Die Gärtner atmen auf
Ab 1. März dürfen Gärtnereien im Landkreis Landsberg wieder Kunden empfangen. Trotzdem herrscht bei ihnen zum Teil dicke Luft – nicht nur, weil das Geschäft mit Blumen und Pflanzen woanders gemacht wurde
Gärtnereien und Gartenmärkte dürfen ab Montag wieder für Kunden öffnen. Die Unternehmer im Landkreis Landsberg atmen auf.
Landsberg Die Gärtner im Landkreis Landsberg atmeten auf, als am Montagvormittag berichtet wurde, dass in Bayern in einer Woche, am 1. März, die Gärtnereien nach coronabedingter elfwöchiger Schließung wieder aufmachen dürfen. „Wir freuen uns, mein Seelenzustand ist gleich viel besser geworden“, sagt Kurt Scherdi aus Hofstetten. In den Tagen zuvor war die Stimmung in der grünen Branche noch ganz anders.
Aber die Gärtnerbranche machte zuletzt bereits auf vielen Ebenen Druck, wieder aufmachen zu dürfen. Seit dem Wochenende scheint die Sonne, das Frühjahr steht vor der Tür: März, April und Mai sind die umsatzstärksten drei Monate der Gärtner – und dieses Geschäft folgt einem klaren Ablauf von Wachsen und Blühen. Kann nichts oder – wie mit vorheriger telefonischer Bestellung – nur wenig verkauft werden, hakt es im saisonalen Verlauf.
Eine Internet-Petition brachten die Gärtner auf den Weg, und sie suchten das Gespräch mit der Politik:
„Der Präsident des Gärtnerverbands hat dem Ministerpräsidenten geschrieben, jeder Gärtner hat Politiker angeschrieben und wir haben 1000 Briefe an die Politiker geschickt, wir müssen aufmachen und es kann nicht sein, dass im Lebensmittel-Einzelhandel und an Tankstellen die Blumen stehen und wir, die wir in unseren Glashäusern Fläche und Luft haben, geschlossen haben müssen“, erklärt Scherdi, „und das habe ich auch den Abgeordneten Dorow und Kießling gesagt.“Positiv findet Scherdi auch, dass die Öffnungsankündigung nicht an einen bestimmten Corona-Inzidenzwert gekoppelt wurde. Und es sei ja auch kein Fehler, wenn sich die Pflanzenkäufer nicht mehr allein in den Supermärkten drängten, „sondern sich jetzt besser verlaufen“.
Die Wettbewerbsverzerrung, die die Gärtner schon länger beklagen, ist das eine, das andere sind die saisongebundenen Abläufe in einer Gärtnerei. „Ein Problem ist, wenn die ersten Frühlingsblüher schon am Verblühen sind“, blickte etwa Siegfried Dumbsky noch in der verganWoche sorgenvoll auf die nächsten Wochen, als noch unklar war, wann wieder geöffnet werden darf. Was nicht rechtzeitig verkauft werden kann, müsse weggeworfen werden, die monatelange Aufzucht der Pflanzen wäre dann vergeblich gewesen. Und wenn die frühen Blühpflanzen nicht verkauft würden, wäre auch kein Platz für die Pflanzen, die nachkommen, um im April und Mai angeboten zu werMan habe jetzt schon Tausende Jungpflanzen, die umgetopft werden müssen und mehr Platz brauchen, sagt Dumbsky. „Geranien, Margariten und Petunien sind ja schon da, die dann nach den Eisheiligen gepflanzt werden, da müssen wir aber vorher noch die Primeln und Stiefmütterchen verkaufen.“
Die Möglichkeit, an Kunden telefonisch oder online bestellte Ware zu verkaufen, sei kein Ersatz gewegenen sen. Für die Unternehmen sei die Abwicklung ein „Riesenaufwand“bei deutlich weniger Umsatz. „Wenn ein Kunde fünf Primeln bestellt, darf ich ihm die Primeln geben, wenn er sie holt und dann sagt, ich hätte auch gerne noch eine Blumenerde, dann muss ich ihm sagen, die kannst du gerne haben, aber du musst vorher anrufen.“
Nun ist Dumbsky aber erst einmal froh, wieder aufmachen zu könden. nen, wenngleich er noch gespannt darauf ist, welche Ausführungsbestimmungen folgen werden. Er gehe aber davon aus, dass das alles umsetzbar sei, meint er mit Blick auf das vergangene Jahr. Nach dem ersten Lockdown sei damals die Zahl der Kunden zunächst auf eine Person pro 20 und dann pro zehn Quadratmeter festgelegt worden, „damit könnte man leben“, sagt Dumbsky, „und unsere Gewächshäuser sind ja gut durchlüftet“.
Das betonen die Gärtner und Gartenmarktbetreiber immer wieder, so auch Karin Scherdi vom gleichnamigen Gartencenter in Landsberg: „Wir haben hier 10000 Quadratmeter Gesamtfläche, in Hofstetten sind 20000 Quadratmeter unter Glas.“Die Mitinhaberin des Landsberger Geschäfts sagte noch Ende der vergangenen Woche: „Ich hoffe sehr schwer, dass wir am 1. März aufmachen dürfen“. Wenn nicht, dann wäre zu befürchten, dass wie im vergangenen Jahr erneut auch das Geschäft für Ostern ausfallen würde, das nicht nur Pflanzen, sondern auch viel Dekorationsware beinhalte. Wie stark das Geschäft
Die Freude über die baldige Öffnung ist groß
Ein Gärtner spricht von Ungerechtigkeit
während des Lockdowns zurückgegangen ist, zeige die Zahl der tätigen Floristen im Haus: „Wir haben sechs bis acht Floristen, jetzt sind nur einer bis zwei da.“
Während die Betriebe der Scherdis und von Dumbsky zahlreiche Angestellte beschäftigen, ist die Gärtnerei Aubele in Prittriching ein relativ kleines Unternehmen, das weitgehend mit Arbeitskräften aus der Familie betrieben wird, berichtet Inhaber Robert Aubele. „Daher geht es uns in der Pandemie relativ gut“, meint er mit Blick darauf, dass man nicht so viele Löhne zahlen müsse. Ab 1. März wieder öffnen zu können, sei optimal, „das geht genau ins Frühlingsgeschäft“. Schlimm wäre es gewesen, wenn die Gärtnereien noch weitere zwei oder drei Wochen oder gar bis nach Ostern geschlossen hätten bleiben müssen. Aber auch ihn habe die „Ungerechtigkeit“der vergangenen Wochen gestört, nämlich, dass die Gärtner schließen mussten, während in den Supermärkten umso mehr Pflanzen verkauft wurden, betont Aubele.