Im Geschlechterkrieg
Die Angst der weißen Männer Die Folge aus Kiel ist ein verstörendes Vergnügen
können. Dafür machen sie nicht sich selber, sondern den Feminismus verantwortlich. Mit Verbindungen zur rechtsextremen Szene radikalisieren sie sich in InternetForen. Bis einer durchdreht.
Aus diesem sehr harten Stoff hat die Regisseurin Nicole Weegmann den Kiel-Tatort „Borowski und die Angst der weißen Männer“gemeißelt (Sonntag, 20.15 Uhr, ARD). Es ist ein verstörendes Krimivergnügen, das ganz bewusst direkt vor den Weltfrauentag am 8. März gesetzt wurde. Vordergründig geht es um den Mord an einer jungen Frau, die in der Nähe eines Clubs ihr Leben lassen musste. Zügig ins Fadenkreuz
von Klaus Borowski (Axel Milberg) und seiner Kollegin Mila Sahin (Almila Bagriacik) gerät der ziemlich verdruckste Tiefgaragenwächter
Mario Lohse (Joseph Bundschuh). Sein Nachname erinnert nicht umsonst an das englische Wort „Loser“für Verlierer. Er ist Frauen gegenüber verklemmt und gehemmt und holt sich Rat bei einem
Männerflüsterer, den Schauspieler Arnd Klawitter mit dämonischer Sanftheit zum Massenverführer macht – einem, der seinem eigenen Geschlecht die „Würde“zurückgeben will, was nichts anderes als Geschlechterkrieg bedeutet.
Das hätte alles fürchterlich belehrend werden können, wird es aber nicht. „Die Angst der weißen Männer“entwickelt einen dämonischen Sog, eine düstere Spannung. Dass hier dem Publikum nicht wieder mal holzgeschnitzte Sätze zu einem „brisanten Thema“an den Kopf geworfen werden, liegt nicht zuletzt am wie immer souverän aufspielenden Milberg und seiner Ermittler-Partnerin Bagriacik, die in dieser Folge als starke Frau zupacken, schießen und dem Stinkstiefel vom Staatsschutz Paroli bieten darf. Doch sie können nicht verhindern, dass am Ende einer durchdreht. Ronald Hinzpeter