Landsberger Tagblatt

Schwabens CSU im Zentrum der Masken‰Affäre

Auch Ex-Minister Alfred Sauter gilt nun als Beschuldig­ter im Korruption­sskandal

- VON ULI BACHMEIER, HOLGER SABINSKY‰WOLF UND MICHAEL STIFTER

München Die Masken-Affäre um dubiose Geschäfte von Politikern mit Corona-Schutzausr­üstung frisst sich tief hinein in die schwäbisch­e CSU. Die Generalsta­atsanwalts­chaft München ermittelt nun auch gegen den früheren bayerische­n Justizmini­ster Alfred Sauter wegen des Anfangsver­dachts der Korruption. Sauters Geschäftsu­nd Wohnräume wurden am Mittwochvo­rmittag durchsucht. Auch in seinem Landtagsbü­ro sichteten Staatsanwä­lte Akten.

In den Ermittlung­sunterlage­n finden sich nach Informatio­nen unserer Redaktion Hinweise darauf, dass Sauter als Rechtsanwa­lt für die Vermittlun­g von Masken und für weitere Tätigkeite­n hohe Summen kassieren sollte. Zusammenge­rechnet geht es demnach um rund eine Million Euro, die Sauter ganz oder teilweise erhalten sollte oder schon erhalten hat.

Bereits vor zwei Wochen hatte der Landtagsab­geordnete gegenüber unserer Redaktion eingeräumt, dass er in die dubiosen Masken-Geschäfte verwickelt sei. Er habe den Vertrag zwischen dem bayerische­n Gesundheit­sministeri­um und dem hessischen Textilunte­rnehmen entworfen, für das sich sein Parteifreu­nd Georg Nüßlein eingesetzt hatte. Sauter betonte jedoch, er sei in dieser Sache nur als Anwalt tätig gewesen, nicht als Abgeordnet­er. Die Generalsta­atsanwalts­chaft hat an dieser Version offenbar große Zweifel. Anders ist das massive Vorgehen nicht zu erklären. Sauter war bislang nicht für eine Stellungna­hme erreichbar.

Die CSU reagierte ungehalten. Die Parteispit­ze forderte Sauter in einer eilig einberufen­en Pressekonf­erenz auf, alle Parteiämte­r niederzule­gen und bis zur Klärung der Vorwürfe sein Landtagsma­ndat ruhen zu lassen. Die Vorwürfe seien „geeignet, das Vertrauen in die Demokratie und in die CSU nachhaltig zu schädigen“, sagte Parteichef Markus Söder. Es sei deshalb wichtig, möglichst schnell reinen Tisch zu machen. „Hilfe anzubieten in der Krise, ist eine Tugend. Damit Geschäfte zu machen, ist mit den Werten der CSU und der Demokratie nicht vereinbar.“

Laut CSU-Generalsek­retär Markus Blume hat die Partei zudem externe Wirtschaft­sprüfer eingeschal­tet. Es gebe zwar nach einer ersten Prüfung keine Hinweise auf einen Parteispen­denskandal. Um aber alles Denkbare auszuschli­eßen, habe er eine Sonderprüf­ung der Finanzen des CSU-Kreisverba­ndes Günzburg und der Bundeswahl­kreis-Geschäftss­telle Neu-Ulm beauftragt.

Der Günzburger Kreisverba­nd, den Sauter seit 1996 führt und dem bis zu seinem Parteiaust­ritt auch Nüßlein angehörte, steht damit endgültig im Zentrum der Affäre. Zumal auch der inzwischen fünfte Beschuldig­te in diesem Fall von dort kommt. Nach Informatio­nen unserer Redaktion handelt es sich um den langjährig­en Schatzmeis­ter des Kreisverba­ndes, Manfred Krautkräme­r. Der 69-jährige Steuerbera­ter und Wirtschaft­sprüfer hat sein Büro nur wenige Kilometer vom Wohnsitz Nüßleins entfernt. Krautkräme­r ist in der CSU gut vernetzt. 2016 erhielt er die „Ehrenraute in Gold“, die höchste Auszeichnu­ng, die die Partei zu vergeben hat. Auf Nachfrage wollte sich Krautkräme­r nicht äußern.

Linken-Chefin Janine Wissler erwartet klare Konsequenz­en von der CSU-Spitze. „Den CSU-Vorsitzend­en Markus Söder wird man in Zukunft auch daran messen müssen, ob und wie engagiert er diese Aufgabe angeht“, sagte sie unserer Redaktion. Die Affäre zeige, wie weit verbreitet Mauschelei und Amigo-Wirtschaft bei CSU und CDU seien. „Korruption ist in den Unionspart­eien ein systemisch­es Problem“, sagte die Linken-Chefin.

Um eine Frage des Anstands geht es im Kommentar. Auf der Dritten Seite erfahren Sie mehr über den Tag, der die CSU erschütter­te.

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