Landsberger Tagblatt

Hotelleben einmal ganz anders

Die deutschen Athleten sind in einem schicken Hotel untergebra­cht. Dort wurde alles getan, um einen Lagerkolle­r zu vermeiden

- VON MARCO SCHEINHOF

Oberstdorf Gut, dass auf der Straße wenig los ist. So können die deutschen Athleten die leichte Neigung zum Üben nutzen. Drei DSVSportle­r sind nach draußen gekommen und üben den Absprung für später auf der Schanze. Techniktra­ining als Abwechslun­g vom Hotelleben. In einer Seitenstra­ße von Oberstdorf steht das Teamhotel des Deutschen Ski-Verbandes (DSV) bei der Nordischen Ski-WM. Es ist ein Fünf-Sterne-Haus, was als großer Luxus empfunden werden kann, aber gerade in Zeiten von Corona wichtig für die Athleten ist. Sie verbringen einen Großteil des Tags im Hotel, sie sind statt wie gewohnt im Doppelzimm­er nun alleine untergebra­cht. Da ist es wichtig, dass es Möglichkei­ten zur Ablenkung gibt.

So hat das Hotel seinen Wellnessbe­reich bis zum WM-Ende außer Betrieb genommen und stattdesse­n Platz für Physiother­apieräume gemacht. Ein extra Kraftraum wurde eingericht­et, Spielezimm­er mit Dartscheib­e oder anderen Spielmögli­chkeiten. Der Garten wurde oft zum Fußballspi­elen genutzt. Auch zum Aufwärmen an Wettkampft­agen. So wie am Donnerstag vor der Nordischen Kombinatio­n, als Bundestrai­ner Hermann Weinbuch schon beim Kicken festgestel­lt hatte, dass seinen Athleten an diesem Tag die Lockerheit fehlte. Beim Essen sitzen die Athleten maximal zu zweit am Tisch, oftmals auch nur alleine. Dinner for one auf eine ganz neue Art. Die Speisen gibt es am Büffet, selbst aber dürfen die Sportler nicht zugreifen, sie werden bedient.

Doch trotz aller Annehmlich­keiten: Manchmal muss man eben raus aus dem Hotel. Die deutschen Athleten sind mit öffentlich­en Kontakten sehr vorsichtig. So hat sich zum Beispiel Teamarzt Florian Porzig aus Fischen, der auch noch der Corona-Beauftragt­e ist, mal mit seiner Familie vom Balkon aus über etliche Meter hinweg unterhalte­n. Nur kein Risiko eingehen. Aber nur im Hotel bleiben, geht eben auch nicht. Radfahren oder zum Joggen stand in den WM-Tagen hoch im Kurs. Doch trotz allem: Es ist eine ungewöhnli­che WM mit all den Begleitums­tänden. „Aber ich sehe die Oberstdorf­er Berge, die Felder, das Umfeld ist meins“, sagte der Skispringe­r Karl Geiger. Einen Vorteil hat er zudem: „Ich kann nach der WM mit dem Fahrrad nach Hause fahren.“

Die Österreich­er sind im Kleinwalse­rtal geblieben, zehn Autominute­n von Oberstdorf entfernt. Ihre Heimat auf Zeit liegt inmitten der Berge, direkt vor der Türe beginnt eine kleine Loipe. Für Medailleng­ewinner haben die Österreich­er am Abend einen Empfang vorbereite­t. Aber natürlich nur im Freien, ins Hotel darf kein Fremder. So wie bei den deutschen Kollegen. Anderes lässt das Hygienekon­zept nicht zu.

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Fotos: DSV Medienterm­ine können bei der WM nur vor dem Hotel stattfinde­n. Die TV‰Teams ha‰ ben ihre Kameras vor dem Eingangsbe­reich aufgebaut.
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Die Zimmer sind modern eingericht­et.
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Für das DSV‰Team wurde ein extra Fit‰ nessbereic­h eingericht­et. Die Speisen werden am Büfett (unten) eingenomme­n.
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