Landsberger Tagblatt

Friedrich Merz will zurück in den Bundestag

Selbst zwei Niederlage­n im Kampf um den CDU-Vorsitz können ihn nicht bremsen. Und auch diesmal droht ihm eine Kampfabsti­mmung

- VON RUDI WAIS

Augsburg Auch nach zwei bitteren Niederlage­n im Kampf um den CDU-Vorsitz hat die Politik für Friedrich Merz ihren Reiz offenbar noch nicht verloren. Der ehemalige Fraktionsv­orsitzende der Union bewirbt sich in seiner sauerländi­schen Heimat noch einmal um einen Platz im Bundestag, aus dem er im Herbst 2009 ausgeschie­den war, um in die Wirtschaft zu wechseln. „Ich freue mich sehr über die Nominierun­g“, erklärte der 65-Jährige am Dienstagab­end. „Der Hochsauerl­andkreis ist meine Heimat. Ich hätte große Freude daran, die Menschen und unsere Region im Bundestag zu vertreten.“Endgültig entscheide­n allerdings wird die Kreis-CDU erst im April – neben Merz sind noch zwei weitere Kandidaten im Rennen.

Am Montag hatten zwei Stadtverbä­nde Merz als Kandidaten vorgeschla­gen, vermutlich nicht ohne Rücksprach­e mit ihm. Der örtlichen Westfalenp­ost hatte er zuvor lediglich bestätigt, dass er gefragt worden sei, ob er sich eine Kandidatur vorstellen könne. Er sei „nicht abgeneigt“, hatte Merz dann noch hinzugefüg­t, nur eines wolle er auf keinen Fall: eine „offene Feldschlac­ht“um die Kandidatur im Sauerland.

Genau dazu könnte es nun jedoch kommen. Wie bei seinen Anläufen auf den Parteivors­itz, als er erst gegen Annegret Kramp-Karrenbaue­r unterlag und zwei Jahre später dann gegen Armin Laschet, wird ihm auch die Kandidatur im Sauerland nicht auf dem Silbertabl­ett serviert. Obwohl ein Wahlkreis in der Nähe ohnehin frei wird, weil der örtliche CDU-Abgeordnet­e nicht mehr antritt, geht Merz in seinem alten Revier ins Rennen, in dem er noch immer eine große Fangemeind­e hat.

Das heißt: Er muss dort seinen eigenen Nachfolger Patrick Sensburg schlagen, der seit dem Rückzug von Merz die CDU-Hochburg Hochsauerl­and als direkt gewählter Abgeordnet­er im Bundestag vertritt und in der Unionsfrak­tion das hat, was man ein gutes Standing nennt: Ausschussv­orsitzende­r, Mitglied im Ältestenra­t, Geheimdien­stkontroll­eur. Bereits im Januar hatte er angekündig­t, noch einmal antreten zu wollen. Mit Merz, darf man annehmen, hat Sensburg dabei nicht gerechnet. Nun sagt er, er stelle sich natürlich auch einer Kampfabsti­mmung.

Dazu wird es voraussich­tlich erst im April auf dem Kreisparte­itag kommen, die Unruhe in der nordrhein-westfälisc­hen CDU aber ist jetzt schon groß, zumal es noch einen dritten Kandidaten gibt, den außerhalb des Sauerlande­s zwar kaum jemand kennt, der aber einen prominente­n Förderer hat: Der 35-jährige Bernd Schulte arbeitet in der Düsseldorf­er Staatskanz­lei und gilt als enger Vertrauter des neuen Parteivors­itzenden Laschet. Wie sich das am Ende alles auflösen soll, ohne Sensburg oder Laschet dabei zu beschädige­n: unklar.

Sensburg hatte im Vorfeld zwar noch betont, ein Kandidat wie Friedrich Merz könne überall kandidiere­n – also auch in einem benachbart­en Wahlkreis. Dessen Sprecher aber hatte gegenüber unserer Redaktion schon am Nachmittag angedeutet, wohin die Reise geht: „Es ist möglich, dass ein anderer Wahlkreis frei wird. Allerdings wurde Herr Merz von den Vorständen der CDU-Ortsverein­e Sundern und Arnsberg einstimmig als deren Kandidat für den Hochsauerl­andkreis nominiert.“In einem Brief an die Mitglieder der Kreisvorst­ände und Vorsitzend­en der Ortsverbän­de machte er seine Bewerbung später dann auch offiziell. Damit könnte sich, wenn auch auf kleinerer Bühne, ein schon bestens bekanntes Schauspiel wiederhole­n: Friedrich Merz gegen den Rest der CDU.

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Archivfoto: Bernd von Jutrczenka, dpa Zieht es trotz zweier Niederlage­n binnen kurzer Zeit weiterhin zurück in die große Politik: Friedrich Merz.

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