Auf die Länge kommt es an
Wenn Polizisten auf Verbrecherjagd gehen, ist ihnen jedes (Fortbewegungs-)Mittel recht. Streifenwagen, Motorrad, Fahrrad, Pferd, Schlittschuhe – alles schon gesehen. Letzteres war diesen Winter im Allgäu zu beobachten, als Polizisten auf einem See eislaufende Menschen darauf hinwiesen, die geltenden Corona-Abstände von 1,50 Metern einzuhalten. Und schon stecken wir mittendrin in der Debatte, die gerade in München geführt wird. Hier hatten Polizisten im Englischen Garten neben den üblichen Utensilien wie Handschellen und Schusswaffe auch einen Meterstab dabei. Mit dem machten sie zu nah beieinanderliegenden Sonnenanbetern deutlich, wie weit 1,50 Meter tatsächlich sind.
Ein Aufschrei über korinthenausscheidende Beamte wurde laut – und führte schließlich dazu, dass ein Polizeigewerkschafter für seine Kollegen Partei ergriff. Diese könnten ja statt eines Meterstabs künftig mit einem Alpaka auf Streife gehen. Er verwies dabei auf das Gesundheitsministerium, das mit Zeichnungen der Anden-Kamele versuche, Grundschülern den Abstand von 1,50 Metern zu verdeutlichen. Das würden vielleicht auch uneinsichtige Parkbesucher verstehen, sagt der Gewerkschafter.
Eine schöne Idee eigentlich, hätte sie nicht gleich mehrere Haken. Erstens kämen die Alpaka-Beamten gar nicht mehr dazu, irgendwelche Abstände anzumahnen, weil sie ihren tierischen Kollegen ständig vor Streichelattacken beschützen müssten. Zweitens würde die Autorität der Staatsmacht schon sehr infrage gestellt, wenn diese plötzlich mit so einem knuffigen Fellknäuel daherkäme. Und drittens bräuchten die Polizisten trotzdem noch einen Meterstab. Sie müssen ja schließlich beweisen, dass das Alpaka wirklich 1,50 Meter lang ist. Könnte ja jeder daher kommen ...