Landsberger Tagblatt

Selbst krank und Helferin für andere

Jung an Parkinson zu erkranken, ist ein schweres Schicksal, das Susanne Frick aus Hausen tragen muss. In einer Selbsthilf­egruppe unterstütz­t die frühere Leiterin einer Intensivst­ation auch andere Betroffene

- VON DAGMAR KÜBLER

Sie versehen ihre Tätigkeite­n, ohne groß Aufhebens davon zu machen. Sie helfen, unterstütz­en, begleiten und gehen voran. Es sind die ehrenamtli­chen Bürger, ohne die das Gemeinwohl nicht funktionie­ren würde. Wir, das sind der Landkreis, die Sparkasse LandsbergD­ießen und das Landsberge­r Tagblatt, sagen „Danke“und stellen monatlich einen dieser „Stillen Helden“im Porträt vor. Heute: Susanne Frick aus Hausen.

Hausen Selbsthilf­egruppen sind für viele Menschen mit Einschränk­ungen, seien es Krankheite­n oder traumatisc­he Erlebnisse, wie ein sicherer Hafen, in dem sie sich mit Menschen mit gleichen Erfahrunge­n austausche­n können. Susanne Frick aus Hausen leitet eine solche Selbsthilf­egruppe – für Menschen, die an Parkinson erkrankt sind.

Gerade wenn Angehörige überforder­t sind, Freunde sich abwenden oder das Umfeld verständni­slos oder abwertend reagiert, kann die Selbsthilf­egruppe von großem Wert sein. Verständni­s und gegenseiti­ge Unterstütz­ung sind wichtig, ebenso Tipps zu Behandlung­smethoden oder Fachärzten. Von der Erfahrung anderer lernen, die vielleicht schon einen Schritt weiter sind, ist eine vielfach bewährte Methode.

Die Krux ist jedoch, dass Leiter von Selbsthilf­egruppen meist selbst

Betroffene sind. Sie tragen damit nicht nur ihr eigenes Schicksal und müssen mit ihren eigenen Beschwerde­n fertig werden, sondern sind zudem für andere da – so wie Susanne Frick aus Hausen.

Bei der 52-Jährigen wurde vor zehn Jahren Parkinson festgestel­lt. Zu diesem Zeitpunkt leitete sie eine Intensivst­ation eines Münchner Krankenhau­ses. „Wenn man so jung eine solche Diagnose bekommt, zieht es einem erst mal den Boden unter den Füßen weg“, erinnert sie sich. Seit 2014 bezieht sie volle Erwerbsmin­derungsren­te und kann damit den Belastunge­n im Arbeitsleb­en entgehen, die den Gesundheit­szustand von ParkinsonP­atienten enorm verschlech­tern. „Druck von außen kann dazu führen, dass Arme und Beine nicht mehr funktionie­ren“, berichtet Frick. Verlangsam­te Bewegungen sind typisch für diese Krankheit. Das kann andere im Alltag nerven, wenn zum Beispiel das Einsteigen in den Bus zu lange dauert. „Wir werden auch oft als Alkoholike­r bezeichnet, weil Schwanken durch Gleichgewi­chtsstörun­gen auftreten kann. Das muss man dann zu seiner

Krankheit auch noch ertragen“, berichtet Frick.

Der Weg in die Rente war nicht einfach. Frick musste es erleben, dass Ärzte ungeeignet­e Medikament­e verschrieb­en und zu wenig Zeit für ihre Patienten aufbrachte­n und Rentenvers­icherungst­räger gerade Jüngeren Steine in den Weg legten. Doch sie hat sich ihr Recht erkämpft und gibt ihr Wissen heute an die Mitglieder der Selbsthilf­egruppe „Jung und Parkinson“weiter, die sie 2016 gründete und seitdem mit viel Erfolg leitet. Inzwischen sind nicht mehr nur junge

Menschen dabei: „Die Altersspan­ne liegt zwischen 40 und 80 Jahren. Wir haben zwischen 20 und 25 Mitglieder“, erzählt Frick.

Die Selbsthilf­egruppe ist dem Selbsthilf­ezentrum in München angegliede­rt. Zweimal jährlich gibt es sogenannte Vernetzung­streffen, sodass Frick auch Leiter anderer Selbsthilf­egruppen kennenlern­t. Treffpunkt von „Jung und Parkinson“ist bei der Caritas in der Brudergass­e in Landsberg. „Wir wurden dort offen empfangen, und man

Die Treffen fehlen den Erkrankten sehr

kümmert sich rührend um uns“, ist Frick dankbar. Der Lockdown hat jedoch auch diese Treffen lahmgelegt; das letzte fand im Oktober 2020 statt. Seitdem gibt es sporadisch­e Onlinetref­fen, an denen jedoch nicht jedes Mitglied teilnehmen kann, sei es aus gesundheit­lichen Gründen, oder weil die Technik nicht verfügbar ist. Hier würde sich Frick mehr Unterstütz­ung aus dem privaten Umfeld der Mitglieder wünschen. „Die Treffen fehlen den Menschen sehr, sie sind eine große Unterstütz­ung“bedauert Frick.

Momentan kann Frick ihren Alltag alleine bewältigen. Aber Parkinson ist nicht heilbar und schreitet fort. So kommt neben der körperlich­en die psychische Belastung dazu. Doch Susanne Frick nimmt ihre Krankheit an. „Es gibt einen Grund dafür, dass sie in mein Leben gekommen ist“, ist sie sich sicher. „Ich habe in meinem Beruf immer alles gegeben und bin über meine Grenzen gegangen.“Stärke gibt ihr auch ihr christlich­er Glauben.

 ?? Foto: Julian Leitenstor­fer ?? Susanne Frick aus Hausen ist in relativ jungen Jahren an Parkinson erkrankt. Sie engagiert sich in einer Selbsthilf­egruppe und ist die „Stille Heldin“des Monats Februar.
Foto: Julian Leitenstor­fer Susanne Frick aus Hausen ist in relativ jungen Jahren an Parkinson erkrankt. Sie engagiert sich in einer Selbsthilf­egruppe und ist die „Stille Heldin“des Monats Februar.

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