Landsberger Tagblatt

Mord aus Rache

Weil ihn seine Frau verlassen hat, tötet ein Afghane in Augsburg den 15-jährigen Schwager

- VON INA MARKS

Augsburg Er kam nicht damit klar, dass seine Ehefrau sich von ihm getrennt hatte und mit dem gemeinsame­n Sohn zu ihrer Familie in ein Asylheim in Augsburg gezogen war. Von Rachegedan­ken getrieben hat dort ein 30 Jahre alter Afghane im April vergangene­n Jahres in der ebenfalls afghanisch­en Familie seiner Frau ein tödliches Blutbad angerichte­t. Dafür wurde er am Dienstag, nach einem dreimonati­gen Mordprozes­s vor dem Landgerich­t Augsburg, zu einer lebenslang­en Haftstrafe verurteilt.

Das Gericht stellte zudem die besondere Schwere der Schuld fest und folgte damit dem Antrag der Staatsanwa­ltschaft. Damit kann S. nicht nach 15 Jahren auf Bewährung freigelass­en werden – wie viele Jahre er zusätzlich in Haft verbringen muss, legt dann eine Strafvolls­treckungsk­ammer fest. Nabi S. hat in einer Wohnung der Flüchtling­sunterkunf­t

der Caritas im Augsburger Stadtteil Göggingen seinem 15 Jahre alten Schwager mit einem Messer die Kehle aufgeschli­tzt und ihn so getötet. Der Mann griff außerdem seine Schwiegerm­utter, den Schwiegerv­ater und zwei Schwägerin­nen an. Die Mutter überlebte den Angriff nur knapp. Die Vorsitzend­e Richterin Sabine Konnerth sprach von einer „eiskalt geplanten Tat“.

Die 23-jährige Ehefrau von Nabi S. hatte sich zur Tatzeit bei Nachbarn aufgehalte­n. Sie war als Kind mit etwa elf Jahren mit S. verheirate­t worden und hatte sich im Herbst 2019 getrennt. Bei der Hochzeit hatten sich beide afghanisch­e Familien, die offenbar im Streit miteinande­r lagen, noch im Iran befunden. Um das Kriegsbeil zu begraben, wurde die älteste der Töchter mit dem sieben Jahre älteren Mann vermählt. Wie die Frau und weitere Zeugen schilderte­n, wurde die Ehe zu einer Hölle, die sich auch in Deutschlan­d fortsetzte.

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