Ein Bach, ein Umweltgift und fünf betroffene Landkreise
Der Verlorene Bach ist mit PFC belastet. Der Bund Naturschutz will Druck ausüben. Wie der Stand ist
Penzing Die Anwohner entlang des Verlorenen Bachs sind wegen der Belastung des Bodens und des Grundwassers mit PFC-Chemikalien besorgt. Nun hat sich auch der Bund Naturschutz Oberbayern zu Wort gemeldet und klare Forderungen an die Politik gestellt.
Als Ursache gilt die Verwendung der Chemikalie, die im Löschschaum vorkommt. Diese wurde unter anderem auf dem Fliegerhorst Penzing eingesetzt. Auch beim Augsburger Flughafen besteht der Verdacht, dass es hier zu Eintragungen gekommen sein könnte. Die Chemikalie steht im Verdacht, krebserregend zu sein. Im Verlorenen Bach, der später zur Friedberger Ach wird und nach rund 100 Kilometern bei Neuburg in die Donau mündet, wurden bei Untersuchungen PFC-Belastungen bis zur Mündung nachgewiesen.
Die höchsten Werte wurden in Penzing gemessen, aber auch in Neuburg sind diese noch so hoch, dass das dortige Landratsamt seit Kurzem rät, ein Erwachsener sollte nicht mehr als ein Kilogramm Aal im Jahr aus dem Gewässer verspeisen, berichtet Günter Krell, Vorsitzender der BN-Kreisgruppe Neuburg-Schrobenhausen. Im Landkreis Landsberg hingegen fällt die
Empfehlung deutlich allgemeiner aus. Anna Diem, Pressesprecherin des Landratsamts, verweist auf eine Information des Landesamts für Gesundheit aus dem November 2019. Darin wird darauf hingewiesen, dass Fische aus dem Verlorenen Bach „nicht für dauerhaften Verzehr geeignet“seien. Konkrete und aktuellere Informationen gebe es derzeit nicht, so Pressesprecherin Anna Diem.
Bei der digitalen Konferenz des Bund Naturschutz – an der auch die Kreisvorsitzenden aus den betroffenen Landkreisen teilnahmen – forderte die Organisation wegen der Gefahr für Mensch und Natur ein systematisches Monitoring. Günter Krell sagte: „Wir brauchen eine Untersuchung
nicht nur im Längs-, sondern auch im Querschnitt des Gewässers, um auch Verunreinigungen in der Umgebung zu erkennen.“Das betreffe beispielsweise den Auensee nördlich von Prittriching, hieß es. Alexander Helber, Vorsitzender Donau-Ries, sprach von einer „lokal begrenzten Naturkatastrophe.“
Folkhart Glaser, Vorsitzender der Kreisgruppe Landsberg, sagte: „Die PFC-Quelle Fliegerhorst Penzing ist seit Jahren bekannt.“Er verwies darauf, dass bereits im Jahr 2013 ein Trinkwasserbrunnen in Untermühlhausen wegen der festgestellten PFC-Belastung vom Netz genommen wurde. Glaser beklagt beim Thema PFC, dass es bislang insgesamt viel zu langsam vorangehe. „Es gibt ein Gutachten, das keiner kennt, und derweil tritt die Chemikalie immer weiter aus.“Er verwies auf die „massive gesundheitliche Gefährdung“, die von der Chemikalie ausgehe. Der Stoff baue sich im Körper nur sehr langsam wieder ab, betonte er.
Penzings Bürgermeister Peter Hammer kann die Kritik ein Stück weit nachvollziehen. „Als Außenstehender kann man natürlich den Eindruck gewinnen, dass nichts passiert, dem ist aber nicht so. Es wird derzeit ein hochkomplexes Gutachten erstellt. Mir ist wichtig, dass wir am Ende ein fundiertes Gutachten haben, statt irgendwelcher Schnellschüsse. Meine Hoffnung ist, dass damit auch ein Sanierungsplan und eine Zeitschiene verbunden sind.“Und bis Ende dieses Monats wolle die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (Bima) das Gutachten fertigstellen, so Hammer. Er hoffe, bis Mai Zugriff darauf zu bekommen.
„Das Thema ist für uns aus zwei Gründen wichtig. Zuerst geht es um die Gesundheit unserer Bürger und dann auch um die Frage, wann wir mit der Konversion des ehemaligen Fliegerhorsts beginnen können, der
Der Bund ist in der Pflicht
für die weitere Entwicklung der Gemeinde wichtig ist.“Die Kommune könne den Prozess aber nur kommunikativ unterstützen, handelnder Akteur sei der Bund beziehungsweise dessen Firma, die Bima. Peter Hammer hatte in der Vergangenheit wiederholt erklärt, dass er erwarte, dass der Verursacher Verantwortung für die Sanierung übernehme, und er den Eindruck habe, dass dies auch passieren werde.