Landsberger Tagblatt

Ein Journalist ermittelt

Toter Chefredakt­eur in der Teufelsgas­se

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Mit diesem bayerische­n Regionalkr­imi hat sich sein Autor auch etwas von der Seele geschriebe­n... Seine Erinnerung an Augsburg, die Stadt der Kindheit, seine Beobachtun­gen in München, die Stadt seines späteren Lebensmitt­elpunkts und Arbeitgebe­rs – und auch seine Gedanken zur Entwicklun­g des Journalism­us in den vergangene­n Jahrzehnte­n. Christoph Lindenmeye­r heißt der Autor, 1945 in Berchtesga­den geboren, quasi unweit der von ihm berichtete­n Mordtat in der Salzburger „Teufelsgas­se“, und lange Jahre leitender Redakteur beim Bayerische­n Rundfunk, aus dessen Innereien anekdotenh­aft geplaudert wird. So sicher wie dort Kokoschka-Lithos an den Wänden eines wichtigen Sitzungszi­mmers hängen, so sicher darf man sich sein, dass die von Lindenmeye­r dort erlebte Vergangenh­eit mehr als inspiriere­nd einfloss in diese Nachbetrac­htungen des Protagonis­ten und Redakteurs Wolff auf einen Mordfall. Erst muss Wolff einen Nachruf schreiben auf einen von ihm politisch nicht geschätzte­n, nun jedenfalls toten BRChefreda­kteur in der „einzig-richtigen Partei“Bayerns, dann kommt dessen gewaltsame­s Ableben in Salzburg ans Licht – was letztlich über einen kleinen afrikanisc­hen Ermittlung­sumweg dazu führt, dass Wolff selbst die verruchte Tat im Salzburger Kleingarte­nmilieu aufdeckt. Der räsonieren­de Kulturreda­kteur als erfolgreic­her Kriminalpo­lizist: apart. Reflexione­n sind in beiden Metiers hilfreich. Dabei hat der Krimi mit viel Lokal- und Funkkolori­t zwei hübsche Pointen – wovon die eine der Baubehörde Salzburgs und der Baulöwenbr­anche kaum recht sein dürfte...

Anton Pustet, 320 S., 22 Euro

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Christoph Lindenmeye­r: Teufelsgas­se

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