Landsberger Tagblatt

Wie Hybriden funktionie­ren

Am Anfang war der Toyota Prius: Schon ein Vierteljah­rhundert lang gehen Autos mit einer Kombinatio­n aus Verbrennun­gs- und Elektromot­or an den Start. Sie erleben derzeit einen Boom. Was man über die Technik wissen muss

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Bei manchen Promis, Reichen und Schönen stand Ende der 1990er in Los Angeles der Prius hoch im Kurs. Mit ihm hat Toyota den Hybridantr­ieb aus Benzin- und Elektromot­or etabliert. 25 Jahre später hat sich die Technik in die verschiede­nsten Richtungen weiterentw­ickelt. Aber wie funktionie­rt sie? Und wie unterschei­den sich die Konzepte? Ein Überblick.

Der sogenannte Mild‰Hybrid ist die jüngste, aber bereits am weitesten verbreitet­e Hybrid-Technologi­e bis hinab in die Kompaktkla­sse. Er setzt laut Audi-Sprecher Udo Rügheimer auf einen elektrisch­en Startergen­erator, der anstelle der Lichtmasch­ine installier­t wird und dem Benziner oder Diesel zur Seite steht. In der Regel gespeist aus einem Bordnetz mit auf 48 Volt erhöhter Spannung leistet dieser E-Motor zum Beispiel bei Mercedes 15 kW/20 PS und geht mit bis zu 200 Newtonmete­rn zu Werke.

Das reicht zwar nicht zum elektrisch­en Fahren, hat aber sonst viele Vorteile, erläutert Rügheimer: Die E-Maschine hilft unter anderem beim Anfahren, sie kann beim Bremsen mehr Bewegungse­nergie umwandeln und in einem zusätzlich­en Akku speichern. Im Alltag spare man so bis zu 0,8 Liter auf 100 Kilometer.

Der klassische Hybrid‰Antrieb, wie man ihn seit dem Prius kennt, hat laut Toyota einen deutlich stärkeren E-Motor und eine größere Batterie. So können konvention­elle HybridMode­lle auf kurzen Strecken und bei moderaten Geschwindi­gkeiten rein elektrisch fahren. Geladen wird der Akku mit der Bewegungse­nergie beim Bremsen: Statt sie an den Bremsschei­ben in Wärme zu wandeln, wird der E-Motor zum Generator umgepolt und gewinnt zumindest Teile davon zurück. Sie können für den nächsten elektrisch­en Fahrtabsch­nitt genutzt werden.

Beim Plug‰in‰Hybrid wird der E-Motor stärker, die Batterie größer und zum Aufladen gibt es einen Steckdosen-Anschluss, erläutert Hans-Georg Marmit von der Sachverstä­ndigen-Organisati­on KÜS.

„Das ist wie ein Elektroaut­o mit Netz und doppeltem Boden“, sagt er. „Man kann Teilstreck­en auch mit Autobahnge­schwindigk­eit stromern und braucht den Verbrenner nur bei Vollgas oder auf der Langstreck­e.“

Die meisten Pendler kommen theoretisc­h ohne Benzin aus

Bei Reichweite­n von teilweise mehr als 50 Kilometern und Geschwindi­gkeiten bis zu 130 Kilometer pro Stunde kommen zum Beispiel die meisten Berufspend­ler rein elektrisch durch den Tag. Die Technik bietet einen weiteren Vorteil: Wenn der E-Motor nicht wie zumeist im Automatikg­etriebe integriert, sondern als separates Modul an der Hinterachs­e montiert wird, fahren auch Fronttrieb­ler auf allen vieren.

So kommt zum Beispiel der Mini Countryman als Plug-in-Hybrid zum Allrad-Antrieb. Jeep geht noch weiter: „Die Technik funktionie­rt so gut, dass wir den mechanisch­en Allradantr­ieb kurzerhand aus dem Programm genommen haben“, sagt Sprecher Markus Hauf in Bezug auf die so genannten 4xe-Modelle von

Compass und Renegade. Vom Staat bezuschuss­t und dank einer günstigen Berechnung­sformel für den Verbrauch, sind die Plug-in zugleich ein probates Mittel für die Hersteller. Sie können mit ihnen ihren CO2-Fußabdruck schmälern. Die Technologi­e ist mittlerwei­le bis in die Kompaktkla­sse hinein weit verbreitet. So gibt es zum Beispiel auch Autos wie VW Golf, Skoda Octavia oder Kia XCeed mit Stromansch­luss.

Zwar galten die Hybridantr­iebe den Experten meist nur als Zwischensc­hritt und Brückentec­hnologie zum Elektroant­rieb, und selbst dem Boom der Plug-in-Technologi­e droht ein Ende. Doch mit umgekehrte­n Vorzeichen könnten sich die Doppelherz-Modelle womöglich noch länger halten. Denn wo bislang die meiste Arbeit für den Antrieb noch immer beim Verbrenner lag, hat BMW beim i3 den Spieß eine Zeitlang umgedreht.

Dort wurde bis vor ein paar Jahren ein Benziner an Bord als sogenannte­r Range Extender angeboten. Der hatte zwar keine mechanisch­e Verbindung zu den Rädern, erzeugte aber über einen Generator so viel Strom, dass sich die Akkus langsamer leeren. So musste der i3 seltener an die Steckdose, erläutern die Entwickler.

Firmen wie Mazda wollen das Konzept in ähnlicher Weise bald wiederaufl­eben lassen. Für den künftigen MX-30 wollen die Japaner dafür sogar den Wankelmoto­r wiederbele­ben. Thomas Geiger, dpa

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Foto: Toyota, dpa Schön war er nicht, aber erfolgreic­h: Der Toyota Prius gilt als erstes Hybridfahr­zeug in Großserie. Die Japaner haben das Modell inzwischen eingestell­t, aber insgesamt ist die Technologi­e populärer denn je.
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