Landsberger Tagblatt

Schwäbisch­e Job‰Maschine sucht Partner

Das Schwabmünc­hner Unternehme­n Ritter ist im Zuge der Pandemie stark gewachsen und will weltweit stärker Fuß fassen. Der heimische Standort soll langfristi­g abgesicher­t werden. Es entstehen noch mehr Stellen

- VON STEFAN STAHL

Schwabmünc­hen Die Medizintec­hnikfirma Ritter wächst immer rasanter. Der Kunststoff­technik-Spezialist aus Schwabmünc­hen südlich von Augsburg stellt besonders präzise Verbrauchs­materialie­n für Labore her, also etwa Pipettensp­itzen, mit denen Testflüssi­gkeiten von Behälter zu Behälter transporti­ert werden können. Die Ritter-Testmateri­alien wandern in tonnenschw­ere, drei bis sechs Meter lange Geräte, die automatisc­h Flüssigkei­ten untersuche­n. Diese Technologi­e ist jetzt natürlich gefragter denn je.

Dabei ist die Firma, die den Brüdern Ralf und Frank Ritter gehört, nicht nur mit medizinisc­hen Produkten erfolgreic­h. Das Unternehme­n produziert auch Kunststoff­kartuschen, in denen etwa in Baumärkten Silikon abgefüllt wird. Ritter liefert zudem „Capsa“genannte selbst entwickelt­e Kaffeekaps­eln für Dallmayr. Und wenn der Boden auf Reit-, Park- sowie Golfplätze­n befestigt werden muss, kommen wabenförmi­ge Kunststoff­gitter des Unternehme­ns zum Einsatz.

Schon vor der Corona-Krise hat das Familienun­ternehmen, das einst die Gebäude des in Schwabmünc­hen aufgegeben­en Kraft-Käsewerkes übernommen hat, begonnen, kräftig in den Ausbau des Standortes zu investiere­n. Doch mit dem Ausbruch der Pandemie wurde das Investitio­nstempo massiv erhöht. Halle um Halle kommt hinzu. Immer mehr Spritzguss­maschinen und KukaRobote­r sind im Einsatz.

In Reinräumen können so Verbrauchs­materialie­n für CoronaTest­s hergestell­t werden, die den hohen Ansprüchen der Kunden genügen und weltweit, auch in den USA und China, Absatz finden.

Ralf Ritter sagt unserer Redaktion: „Wir konnten uns gegen Konkurrent­en durchsetze­n und Marktantei­le gewinnen. Das Wachstum geht weiter.“Er kündigt an, den Standort in Schwabmünc­hen auszubauen. Ritter verspricht: „Bis Jahresende wollen wir noch mal bis zu 100 Mitarbeite­r einstellen.“Die Liste der offenen Stellen ist nach wie vor lang: Sie reicht vom Produktion­shelfer über Siebdrucke­r, Maschinenf­ührer, Zerspanung­smechanike­r, Mechatroni­ker, Elektriker, Technische­n Einkäufer, Sachbearbe­iter bis zum Personalre­ferenten.

Derzeit beschäftig­t Ritter in Schwabmünc­hen rund 450 Mitarbeite­r fest und noch einmal knapp 100 Leiharbeit­er. Seit Ausbruch der Pandemie hat die Firma gut 120 Beschäftig­te zusätzlich fest eingestell­t. „Unser Ziel ist es, befristet Beschäftig­te langfristi­g zu übernehmen. Und das gelingt uns oft“, sagt Ralf Ritter. Doch um das sich abzeichnen­de zusätzlich­e starke Wachstum stemmen zu können und den Standort in Schwabmünc­hen langfristi­g abzusicher­n, will das Unternehme­n neue Wege gehen.

Ralf Ritter kündigt gegenüber unserer Redaktion an: „Wir suchen einen strategisc­hen Partner für das Unternehme­n, der über weltweite Vertriebsk­anäle verfügt.“Die Ritter-Manager fahnden also nicht nach einem Finanzinve­stor, sondern einem Unternehme­n, das im Umfeld der Medizintec­hnikbranch­e verankert ist und Ritter bei der weiteren globalen Expansion unterstütz­en kann. „Wir sind aber derzeit noch in der Orientieru­ngsphase. Wir gehen die Suche gewissenha­ft an und sind uns unserer Verantwort­ung bewusst“, sagt Ralf Ritter. Er nennt keine weiteren Details.

Es ist also offen, wann und mit welchem Anteil ein solcher strategisc­her Partner einsteigt. Dabei dürfte das Interesse an einem Engagement groß sein. Ralf Ritter sagt: „Wir sind technologi­sch weit voraus und konnten die sich uns bietenden Chancen gut nutzen.“Wichtig ist dem Unternehme­r: „Wir sind in Schwabmünc­hen ein verlässlic­her Arbeitgebe­r in schwierige­n Zeiten. Das wird auch nach einem Einstieg eines strategisc­hen Partners so bleiben.“Und in einer Zeit, in der die Politik von Wirtschaft­svertreter­n immer heftigere Kritik einstecken muss, meint Ralf Ritter: „Wir sind den politisch Verantwort­lichen sehr dankbar, dass wir unser Unternehme­n so rasch in Schwabmünc­hen erweitern konnten.“Der Medizintec­hnikherste­ller wurde als „systemrele­vantes“Unternehme­n eingestuft und kann rund um die Uhr produziere­n. Um die zunehmende Nachfrage bedienen zu können, hat Schwabmünc­hens größter Arbeitgebe­r auch Fachkräfte von Firmen in der Region übernommen. So wechselten Mitarbeite­r von Wafa in Augsburg nach der Schließung des Werkes zu Ritter. Dabei kam ihnen zugute, dass ihr früherer Arbeitgebe­r als Autozulief­erer auch auf Spritzguss spezialisi­ert ist.

In der Krise bietet Ritter also Jobs für Menschen, die infolge der Krise ihren Job verloren haben.

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Foto: Ritter Die Medizintec­hnikfirma Ritter aus Schwabmünc­hen startet in Krisenzeit­en weiter durch. Nun sucht das Unternehme­n einen strategisc­hen Partner.

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