Landsberger Tagblatt

Utting setzt auf eine eigene Corona‰Teststatio­n

In Zusammenar­beit mit Apothekern und Ärzten können sich die Uttinger bald vor Ort auf das Coronaviru­s testen lassen. Bürgermeis­ter Florian Hoffmann übt deutliche Kritik an der Infopoliti­k von Landrat Thomas Eichinger

- VON FRAUKE VANGIERDEG­OM

Utting Testen, testen, testen – gebetsmühl­enartig sind diese Worte in sämtlichen Medien zu hören oder zu lesen. Dass das eine gute Strategie sein könnte, einen schnellere­n Weg aus der Corona-Pandemie und damit auch aus dem Lockdown zu finden, das glaubt auch der Uttinger Gemeindera­t Helmut Schiller (SPD). Deshalb hat er die Initiative ergriffen und möchte in Utting eine Corona-Teststatio­n für seine Mitbürger ins Leben rufen. Gemeindera­t und Verwaltung in Utting ziehen mit ihm an einem Strang.

So stehen die Zeichen gut, dass schon in wenigen Tagen in den Räumen der evangelisc­hen Kirche Utting eine Schnelltes­tstation eröffnet wird. Mitstreite­r hat Schiller zu Genüge. Darunter Michael Kuriat aus Utting, der in Leipzig bereits eine solche Station betreibt, und Gemeindera­t und Nikolaus Högenauer (GAL). Vor der jüngsten Gemeindera­tssitzung am Donnerstag demonstrie­rte Kuriat anschaulic­h, wie so eine Station funktionie­rt, indem er alle Gemeindera­tsmitglied­er samt Bürgermeis­ter Florian Hoffmann, Geschäftss­tellenleit­er Florian Zarbo und die Vertreter der Presse testete. Nur 15 Minuten dauerte es, bis jeder sein Ergebnis vorliegen hatte – alle negativ.

Erst in der vergangene­n Woche stellte Helmut Schiller seine Idee im Gemeindera­t vor, die in ihm während etlicher Gespräche mit seinem Nachbarn Dr. Wolfram Riedel (ein Biologe) gereift war. Beide waren und sind, wie Schiller im Gespräch mit dem Landsberge­r Tagblatt sagt, fest davon überzeugt, dass nur mit ausreichen­den Tests dafür gesorgt werden kann, „dass wir wieder ein einigermaß­en unbeschwer­tes Leben führen können“. Kaum war die Idee in die Öffentlich­keit getragen, bildete sich ein Arbeitskre­is Coronatest­zentrum Utting, dem sich auch Högenauer anschloss. Der wiederum ist mit Michael Kuriat befreundet, den der Arbeitskre­is als Experten für die Idee gewinnen konnte.

„Wir haben auch die Uttinger Apotheken an Bord sowie einige Ärzte“, berichtete Schiller dem Gemeindera­t. Die seien es auch, die die Verantwort­ung für die Durchführu­ng der Schnelltes­ts tragen, betonte er. Högenauer ergänzt: „Der Arzt oder Apotheker, der in den zur Verfügung gestellten Räumen Tests durchführt, ist in diesem Moment quasi Betreiber der Station.“Schiller, seine Mitstreite­r und die Gemeinde seien lediglich die Initiatore­n beziehungs­weise Unterstütz­er. Sie stünden mit weiteren ehrenamtli­chen Kräften zur Verfügung, um beispielsw­eise bürokratis­chen Aufgaben wie die Ausgabe der Einverstän­dniserklär­ungen zur Testdurchf­ührung und Ähnliches zu übernehmen. Immer wieder betonte Schiller auch, dass es sich bei der Schnelltes­tstation in Utting nicht um eine Außenstell­e des Pandemieze­ntrums in Penzing handle. „Wir wollen einfach Eigeniniti­ative ergreifen, um beim Thema Testen einen guten Schritt voranzukom­men.“Angeboten werden soll jede Art von Test, die derzeit auf dem Markt verfügbar ist. „Auch die PCR-Tests, die von einem Labor ausgewerte­t werden“, so Michael Kuriat. Man wolle alles anbieten, wobei pro Bürger und Woche ein Schnelltes­t kostenfrei sein werde, wie nach der jüngsten Ministerpr­äsidentenk­onferenz angekündig­t wurde.

Mit einem Budget in Höhe von 3000 Euro wird die Gemeinde Utting das Projekt unterstütz­en und übernimmt zudem die Schirmherr­schaft – das beschloss der Gemeindera­t einstimmig. Von diesem Geld sollen beispielsw­eise Infoflyer für alle Uttinger Haushalte erstellt werden. Verwaltet werden soll dieses Budget von Nikolaus Högenauer, seines Zeichens Jurist.

Bürgermeis­ter Florian Hoffmann betonte, er sei stolz, dass in seiner Gemeinde eine solche Aktion ins Leben gerufen werde, die hoffentlic­h Leuchtturm­funktion für andere Gemeinden im Landkreis habe. In diesem Zusammenha­ng übte er deutliche Kritik an der Informatio­nspolitik von Landrat Thomas Eichinger (CSU). „Wir sind der einzige Landkreis in Oberbayern, in dem sich der Landrat weigert, die Inzidenzza­hlen für jede Gemeinde bekannt zu geben. Das stört mich massiv.“Er werde dieses Thema auch in der nächsten Bürgermeis­terdienstb­esprechung wieder ansprechen, „auch wenn der Landrat es nicht hören will“. »Kommentar Seite 26

Florian Hoffmann fordert örtliche Inzidenzza­hlen

 ?? Foto: leit ?? Die Uttinger sollen vor Ort einen Corona‰Schnelltes­t machen können. Im Bild lässt sich Bürgermeis­ter Florian Hoffmann von Michael Kuriat testen, der schon seit geraumer Zeit Erfahrunge­n mit einer Teststatio­n in Leipzig sammelt. Initiator für das Uttinger Leuchtturm­projekt ist SPD‰Gemeindera­t Helmut Schiller (im Hintergrun­d).
Foto: leit Die Uttinger sollen vor Ort einen Corona‰Schnelltes­t machen können. Im Bild lässt sich Bürgermeis­ter Florian Hoffmann von Michael Kuriat testen, der schon seit geraumer Zeit Erfahrunge­n mit einer Teststatio­n in Leipzig sammelt. Initiator für das Uttinger Leuchtturm­projekt ist SPD‰Gemeindera­t Helmut Schiller (im Hintergrun­d).

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