Ist das Landratsamt aus der Zeit gefallen?
Zum Artikel „Kritik am Landratsamt“vom 10. Februar:
Das Landratsamt Landsberg ist vielleicht aus unserer Zeit gefallen. So mutet mich die Schließung der Behörde am Lumpigen Donnerstag an. Alle Welt hat genug zu tun mit der Bekämpfung dieser Weltseuche. Die Landsberger Behörde aber nimmt sich eine kleine Auszeit. Denn es ist ja Fasching. Es gibt kaum Publikumsverkehr, die meisten Bürotüren sind ohne Termin sowieso verschlossen. Wieso wird dann das Signal nach außen gesendet: „Schaut her, wir lassen uns den Fasching nicht verderben und machen ein paar Stunden zu?“
Aus unserer Zeit scheint auch der Landrat gefallen zu sein. Vier Vertreter und dazu auch noch eine verbeamtete Person der Behörde als sogenannten ständigen Vertreter im Amt. Als ob das nicht ausreicht, wurde kürzlich ein persönlicher Referent eingestellt, der auch noch Termine für den Landrat vertretungsweise wahrnehmen soll. Ein kleines bisschen barock? Franz Josef Strauß lässt grüßen.
Aus unserer Zeit gefallen ist der Neubau, besser gesagt dessen Durchführung. So notwendig ein Neubau ist, so frage ich mich aber doch, gibt es denn keine Beispiele, bei denen man sich für Landsberg etwas abgucken kann? In Erlangen zum Beispiel hat der – größere – Landkreis Erlangen-Höchstadt für rund 30 Millionen Euro einen Neubau errichtet. Mitten in der teuren Innenstadt. Mit ausreichend und kostenlosen Tiefgaragenplätzen für Mitarbeiter und Besucher. Und architektonisch gut gelungen. In wenigen Jahren. Die Landsberger Lösung, auf zwei Mal bauen, die Behörde zu teilen und irgendwann mal, wenn es der Stadt gefällt, die zweite Hälfte anzubauen, ist nicht nur teurer. Sie ist auch schon ein bisschen schräg oder eben auch aus unserer Zeit gefallen.
Thomas Szczepkowski, Worms