Seenotretter „Sea-Eye“mit weiterem Schiff
Schon jetzt sind in diesem Jahr mehr als 160 Flüchtlinge im Mittelmeer ertrunken
Rostock Aus der öffentlichen Wahrnehmung ist das Thema weitgehend verschwunden, doch die Zahl der Migranten, die sich mit nicht hochseetüchtigen Booten über das Mittelmeer nach Europa aufmacht, bleibt hoch. Erst in dieser Woche kamen 41 Menschen ums Leben, die mit einem Schlauchboot aus Libyen aufbrachen. Die Seenotrettungsorganisation Sea-Eye mit Sitz in Regensburg setzt daher künftig ein weiteres Rettungsschiff ein. Die „Sea-Eye 4“wird am Sonntag in Rostock getauft. Eröffnet wird die Taufe von Claudia Roth, Bundestagsvizepräsidentin und Sea-EyeMitglied. „Die Schiffstaufe der SeaEye 4 ist dieser Tage ein wichtiges Zeichen für die Solidarität, die Humanität und für das praktische Eintreten für Menschenrechte“, sagt die Grünen-Politikerin. „Da, wo die europäischen Regierungen ihrer Verantwortung nicht nachkommen, sind es die zivilen Seenotretterinnen und Seenotretter, die die Grundwerte der Europäischen Union und die Menschenrechte hochhalten.“Alleine in diesem Jahr seien bereits 169 Menschen im zentralen Mittelmeer ertrunken.
Taufpate des Schiffs wird Alpha Jor Barry. Der 19-Jährige wurde im Jahr 2018 selbst von der Organisation Sea-Eye gerettet. „Ich weiß, was es bedeutet, auf hoher See in einem kleinen Boot zu treiben“, sagt er. Maßgeblich finanziert wird das Projekt vom Bündnis für Seenotrettung United4Rescue mit Sitz in Hannover. Es ist das vierte und größte Schiff der Regensburger Seenotretter. „Noch immer existiert keine europäisch finanzierte staatlich getragene zivile Seenotrettung, noch immer gibt es keine sicheren Zugangswege und noch immer keinen dauerhaften und solidarischen Verteilmechanismus für gerettete Menschen in Europa“, kritisiert Claudia Roth. In der Bundesregierung sieht man die Rettungs-Organisationen mit gemischten Gefühlen. Immer wieder wird der Vorwurf laut, sie würden das Geschäft von Schleusern unterstützen, die Migranten illegal nach Europa brächten.
Bewegung gab es unterdessen auch in einem anderen Fall: Am Flughafen Hannover sind weitere 155 Migranten aus Griechenland angekommen. Gelandet seien 33 Familien mit 70 Erwachsenen und 85 Minderjährigen, teilte das Bundesinnenministerium mit. Damit habe Deutschland seit April insgesamt 1954 Menschen aus Griechenland aufgenommen.
Von den neu Angekommenen sind 144 laut Bundesinnenministerium als Flüchtlinge anerkannt. Die Bundesregierung hatte nach dem Brand des Lagers Moria auf Lesbos die Aufnahme von 1553 anerkannten Flüchtlingen zugesagt. 150 unbegleitete Minderjährige sind bereits hier.