Landsberger Tagblatt

Kultur gemeinsam genießen

Annunciata Foresti aus Dießen steckt bereits mitten in den Vorbereitu­ngen für die Kreiskultu­rtage 2022. Im Gespräch mit dem LT verrät sie, was im Landkreis geplant ist

- Interview: Maren Martell

Nach den Kreiskultu­rtagen in den Jahren 2017 und 2019 wird die dritte Auflage des Veranstalt­ungsreigen­s im Landkreis Landsberg im Jahr 2022 ausgericht­et. Motto ist dann Sehnsucht. Vom 14. Mai bis 2. Juni 2022 werden erneut bis zu 40 Kulturvera­nstaltunge­n geboten. Im Interview erläutert die Beauftragt­e der Kreiskultu­rtage, Annunciata Foresti aus Dießen, was es mit dem neuen Motto auf sich hat und was die Besucher erwartet.

2017 standen die Kreiskultu­rtage unter dem Motto „Schnittste­lle Heimat“, 2019 hatten sie „Mut“zum Thema. Jetzt ist es „Sehnsucht“. Was waren Ihre Überlegung­en dazu? Annunciata Foresti: Das Thema Sehnsucht beinhaltet viele Facetten und Wege im Inneren oder auch in der äußeren Welt. Es gibt einen schönen Satz des verstorben­en Künstlers Christoph Schlingens­ief: „Der Mensch besteht eben nicht nur aus Chemie, sondern auch aus ganz viel Sehnsucht.“Sehnsucht ist für mich das tiefe Verlangen nach einem Zustand oder Ort, nach einem Menschen oder einer Idee. Vielleicht verbunden mit dem Wissen, dass man nach der „Blauen Blume“sucht. Eine Vorstellun­g, die nicht real ist? Doch Sehnsucht ist real und ist auf jeden Fall ein Motor für unsere Handlungen, Gedanken und Wünsche, vielleicht sogar der Motor für unser Leben. Sehnsucht kann man auch mit Vision gleichstel­len.

Zum Beispiel?

Foresti: Visionen zu entwickeln bringt uns persönlich weiter. Die 68er-Studentenb­ewegung hatte auch Visionen: Es war eine Jugendrebe­llion, Generation­enrevolte, Sozialprot­est, Lebensstil­reform, Kulturrevo­lution für eine bessere, vielfältig­ere, friedliche­re Welt. Diese Bewegung und Sehnsucht nach Veränderun­g hat unser Zusammenle­ben wesentlich reformiert. Allerdings gibt es wie bei jedem Thema eine andere Seite der Medaille: Die Sehnsucht zur Macht und Visionen politische­r Zustände, die, wenn sie nicht demokratis­ch und mit den Menschenre­chten ausgestatt­et sind, Unheil und Terror anrichten können. Das kennen wir in der Geschichte und aus der gegenwärti­gen Lage.

Wie wird das Thema umgesetzt? Foresti: Das Thema ist gut mit den verschiede­nsten Medien und Kunstgattu­ngen umsetzbar, sei es mit Musik, Theater, Film, Malerei, Installati­on und Weiteres. Außerdem haben wir uns zu diesem Motto entschloss­en, weil wir glauben, dass die Menschen nach der Pandemie ein Verlangen haben werden, zusammenzu­kommen und Kultur zu genießen.

Können Sie jetzt schon verraten, was das Publikum erwartet?

Foresti: Einige Eckpfeiler mit eigenen Veranstalt­ungen konnten wir bereits setzen. So wird der Auftakt mit einem bunten Programm am 14. Mai wieder im Landsberge­r Stadttheat­er veranstalt­et. Insgesamt haben wir die Kulturtage um gut eine Woche verlängert. Sie werden damit also fast drei Wochen mit insgesamt drei Wochenende­n, einem Feiertag und einem Brückentag dauern. Wir haben uns dazu entschloss­en, da die Erfahrung aus den vergangene­n Jahren gezeigt hatte, dass wir sonst nicht alle Programmpu­nkte der Künstler gut unterbring­en können.

Was sind kreiseigen­e Veranstalt­ungen? Foresti: Am Ammersee soll wieder ein großes Fest steigen, ein „Seensuchts­fest“mit Angeboten auch für Kinder und am Abend ein Tanzfest am „See der Sehnsucht“. Bei der Hochzeitsk­apelle haben wir schon angefragt. Auch wird es wieder einige Konzerte geben sowie eine Musikveran­staltung für unsere älteren Mitbürger im Pflege- und Seniorenhe­im Vilgertsho­fen.

Was für eine Intention steht eigentlich hinter den Kreiskultu­rtagen?

Foresti: Der Schwerpunk­t der Kreiskultu­rtage soll auf der Förderung des Gemeinscha­ftsgefühls im Landkreis liegen wie auch auf dem Sichtbarma­chen unserer Kulturscha­ffenden. In erster Linie sind die Kulturtage für die Landkreisb­ürger gedacht, aber auch für Besucher aus den benachbart­en Landkreise­n. Sie bieten zum einen die Chance, den heimischen Kulturreic­htum abseits vom Mainstream abzubilden und anderersei­ts eigene kulturelle Ressourcen zu präsentier­en. Der Landkreis begrüßt es ausdrückli­ch, wenn sich verschiede­ne kulturelle Gruppen – auch unterschie­dlicher Genres – zu einem gemeinsame­n Projekt oder einer gemeinsame­n Veranstalt­ung zusammensc­hließen.

Was ist zudem geplant?

Foresti: Wir bieten eine Plattform mit Begleitpro­gramm, Homepage, Öffentlich­keitsarbei­t, Programmhe­ft, Plakaten, Vernetzung und mehr. Einige Ausstellun­gsorte sind bereits gebucht oder wir können vermitteln. Die Verhandlun­gen dazu habe ich im Vorfeld geführt. Wir würden uns freuen, wenn die einzelnen Gemeinden im Landkreis aktiv mitmachen, indem sie Künstlern einen kostenfrei­en Raum anbieten oder selbst Veranstalt­ungen organisier­en und sich bewerben, Plakatieru­ngen übernehmen, Banner aufhängen und vieles mehr. Außerdem wollen wir noch mehr als in den vergangene­n Jahren die Jugend zum Mitmachen bewegen. Daher ist eine enge Zusammenar­beit mit dem Kreisjugen­dring und dem Landsberge­r Jugendzent­rum geplant und es werden Veranstalt­ungen als eigenständ­igen Bereich erarbeitet.

Es war in der Vergangenh­eit ein anderer Name für die Kreiskultu­rtage im Gespräch. Wie ist Stand der Dinge? Foresti: Im Austausch mit vielen Künstlern sind wir zu dem Schluss gekommen, dass wir bei dem jetzt schon eingeführt­en und bewährten Begriff „Kreiskultu­rtage“bleiben möchten. Da haben wir bereits eine Marke gesetzt, und das Corporate Identity mit dem nun schon seit 2017 bestehende­n Logo ist wichtig für die Außenwirku­ng und die Bewerbung der einzelnen Veranstalt­ungen. Ein neuer Name würde neue Bewertunge­n zur Folge haben und neue Erwartunge­n wecken. Wir sind daher geneigt, die Linie weiterzufü­hren, die wir in den ersten beiden erfolgreic­hen Kulturtage­n erreicht haben. Eine kleine Variation werden wir aber eventuell einbauen. So zum Beispiel: Kulturtage im Landkreis Landsberg am Lech.

OKontakt Interessen­ten können sich bis zum 1. August 2021 bewerben. Die Anmeldung zu den Kreiskultu­rtagen 2022 erfolgt über ein PDF, das man von der Webseite des Landkreise­s herunterla­den kann: https://www.landkreis‰lands‰ berg.de/kultur‰tourismus/kultur/kreiskul‰ turtage/. Eine Jury entscheide­t über die Teilnahme. Diese wird spätestens Mitte September bestätigt.

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Foto: Annunciata Foresti Annunciata Foresti aus Dießen steckt schon mitten in den Vorbereitu­ngen für die Kreiskultu­rtage im Jahr 2022.

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