Landsberger Tagblatt

Olga Grjasnowa zum Leben in vielen Sprachen

- Anna Katharina Schmid

Es ist ein Phänomen mit vielen Facetten: Mehrsprach­igkeit. Bei einigen Menschen gilt sie als schick und elitär, bei anderen wiederum als Bildungsfe­rne. Olga Grjasnowa, geboren in Aserbaidsc­han, aufgewachs­en in Deutschlan­d und Star-Autorin der hiesigen postmigran­tischen Literatur, widmet sich dem scheinheil­igen Umgang mit Mehrsprach­igkeit in der deutschen Gesellscha­ft. Sie schreibt: „Mehrsprach­igkeit ist weder ein Privileg noch ein Problem.“Anstatt diese gerade bei Kindern zu fördern, werde sie oft als Risiko für den Bildungser­folg und die frühkindli­che Erziehung stigmatisi­ert. Dabei sei Einsprachi­gkeit, das Aufwachsen mit nur einer Sprache, bei 7000 Sprachen und 195 Staaten eine Seltenheit – die sich jedoch bei einer mächtigen Minderheit befinde.

Grjasnowa spricht viel aus eigener Erfahrung und beschreibt in lebhaften Anekdoten, wie sie zwischen ihren Sprachen wechselt: Englisch mit ihrem Mann, Russisch mit ihren Kindern und Deutsch als Sprache ihrer Texte. Jede habe ihre Eigenheite­n, Vorteile, Nachteile. Die 36-Jährige beleuchtet die Schönheit von Wortspiele­n, das eigentümli­che Konzept der Mutterspra­che und den Mangel an Möglichkei­ten multilingu­aler Bildung. Sie schreibt: „Bildung ist keine Ware, auch wenn sich mit ihr ein Vermögen umsetzen lässt.“In „Die Macht der Mehrsprach­igkeit“zeichnet Grjasnowa ein fasziniere­ndes Bild der Sprachenwe­lt und findet klare Worte für ihre noch ungenutzte­n Möglichkei­ten.

 ??  ?? Olga Grjasnowa: Die Macht der Mehrsprach­igkeit Dudenverla­g, 128 Seiten, 12 Euro
Olga Grjasnowa: Die Macht der Mehrsprach­igkeit Dudenverla­g, 128 Seiten, 12 Euro

Newspapers in German

Newspapers from Germany