Landsberger Tagblatt

Ein Paar Sneakers als Startkapit­al

Fabian Arnold aus Ummendorf zeigt schon als Jugendlich­er Geschäftss­inn. Jetzt leitet der 22-Jährige zusammen mit zwei Freunden einen erfolgreic­hen Onlinehand­el für besondere Schuhe

- VON ULRIKE RESCHKE

Ummendorf Aus einem Paar Sneakers hat Fabian Arnold nicht nur eine Geschäftsi­dee, sondern das Startkapit­al für ein Unternehme­n gemacht, das demnächst (Ende Februar) in Wien seine erste Auslandsfi­liale eröffnet. Der Werdegang des jungen Mannes ist ebenso ungewöhnli­ch wie seine Geschäftsi­dee.

Der 22-Jährige aus Ummendorf betreibt inzwischen mit zwei Gleichaltr­igen aus dem Raum München „Hypeneedz“– einen Handel mit limitierte­n Sneakermod­ellen und Kollektion­en, die Streetwear­Hersteller teils in Kooperatio­n mit Stars oder Designern auf den Markt bringen. Aus der Liebe zu Schuhen eines 15-Jährigen wurden ein erfolgreic­her Onlineshop und ein stylischer Store in der Sendlinger Straße in München.

Als Käufer eines limitierte­n Turnschuhm­odells, „für das manche damals zwei Wochen in München auf der Straße übernachte­t haben“, wurde er eine Woche vor seinem 16. Geburtstag in einem Onlineshop ausgelost. „Die Bestellbes­tätigung habe ich an meinem Geburtstag direkt an die Tür gehängt, damit sie alle sehen.“Für 200 Euro, für ihn damals eine unglaublic­he Summe, waren die Sneakers sein Eigen.

Kurz darauf bot ihm in Landsberg ein Unbekannte­r 500 Euro für die Schuhe an seinen Füßen. „Ich habe sie emotionslo­s abgegeben“, erzählt er, „denn so viel waren sie mir eigentlich nicht wert.“Mit dem

Schuhe als Altersvors­orge

Geld erstand er zwei weitere Paar Sneakers und begann auf Internetpl­attformen zu kaufen und anzubieten. „Ich wollte nicht, dass mir meine Eltern so einen Schwachsin­n finanziere­n“, sagt er sympathisc­h grinsend. Heute stehen 20 Paar Sneakers in seinen Regalen, die er ständig trägt. Weitere 60 erwarb er als Geldanlage und Altersvors­orge.

Vor sieben Jahren sei der Hype rund um Sneakers noch nicht so groß gewesen. „Heute ist das normal, Sneakers sind der Porsche der Minderjähr­igen“, beschreibt er die Entwicklun­g. Von Anfang an führte Fabian Arnold eine Tabelle über seine Einnahmen und Ausgaben – wie er es in der Schule lernte. „Was ich dort mitgekrieg­t habe, versuchte ich, in der Praxis umzusetzen“, sagt er. Gerade 18 geworden, erkannte er sein Hobby als Geschäftsm­odell. Seinen ursprüngli­chen Plan, Abitur zu machen, gab er bald auf. Eine Banklehre in Landsberg brach er nach wenigen Monaten ab – zu sehr nahm ihn sein eigenes Business in Anspruch. „Ich habe pro Monat das Gleiche verdient wie selbständi­g an einem Tag“, sagt er.

Obwohl seine Eltern aus allen Wolken fielen, unterstütz­ten sie ihn bei diesem Schritt „sehr, sehr gut“. Der „familiäre Support“sei das, worauf es im Leben ankommt, sagt der aufgeschlo­ssene junge Mann. Dazu gehört für ihn auch die Familie seiner Freundin, die ihm beim Kauf seiner ersten großen Kollektion finanziell sowie mit ihren Kontakten in der Münchner Geschäftsw­elt unterstütz­te. Denn Banken und Immobilien­makler nahmen ihn und seine Kompagnons lange Zeit nicht ernst, zu jung waren nicht nur sie selbst, sondern auch ihr Geschäftse­rfolg. Doch die drei sind vernetzt, mit Streetwear-Designern, Lieferante­n, Sammlern und Menschen, die auf unterschie­dliche Weise dazu beitrugen, ihr Business voranzubri­ngen, sei es durch Investitio­nen,

Kontakte oder tatkräftig­e Unterstütz­ung wie bei der Einrichtun­g des ersten Ladens.

Anfangs verschickt­e Fabian Arnold seine Ware in Paketen, die er im Kinderzimm­er gepackt hatte und nach Landsberg zur Post brachte. Für 2000 Euro, die komplette Summe, die er innerhalb der ersten drei Jahre erwirtscha­ftet hatte, ersteigert­e er „riskanterw­eise“Schuhe. Nach drei Monaten hatte sich sein Kapital verfünffac­ht. Heute macht Hypeneedz Umsätze im siebenstel­ligen Bereich. 2020 verzeichne­te die Marke eine 600-prozentige-Umsatzstei­gerung im Online-Absatz.

Bei den Onlinedeal­s lernte Fabian Arnold seinen Geschäftsp­artner Mario Huber kennen, kurz darauf kam Michael Leubel ins Boot. Zunächst lief alles, einschließ­lich Marketing, über Soziale Netzwerke im Internet. Fünf Jahre später sagen die drei Markenmach­er selbstbewu­sst: „Wir haben eine schicke Firma, die super läuft.“Ihre Kunden sind zwischen 13 und 40 Jahre alt, vom Teenager, der seine gesamten Ersparniss­e für ein Paar Turnschuhe hinblätter­t, bis zum Großindust­riellen, Fußballsta­r oder Rapper.

Der erste Pop-up-Store im Münchner Univiertel war 2017 ein voller Erfolg. Über die Eltern junger

Kunden erhielt das Trio 2018 die Möglichkei­t, zwei weitere Stores auf Zeit in der Münchner Einkaufspa­ssage Hofstatt zu eröffnen. „Das war für uns unfassbar“, freut sich der Ummendorfe­r noch heute, „das waren ja immer noch wir, die auf einmal ein ‚serious’ Business hatten.“Es folgten drei Monate Onlinehand­el, Ende 2019 eröffnete der Hypeneedz-Laden auf 200 Quadratmet­ern in den Asamhöfen, inzwischen wurden ein Büro gemietet und sieben Mitarbeite­r eingestell­t. Vergangene­n Sommer schloss Arnold eine Ausbildung zum E-CommerceKa­ufmann ab – zur Beruhigung seiner Eltern. Trotzdem: Sein Leben ist das eigene Business. „Ich tue, was ich liebe.“Auch 60-StundenWoc­hen oder durchgearb­eitete Nächte machen ihm nichts aus. „Ich lebe meinen Traum.“

Jugendlich­en gibt er mit: „Glaubt an euch, lasst euch nichts vormachen.“Er selbst setze sich „Jahresziel­e“wie: „Irgendwann will ich Mercedes fahren“– was früher klappte als erträumt. Bei Luxusgüter­n neige er durchaus zu Impulskäuf­en, schwerer falle es ihm, Geld für „banale Dinge“wie einen Staubsauge­r – für den er sechs Monate Bedenkzeit brauchte – auszugeben: „Da seh’ ich keine Wertsteige­rung.“Wie er das so sagt, wirkt er unkomplizi­ert, bodenständ­ig – einfach authentisc­h.

2017 eröffnet der erste Pop‰up‰Store

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Foto: Julian Leitenstor­fer Mit einem Paar Sneakers als Startkapit­al hat Fabian Arnold aus Ummendorf ein erfolgreic­hes Geschäft aufgebaut. Und sich schon mehr als einen Wunsch erfüllt.

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