In der GastroBranche brennt die Hütte
In Dießen haben viele Wirte in der vergangenen Nacht die Lichter angelassen. Am Montag geht es mit gedeckten Tischen weiter. Wie die Gastronomen ihre Lage nach fast vier Monaten Zwangspause sehen
Dießen Nicht nur wie seit dem Fasching im Unterbräu, sondern in vielen Dießener Gaststätten haben in der vergangenen Nacht die Lichter gebrannt. Die Gastronomen machten bei der Aktion „Die Hütte brennt – Licht an“auf ihre düstere wirtschaftliche Lage aufmerksam. Am Montag soll eine weitere Aktion des Hotel- und Gaststättenverbands folgen: Dann werden vor vielen Restaurants, Gaststätten und Bars die Tische eingedeckt nach dem Motto „Wir sind für Euch da – vergesst uns nicht!“– nicht nur in Dießen, auch in Landsberg und in ganz Bayern.
Seit knapp vier Monaten sind alle Gaststätten im Land geschlossen, weil sich die Regierung davon verspricht, die Ausbreitung des Coronavirus zu bremsen. Bei den Wirten rumort es, und die Rufe, wieder öffnen zu dürfen, werden vor dem nächsten Ministerpräsidententreffen am 3. März immer lauter.
„Wir haben keine Perspektiven“, klagt etwa Isabel Kleber vom „Essen’s Art“in Dießen, als sie gerade die Plakate für die Gastro-Aktion an ihrem Lokal in der Fischerei abholt. „Selbstverständlich machen wir mit“, sagt sie, „Nichtstun ist keine Option, momentan kämpfen wir alle ums Überleben und wir wollen gesehen werden. Gastronomie und Wirtshäuser sind ein wichtiger Teil unserer Gesellschaft, und der wird einfach weggesperrt.“Weiter sagt sie, die Menschen bräuchten die Gastronomie, „das ist das Leben, das ist ein Ort, sich zu treffen, wir brauchen Menschen um uns herum“. Dass sie nicht öffnen darf, kann Isabel Kleber aufgrund der Erfahrungen, als über den Sommer wieder aufgemacht werden durfte, nicht nachvollziehen: „Unser Konzept hat funktioniert.“
Ähnlich sieht das auch Mario Arbia vom „La Gondola“. „Wir haben Desinfektionsmöglichkeiten, Lüftung und Trennwände, wir haben alles Mögliche gemacht“, betont er. Ihm wäre es am liebsten, sofort wieder aufmachen zu können, ein Speiselokal sei coronasicher, betont er, die Gäste würden an ihren Platz gebracht und zwischen den Tischen sei genug Abstand. Auch Arbia ließ in der Nacht auf Samstag das Licht brennen, einen gedeckten Tisch werde es aber am Montag nicht geben. Das sei zu aufwendig, denn momentan spiele sich sein Geschäft ausschließlich in seinem in der früheren Bäckerei in St. Georgen angesiedelten Lieferservice ab.
Liefer- und Abholservice ist das Einzige, mit dem Gastronomen momentan Umsatz erzielen können, nur Gewinn werfe das Ganze nicht ab, betont Heidi Rahmel von der Cine Bar. „Das ist ein Draufzahlgeschäft, eigentlich müssten wir ganz zu machen, aber dann gerät man in Vergessenheit“, sagt die langjährige Gastgeberin in der Kinowelt am Ammersee. Durch deren Glasfassade konnte man das brennende Licht besonders gut sehen. Bei ihr sei die Lage besonders schwierig. Schließlich gehe seit November auch das
„Wir haben alles Mögliche gemacht“
Kino-Geschäft ab, und dabei wäre die Wintersaison besonders wichtig. Eine Folge des Lockdowns sei, erzählt Rahmel, „dass meine Tochter jetzt in ihren alten Beruf zurückgegangen ist – nach 30 Jahren“.
Wann wieder Essen und Getränke in Gasthäusern auf den Tisch kommen können, ist derzeit noch unklar, ebenso, unter welchen Bedingungen das dann möglich sein wird. Angesichts einer bereits anlaufenden Debatte um Impfpässe und größere Freiheiten für geimpfte Personen, blickt Isabel Kleber darauf, unter welchen Umständen Gäste bewirtet werden können: Sie fände es „grenzüberschreitend“, wenn sie etwa gezwungen wäre, zwischen Geimpften und Nicht-Geimpften unterscheiden zu müssen. „Das war im vergangenen Sommer schon schwierig, als die Gäste ihre Daten angeben mussten. Ich bin gespannt, wie das nun werden wird, wirklich Gedanken dazu habe ich mir aber noch nicht gemacht“, sagt Kleber.