Schmiede des Erfolgs
Ein Sonthofer Ehepaar gestaltet die Ehrenpreise der WM. Welchen Weg die Trophäen zurücklegen
Sonthofen Sie schaffen aus Leidenschaft, was Sportlern Freude schafft. „Die Feuergestalter“aus Imberg. Martina und Martin Fritz aus dem 200-Seelen-Ort östlich von Sonthofen im Oberallgäu sind die Schöpfer der Ehrenpreise für die Medaillengewinner der Nordischen Ski-WM in Oberstdorf. 250 Pokale, die in Fichtenholz das geöffnete O für Oberstdorf repräsentieren und die mit je einem Skispringer und je einem Langläufer bestückt sind, hat das Ehepaar für die WM gefertigt. „Unsere Arbeit ist eine Mischung aus Leidenschaft, Handwerk und Kunst“, sagt Martina Fritz. Die 58-Jährige ist die kreative und impulsive Energie des Duos – ihr Mann der Arbeiter.
In seiner „Kammer des Zaubers“, wie Martin Fritz seine Schmiedewerkstatt bezeichnet, fertigen die beiden Oberallgäuer seit 1996 ihre Werke aus Keramik und aus Metall an. Seit 25 Jahren verbringt Fritz dort täglich elf Stunden. Das Handwerk ist seit dem 14. Lebensjahr Lebensinhalt des nicht allzu redseligen Schmieds. Frau Martina kümmert sich um die Buchhaltung, um Auftragsplanung, um Finanzen – und zeichnet die Skizzen für die Werke. Seit zwei Jahrzehnten bereits steuert das Ehepaar die Trophäen und Sonderpreise für etliche Wintersportpokale aus der Region bei – für die Skiflug-WM, die Team-Tour der Skispringer, für die Tour de Ski der Langläufer und den Ski-AlpinWeltcup in Ofterschwang. Sogar im Hallensport haben sich die Oberallgäuer bereits einen Namen gemacht. 2014 kreierten die Fritzes den Handball-Europapokal, hatten sich im Vorfeld mit ihrer Skizze gegen 40 weitere interessierte Betriebe durchgesetzt und wurden sogar zum EHF-Finalturnier nach Berlin eingeladen, wo sie aus der ersten Reihe das Duell zwischen dem ungarischen Vorzeigeklub Pick Szeged gegen Montpellier verfolgen durften. Ebenso wie die Siegerehrung – der große Moment für ihr Werk.
Doch von der ersten Idee eines Gebildes, von etlichen gescheiterten Skizzen, ersten Modellen und dem Rohling aus der mit Metallspänen und Schrauben übersäten Werkstatt bis ins Rampenlicht der Nordischen Ski-WM legt das gute Stück eine große Strecke zurück. Immerhin muss alles passen für den im wahrsten Sinn erhebenden Moment, wenn Athleten die Pokale in die Höhe stemmen. „In diesem Jahr war es besonders kompliziert, weil die Anforderungen immens waren“, sagt Martina Fritz. Und ihr Mann ergänzt: „Die Vorgabe war, einen Holzpokal zu fertigen. Also haben wir uns für manche Details mit lokalen Kleinbetrieben aus der Region zusammengeschlossen.“
Der 61-jährige Fritz, der 2005 und 2007 Silber und Bronze bei der Schmiede-WM im italienischen Mugello gewann, fräste aus hellen und weichen Fichtenbrettern Rohlinge für 250 Pokale aus. Die Figuren – je nach Medaillengewinner aus Messing, Aluminium oder Kupfer – wurden mit einem Wasserstrahlschneider ausgeschnitten. Drei Monate hatte das Ehepaar für die aufwendige Prozedur von der Skizze bis zur Politur Zeit, nachdem das Organisationskomitee der WM den Arbeitsauftrag erteilt hatte. „Heuer war viel Idealismus bei allen Mitwirkenden dabei. Wir hatten sehr viele Vorgaben, legen selbst immer großen Wert auf Eleganz in unseren Werken“, sagt Martina Fritz.
Und so ist bei der WM 2021 im Jahr der Pandemie auch für Martina und Martin Fritz anders als alles. „Wir sind immer bei den Veranstaltungen dabei. Das geht in diesem Jahr nicht – aber besser, wir haben so eine WM, als gar keine“, sagt Martin Fritz. Und seine Gattin ergänzt: „Es ist immer der schönste Moment, wenn Sportler unsere Pokale halten. Wir haben so viel Liebe und so viel Arbeit reingesteckt. Es bewegt uns, wenn man sieht, welches Glück das auslösen kann.“