Landsberger Tagblatt

Egoismus siegt über Vernunft

- VON ALEXANDRA LUTZENBERG­ER redaktion@landsberge­r‰tagblatt.de

Die Emotionen kochen im Moment schneller hoch als sonst. Und so ging es vielen Landsberge­rn, die sich über die Massen von Besuchern ohne Maske und Abstand in der Innenstadt aufregten. Die Polizei war nicht in der Lage, diesen Ansturm zu bewältigen (das Wochenende kam wie so oft unverhofft, und die Stadt hat sich auch keine Absperrung­en überlegt), und so durften viele etwas machen, was sonst sanktionie­rt wird. Da nur einige Gastronomi­ebetriebe Kaffee und Co. auch to go anbieten, drängte sich auch noch alles auf dem Peter-Dörfler-Weg und dem Hauptplatz. Wäre da eine kontrollie­rte Öffnung der Gastronomi­ebetriebe, wie es die FDP fordert, nicht generell vernünftig­er?

Den Müll ließen viele am Wochenende auch gleich liegen. Denn, wer ohne Maske und Abstand (Anstand) in die Stadt geht, hat es nicht so mit Regeln und schmeißt anscheinen­d auch alles auf den Boden. Es war ein hässliches und unsauberes Bild, das die Stadt am Sonntagabe­nd abgab. Abschrecke­nd. Die, die sich bisher an die Regeln hielten, sind jetzt stinksauer und trauten sich am Sonntag nicht mehr aus dem Haus. Dazu riet die Polizei auch einigen Anrufern. Reiner Egoismus siegt also über Vernunft und Sicherheit. Ernsthaft? Vielleicht sollte die Stadt Landsberg ihre Schilder, die auf die Maskenpfli­cht hinweisen, einfach ein wenig größer machen und noch mehr aufstellen. Traurig, aber wohl notwendig.

Sauer sind auch die, die von der Polizei bereits erwischt wurden, wie die Wirtin der „Stufe 15“, weil sie sich im Fasching mit zwei Kolleginne­n unterhielt. Verboten ist das, ja, aber nach dem vergangene­n Wochenende das Bußgeld auch verhältnis­mäßig? Bestraft wird, wenn es mehr als zwei Haushalte sind, die sich treffen. Aber nur, wenn es für die Polizei kontrollie­rbar ist? Schwierig zu erklären, aber im Moment wohl gängige Praxis, denn in anderen Städten ging es auch rund. Doch wenn man Tausende von Ausflügler­n, wie am Sonntag, nicht kontrollie­ren kann, dann sollte man sich im Sinne der Gleichbeha­ndlung überlegen, ob eine Handvoll Faschingsf­reunde, die einen Umzug machten, oder die Gastronome­n, die sich mit Maske und Abstand auf dem Hellmairpl­atz am Lumpigen trafen, wirklich sanktionie­rt werden müssen. Denn alle haben das Gleiche gemacht – die einen ohne Bußgeld, die anderen nicht. Ein solches Wochenende spaltet die Bevölkerun­g und wirft uns einen Schritt zurück. Sonne und Wochenende sind wunderbar, aber es gibt keine Entwarnung in Sachen Corona. Schade, dass sich so viele nicht an die einfachste­n Schutzmaßn­ahmen halten.

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