Keine Impfung für Lehrer?
Liefermengen, gelagerte Impfdosen und Fortschritt: Das Landratsamt Landsberg nennt wichtige Zahlen, wie es mit dem Impfen gegen Corona im Landkreis vorangeht. Die Pädagogen gehen auf die Barrikaden
Warum müssen sich Lehrer von Grund- und Förderschulen beim Impfen noch gedulden? Im LT-Interview bezieht Landrat Thomas Eichinger Stellung.
Landkreis Läuft das Impfen gegen das Coronavirus im Landkreis Landsberg wirklich schleppend? Wie ist der Fortschritt bei den Risikogruppen? Wie geht es weiter, wenn eine Impfstoffflut kommt? Warum müssen sich Lehrer von Grund- und Förderschulen noch gedulden? Im großen LT-Interview beziehen Landrat Thomas Eichinger (CSU) und Peter Rasch, der organisatorische Leiter des Impfzentrums in Penzing, Stellung.
10 809 Injektionen. So viele Corona-Impfungen hat es – Stand Mittwoch – bislang im Landkreis Landsberg gegeben. 7614 Menschen haben die Erstimpfung, 3195 die Zweitimpfung gegen Covid-19 erhalten. „Knapp 60 Prozent der über 80-Jährigen sind ein Mal geimpft“, sagt Peter Rasch. Rund 25 Prozent dieser Altersgruppe hätten bereits eine vollständige Immunisierung, obendrein nahezu alle Heimbewohner. „Wir gehen davon aus, dass wir innerhalb des Monats März die Impfungen bei allen Menschen der Priorisierungsgruppe I mit der Generation Ü 80 abgeschlossen haben“, so Rasch.
Bislang habe der Landkreis Landsberg 13654 Impfdosen erhalten. Die schlüsseln sich auf in Biontech (10254), AstraZeneca (3000) und Moderna (400). Auf Halde liege aber kaum ein Serum. „Der gelagerte Impfstoff ist zu über 80 Prozent bereits terminiert oder verplant“, betont Peter Rasch. Nächste Woche erwarte man insgesamt 2540 Dosen. Die Hälfte des Biontech-Impfstoffs (insgesamt 1440 Dosen) sei für Zweitimpfungen vorgesehen, die 700 von AstraZeneca für Erst- und Zweitimpfungen verplant.
Diese Woche haben sich jedoch die Ereignisse im Freistaat etwas überschlagen. Das Personal von Grund- und Förderschulen sowie Erzieher rücken in der Impfreihenfolge vor. Mittlerweile öffnen auch immer mehr Schulen aufgrund sinkender Inzidenzen komplett. Das Lehrpersonal sollte sich also bayernweit für die Impfungen umgehend anmelden. Doch dann änderte sich eine elementare Sache, auf die Landrat Thomas Eichinger verweist: „Anfang der Woche wurde der Impfstoff von AstraZeneca auch für die Gruppe der über 65-Jährigen freigegeben. Da Lehrer und Erzieher aber nicht über der PrioI-Gruppe stehen, rutschen die bereits für Termine angefragten Lehrer wieder einige Wochen zurück.“
Das wiederum stößt bei den Pädagogen auf Unverständnis. Erich Bachmaier, Leiter der Grundschule Windach und zugleich Kreisvorsitzender des Lehrer- und Lehrerinnenverbands, schreibt unserer Redaktion zur Situation im Landkreis: „Von 500 bis 600 interessierten Beschäftigten sind zurzeit zehn bis 15 geimpft und weitere zehn haben einen Impftermin. Landrat Eichinger begründet das mit einer angeordneten Änderung der Impfreihenfolge. ’Wir müssen jetzt auch die über 80-Jährigen mit AstraZeneca impfen und die Lehrer kommen so in drei oder vier Wochen dran.’“Umliegende Landkreise seien anderer Auffassung und organisierten Impftage für Personal an Grundschulen und Kindergärten, so Bachmaier. Trotz mehrmaliger Bitte sehe sich der Landrat nicht in der Lage, so etwas auch in Landsberg anzubieten. „Und dann wurde die Entscheidung gefällt, dass kommende Woche in den Grundschulen der Unterricht in voller Klassenstärke stattfinden wird. Eine absolute Missachtung der Gesundheit der Lehrkräfte und Beschäftigten, das Konzept Testen, Impfen, Unterricht ist von der Richtung her vollkommen auf den Kopf gestellt worden“, kritisiert Erich Bachmaier. Die Lehrkräfte und Beschäftigten seien verärgert, wütend, enttäuscht und hätten jegliches Vertrauen in die Fürsorgepflicht des Dienstherren verloren.
Die Kritik will und kann der Landrat nicht nachvollziehen. „Wichtig: Man kann jede Dosis nur einmal vergeben. Und hier geht es um eine verletzlichere Gruppe, der eine Impfung vorenthalten wird, würde man die Lehrer sofort impfen“, sagt Thomas Eichinger. Ihn persönlich würde es enttäuschen, wenn es alle Lehrer so sehen würden wie Erich Bachmaier. Natürlich sei die Situation unbefriedigend, aber sie sei aufgrund der ImpfstoffKnappheit derzeit so. Wann könnten dann die Impfungen für Grundund Förderschullehrer sowie Kindergartenpersonal beginnen?
„Ende März wollen wir mit den Lehrern und Erziehern einsteigen“, sagt Peter Rasch. Der Leiter des Impfzentrums verweist auf die im bayernweit genutzten Softwareprogramm BayIMCO hinterlegten Daten. „Ich gebe dort ein Zeitfenster ein und das System lädt mir die betreffende Gruppe ein.“Neu sei zudem, dass sich das Schulpersonal – zu diesem würden auch Reinigungskräfte und Hausmeister gezählt – seine Anmeldung im bayerischen Impfportal erneuern müsse. Die rund zehn geimpften Lehrer, die Bachmaier erwähnte, hätten durch andere (Risiko-)Faktoren ihre Impfung erhalten.
Wie mehrfach berichtet, soll die Kapazität im Penzinger Impfzentrum
Wer beliefert die Hausärzte?
Der Landrat hat sich noch nicht registriert
Stück für Stück hochgefahren werden. Dazu wurde die ehemalige Feuerwache angemietet und ein weiterer Kooperationspartner gesucht. Erneut erhielten die Johanniter den Zuschlag. Doch die Regierung von Oberbayern wollte die Erweiterung auf Eis legen. „Wir sollten die Ausbaupläne nicht weiter betreiben, weil die Impfstofflieferungen bis Ende Juni klar sind und weil ab April die Hausärzte auch impfen sollen“, so Eichinger weiter. Man lasse die Erweiterung trotzdem weiterlaufen, um anstatt der bisher bis zu 2500 möglichen Impfungen pro Woche dann 3300 durchführen zu können. Offen sei bislang, woher die Hausärzte den Impfstoff erhalten sollen.
Die Verteilung der Impfstoffdosen auf die Landkreise und kreisfreien Städte richte sich nach einem Bevölkerungsschlüssel sowie dem gemeldeten Bedarf, teilt das Gesundheitsministerium mit. Übrig bleibt in Penzing kaum eine Dosis. Und wenn, dann wird eine registrierte Person aus dem Portal zur schnellen Impfung eingeladen, die einer Rettungsorganisation angehört, so Peter Rasch. Noch nicht geimpft ist Landrat Thomas Eichinger. „Ich stehe auf keiner Liste und bin noch nicht einmal registriert.“