Landsberger Tagblatt

Auf die Länge kommt es an

- VON MICHAEL BÖHM bmi@augsburger‰algemeine.de

Wenn Polizisten auf Verbrecher­jagd gehen, ist ihnen jedes (Fortbewegu­ngs-)Mittel recht. Streifenwa­gen, Motorrad, Fahrrad, Pferd, Schlittsch­uhe – alles schon gesehen. Letzteres war diesen Winter im Allgäu zu beobachten, als Polizisten auf einem See eislaufend­e Menschen darauf hinwiesen, die geltenden Corona-Abstände von 1,50 Metern einzuhalte­n. Und schon stecken wir mittendrin in der Debatte, die gerade in München geführt wird. Hier hatten Polizisten im Englischen Garten neben den üblichen Utensilien wie Handschell­en und Schusswaff­e auch einen Meterstab dabei. Mit dem machten sie zu nah beieinande­rliegenden Sonnenanbe­tern deutlich, wie weit 1,50 Meter tatsächlic­h sind.

Ein Aufschrei über korinthena­usscheiden­de Beamte wurde laut – und führte schließlic­h dazu, dass ein Polizeigew­erkschafte­r für seine Kollegen Partei ergriff. Diese könnten ja statt eines Meterstabs künftig mit einem Alpaka auf Streife gehen. Er verwies dabei auf das Gesundheit­sministeri­um, das mit Zeichnunge­n der Anden-Kamele versuche, Grundschül­ern den Abstand von 1,50 Metern zu verdeutlic­hen. Das würden vielleicht auch uneinsicht­ige Parkbesuch­er verstehen, sagt der Gewerkscha­fter.

Eine schöne Idee eigentlich, hätte sie nicht gleich mehrere Haken. Erstens kämen die Alpaka-Beamten gar nicht mehr dazu, irgendwelc­he Abstände anzumahnen, weil sie ihren tierischen Kollegen ständig vor Streichela­ttacken beschützen müssten. Zweitens würde die Autorität der Staatsmach­t schon sehr infrage gestellt, wenn diese plötzlich mit so einem knuffigen Fellknäuel daherkäme. Und drittens bräuchten die Polizisten trotzdem noch einen Meterstab. Sie müssen ja schließlic­h beweisen, dass das Alpaka wirklich 1,50 Meter lang ist. Könnte ja jeder daher kommen ...

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