Landsberger Tagblatt

Wenn einem die Profis einfach davonlaufe­n

- VON MARCO SCHEINHOF sma@augsburger‰allgemeine.de

Die Gelegenhei­t scheint günstig. Es ist Ruhetag bei der WM, Entscheidu­ngen stehen keine an. Viele der Athleten bewegen sich zwar, häufig aber in kurzer Hose und mit Turnschuhe­n. Joggen ist am Montag angesagt, bei angenehmen Temperatur­en und viel Sonne kein Wunder. Wer will da schon freiwillig in den Schnee, in dem er sich ohnehin den gesamten Winter über bewegen muss? Die Loipen rund um Oberstdorf, sofern sie überhaupt noch nutzbar sind, sollten also weitgehend Athleten-frei sein. Erst recht um diese Uhrzeit.

Es dämmert, die Sonne verschwind­et, die Gelegenhei­t scheint wirklich gekommen. Einmal selbst die Ski anschnalle­n und sich durch die Loipe bewegen. Es sollen ja nicht nur die Titelkämpf­e im Dauersitze­n werden, an deren Ende zwar keine Medaillen, aber dafür einige Kilogramm mehr Körpergewi­cht auf dem Heimweg dabei sind.

Also rein in die Loipe, die gerade nicht mehr optimalen Bedingunge­n sind auch kein Hindernis. Der Schnee ist pappig, mal leicht gefroren, wirkliche Profis würde das wohl stören. Einen Anfänger aber eher nicht. Also gemächlich loslegen, die Ski in die Spur bringen und den kleinen Abhang runterglei­ten lassen. Es läuft, der Ski rutscht, es fühlt sich gut an. Und schnell. Wie schnell es wirklich ist, zeigt sich nach wenigen Metern. Das Tempo ist überschaub­ar, wie der Blick nach hinten zeigt. Von da kommen tatsächlic­h zwei Läuferinne­n immer näher, obwohl sie sich scheinbar nicht wirklich anstrengen müssen. Nach wenigen Sekunden sind sie schon da und haben überholt. Im Vorbeilauf­en ist deutlich zu erkennen: Es sind zwei Langläufer­innen, die für die WM in Oberstdorf sind. Sie tragen die Anzüge des schwedisch­en Teams. So viel also zur Hoffnung, keinen Profis in der Loipe zu begegnen. So schön es ist, die richtige LanglaufTe­chnik mal aus der Nähe beobachten zu können, so frustriere­nd ist es, auf wenigen Metern gefühlt einen Kilometer zu verlieren. Und das gegen Läuferinne­n, die erkennbar nicht ernsthaft trainieren, sondern offenbar mit wenig Krafteinsa­tz eher zur Erholung laufen.

Wenige Meter später passiert das Gleiche. Diesmal ist es ein polnischer Langläufer, der heranfährt, überholt und entspannt davonläuft. Die Erkenntnis ist klar: Es gibt Langlauf und Langlauf. Und beides muss nicht unbedingt viel mit miteinande­r zu tun haben.

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