Ein Handwerker, der aufs Pferd setzt
Wer Hufschmied werden will, dem sollten Pferde am Herzen liegen. Auch Quereinsteiger haben gute Chancen. Nach den Lehrgängen werden erfolgreiche Tage mit Stallgeruch und gutem Geld entlohnt
Birstein/Dortmund Für Hufschmiede liegt das Glück der Erde nicht auf dem Rücken der Pferde, sondern vielmehr unter ihren Hufen. Das könnte man zumindest meinen, wenn man hört, wie Daniel Dejos über seinen Beruf spricht. Seit 50 Jahren ist er als Hufschmied tätig und für ihn ist die Sache klar: „Hufschmied ist der beste Beruf der Welt, es gibt keinen schöneren.“Ohne Herzblut sollte man diesen Beruf seiner Ansicht nach allerdings nicht ausüben. „Er verlangt einiges an Konstitution und auch an Bereitschaft, an ungemütlichen Orten in nicht gerade entspannter Körperhaltung zu arbeiten.“
Dejos bedauert, dass seine Zunft Nachwuchssorgen beklagen muss. „Keiner will sich mehr die Hände dreckig machen, dabei kann man wirklich gutes Geld in diesem Beruf verdienen.“Wer sich „staatlich anerkannter Hufbeschlagschmied“nennen will, absolviert nicht wie in anderen Berufen eine duale Ausbildung, sondern eine Weiterbildung. Voraussetzung dafür ist grundsätzlich eine erste abgeschlossene Berufsausbildung oder ein vergleichbarer Abschluss, etwa ein Studium.
Dann gibt es erst einen vierwöchigen Vorbereitungslehrgang, anschließend sammeln Einsteiger zwei Jahre lang Praxiserfahrung im Beruf. Wer eine Berufsausbildung im Metallbauerhandwerk der Fachrichtung Metallgestaltung absolviert und im Kernbereich bei einem Hufschmied lernt, kann die staatliche Prüfung bereits nach der dreieinhalbjährigen Ausbildung und einem Vorbereitungslehrgang ablegen.
Einen Praktikumsplatz zu ergattern ist in manchen Regionen nicht einfach, sagt Tim Bishop. Der 24-Jährige aus dem hessischen Birstein hat es erst im dritten Anlauf geschafft. „Viele Hufschmiede sind als Einzelkämpfer unterwegs. Wenn sie jemanden zwei Jahre mitlaufen lassen, hat dieser Anspruch auf eine sozialversicherungspflichtige Anstellung mit Mindestlohn, das kann unter Umständen eine Herausforderung sein“, sagt der angehende Hufschmied. Er hat sich damit abgefunden, während seiner zweijährigen Fortbildung finanziell den Gürtel enger zu schnallen.
Durch seine reitbegeisterte Freundin hat Bishop seine alte Kindheitsliebe zu den Pferden wieaufgefrischt. „Ich mag Pferde, es sind tolle Tiere, keins ist bösartig oder hinterhältig. Es ist herrlich, mit ihnen zu arbeiten, denn sie geben sofort Feedback. Bin ich hektisch, wird es das Pferd auch.“Zwei Schnupperpraktika hat Bishop absolviert.
Was hat ein Hufschmied also genau zu tun? „Wir haben vorgefertigte Hufeisen in den verschiedenen Größen für die Tierhufe, zudem Nägel. Diese werden individuell angepasst und in Form geschmiedet.“Kein Huf ist wie der andere. Bevor das Tier neue Hufeisen erhält, müssen die alten abgenommen werden. Erfahrene Hufschmiede sind zum Teil auch therapeutisch tätig. Sie haben orthopädisches Fachwissen und kümmern sich um Stellungsfehler oder Hufkrankheiten, etwa inder dem sie spezielle Beschläge anbringen.
Tim Bishop mag an seiner Tätigkeit, dass jeder Tag Abwechslung bringt. Er arbeitet in großen Ställen, an Reitschulen, ab und zu ist auch mal ein Sportfeld dabei. „Das Miteinander von allen Leuten, denen das Wohlergehen des Pferdes am Herzen liegt, gefällt mir gut“, sagt er. Dass er abends nach Stall rieche, mache ihm gar nichts aus.
Die Begeisterung für Pferde nennt auch Christoph Schweppe als Grundvoraussetzung. Er betreibt eine Hufbeschlagschule in Dortmund. Dort können angehende Hufschmiede die für ihren staatlichen Abschluss erforderlichen Einführungsund Vorbereitungslehrgänge absolvieren. 80 Stunden praktische Unterweisung und 80 Stunden Theorie gehören zum Einführungslehrgang, der Vorbereitungslehrgang umfasst noch einmal vier Monate und 640 Stunden. An der Hufbeschlagschule Schweppe belaufen sich die Lehrgangskosten für die Einführung derzeit den Angaben zufolge auf 1195 Euro, für den Vorbereitungslehrgang werden 4100 Euro fällig. Katja Wallrafen, dpa