ihn die Kollateral­schäden ins Unermessli­che stiegen. „Es gilt, einen Mittelweg zu finden, der die Risikogrup­pen schützt, dadurch eine Überbelegu­ng der Intensivst­ationen verhindert, und trotzdem ermöglicht, dass Einzelhand­el und Gastronomi­e weiter bestehen bleiben“, so Tom Bohn.

Eine Öffnung der Außengastr­onomie unter Berücksich­tigung von Hygieneauf­lagen hält er im Zuge dessen für „absolut unbedenkli­ch“. „Die Landsberge­r Gastronome­n und Einzelhänd­ler haben in der Vergangenh­eit sehr viel Verantwort­ung und Engagement beim Schutz ihrer Kunden an den Tag gelegt“, stellt Bohn fest. Es sei nicht nachvollzi­ehbar, dass jene Auflagen, die in den geöffneten Supermärkt­en gelten, beim Einzelhand­el nicht genau so effektiv wirken sollen. Wie der FDP-Kommunalpo­litiker weiter erklärt, könnte durch eine Öffnung der Außengastr­onomie die Einhaltung der Corona-Regeln besser überwacht werden. „Auf dem Gelände der Gastro und des Einzelhand­els werden die Hygienereg­eln von Wirten und Serviceper­sonal überwacht.“Im Stadtgebie­t habe er am Wochenende hingegen nur wenige Polizisten gesehen: „Wenn der Staat meint, Regeln aufstellen zu müssen, dann ist es auch seine Aufgabe, auf öffentlich­en Plätzen auf deren Einhaltung zu achten.“

Am Lumpigen Donnerstag achteten Polizeibea­mte am Hellmairpl­atz

darauf, dass die geltenden Abstands- und Hygienereg­eln umgesetzt werden. Zu genau, wenn es nach Billie Salzeder, Geschäftsf­ührerin der Landsberge­r Bar „Stufe 15“geht. Wie berichtet, machten sie und weitere Landsberge­r Gastronome­n auf ihre prekäre Lage aufmerksam. Als sich das Treffen wieder auflöste, kam eine Streife vorbei und nahm die Personalie­n von mehreren

Teilnehmer­n auf, darunter auch die von Salzeder. „Wir sind sehr traurig und geschockt über den Ausgang der Hilfsaktio­n“, sagt sie gegenüber dem LT. „Wenn ich mich beim Bäcker anstelle und drei weitere Kunden sind vor mir, ist das ungefährli­ch und erlaubt, aber im Familienve­rbund – und so sehe ich mich und meine Kollegen – ist das verboten und kann mit einem deftigen Bußgenau geld bestraft werden?“Laut Billie Salzeder wäre ein höfliches Gespräch seitens der Polizei zielführen­der gewesen.

Direkt von Corona betroffen waren die Betreiber des „Vogelhäusl­s“und der „Trattoria Italiana“. Wie berichtet, machten beide Landsberge­r Gaststätte­n, die sich ein Gebäude an der Münchener Straße teilen, Ende Januar wegen positiver Fälle unter den Mitarbeite­rn komplett dicht. Mittlerwei­le sind sie wieder geöffnet. „Bei uns geht es allen wieder gut“, sagt „Voglhäusl“-Betreiber Dieter Bönsch. Auch ihm habe das tolle Wetter am Wochenende in die Karten gespielt. „Die Leute zieht es einfach wieder raus.“Vor allem am Bayertor sei einiges los gewesen – so mancher habe vor dem Nachhausew­eg noch im „Voglhäusl“Essen bestellt. „Ich habe aber keine Ansammlung­en oder Gruppen gesehen“, so Bönsch.

Salvatore Mennonna wagte mit seiner „Trattoria“den Neustart nach der Corona-Pause am Valentinst­ag. Auch in seiner Gaststätte seien alle wieder wohlauf. Natürlich hoffe er, bald auch wieder Gäste empfangen zu dürfen – jedoch gar nicht so sehr wegen des Umsatzes. „Ich glaube, es wäre für die Psyche aller gut, wenn wieder mehr Normalität einkehrt“, sagt Mennonna. Das vorsichtig­e Handeln der Politiker könne er aber nachvollzi­ehen. „Es bringt nichts, wenn die Lockerunge­n wieder in einen Lockdown führen.“Ein solcher Rückschlag

Tom Bohn fordert einen Mittelweg

Landsberge­r Café Likka wagt ein Experiment

würde auch für die Gastronome­n nur zu weiteren Problemen führen.

Auch das Café Likka in der Hubert-von-Herkomer-Straße hat sich entschiede­n, Getränke, Snacks und Bowls ab sofort zum Mitnehmen anzubieten. „Es ist ein Experiment“, sagt Geschäftsf­ührer Thomas Mavra‰ postolos. „Unsere Mitarbeite­r sind langsam unruhig geworden.“Auch das Ende des Winters habe bei der Entscheidu­ng eine Rolle gespielt. „In der Stadt sollte jetzt wieder mehr los sein. Bei uns gibt es alles auf die Hand“, sagt er.

In Michael Dillingers Schokolade­nmanufaktu­r am Hauptplatz gibt es seit Kurzem wieder Eis zu kaufen. Der Andrang sei in den ersten Tagen groß, sagt der Inhaber: „Es ist wichtig, dass wir durch unser Angebot ein Stück Normalität darstellen können.“

Den Lockdown habe der Konditorme­ister vor allem dafür genutzt, neue Ideen umzusetzen und das Sortiment anzupassen. Ein Ziel sei etwa gewesen, das beste Schokolade­neis in Landsberg anzufertig­en – ohne Laktose. Von der Corona-Krise sei er nicht ganz so massiv betroffen wie viele andere Kollegen in der Gastronomi­e. „Bei den Hilfen habe ich aber leider den Eindruck, dass es lieber komplizier­t als schnell gehen soll.“

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Fotos: Th. Jordan Das Café Likka (oben) bietet seit Kurzem Snacks und Bowls zum Mitnehmen. Im Meisterwer­k (unten links) ist besonders Eis ge‰ fragt. Dieter Bönsch und Salvatore Mennonna starten mit ihren Gaststätte­n nach Corona‰Pause wieder durch.
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